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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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bist heute aber motiviert«, sagte Marvin angesichts der Tatsache, dass Laurie in Windeseile ins Kellergeschoss gefahren war, sich die Schutzkleidung übergezogen und den Obduktionssaal betreten hatte. Außer ihnen beiden war nur ein weiteres Team bereits bei der Arbeit und beschäftigte sich gerade mit der weiblichen Wasserleiche. Laurie hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, einen Blick auf deren Fortschritte zu werfen.
    »Ich möchte heute so effizient wie irgend möglich arbeiten«, gestand Laurie. »Ich lasse dich auf keinen Fall wieder so in der Luft hängen wie gestern, versprochen. Und ich möchte mich nochmals dafür entschuldigen. Ich war abgelenkt und habe jedes Zeitgefühl verloren.«
    »Kein Problem«, erwiderte Marvin. Es war ihm sichtlich unangenehm, dass Laurie sich zu dieser Entschuldigung genötigt fühlte.
    Laurie klopfte Ramonas Haut ab und betrachtete sie sorgfältig. Sie fühlte sich schwammig an, und es hatten sich zahlreiche kleine Abszesse gebildet. Wäre sie noch am Leben gewesen, dann hätte sich die Epidermis vermutlich großflächig abgeschält.
    Laurie machte ein paar Fotos und fing dann mit der eigentlichen Untersuchung an. Sie erledigte ihre Arbeit schnell und schweigsam. Wenn Marvin ihr eine Frage stellte, dann gab sie ihm geistesabwesende Antworten, und er ließ es bald sein. Sie arbeiteten so oft zusammen, dass es wenig Anlass gab, zu sprechen.
    Wie bei David Jeffries, so war auch hier der neben dem weitläufigen Hautausschlag auffallendste pathologische Befund in den Lungen zu finden. Beide Flügel waren mit Flüssigkeit gefüllt und von zahllosen kleinen Abszessen überzogen, die, wenn die Patientin länger am Leben geblieben wäre, zu immer größeren Einheiten zusammengewachsen wären. Wie bei Jeffries, so war auch hier die Nekrose des Gewebes sehr weit fortgeschritten.
    Als die letzte Naht vollendet und die Obduktionswunde wieder verschlossen war, trat Laurie einen Schritt nach hinten. Sie ließ den Blick durch den Saal wandern. Jetzt waren alle acht Tische besetzt. Drüben an der Tür sah sie Jack, Lou und Vinnie stehen, die immer noch mit der Wasserleiche beschäftigt waren.
    »Das war eine der schnellsten Obduktionen, die ich je erlebt habe«, meinte Marvin, während er anfing, sauber zu machen.
    »Wie lange brauchst du, bis du den nächsten Fall vorbereitet hast?«, wollte Laurie wissen.
    »Eine Viertelstunde oder so«, erwiderte Marvin. »Möchtest du die beiden in einer bestimmten Reihenfolge bearbeiten?«
    »Ist mir egal«, meinte Laurie. »Ich könnte es dir nicht verübeln, wenn du mir nicht glaubst, aber ich gehe nur kurz nach oben, um ein einziges Telefonat zu führen, dann bin ich wieder da.«
    Marvin lächelte.
    Laurie blieb kurz an Jacks Tisch stehen und erkundigte sich scherzhaft, wieso es denn so lange dauerte. Jack galt allgemein als einer der schnellsten Sezierer am Institut.
    »Weil diese beiden Quasselstrippen die ganze Zeit wie zwei alte Klatschweiber miteinander tratschen«, sagte Vinnie missmutig.
    »Wir sind bloß gründlich«, meinte Jack. »Zum Beispiel wissen wir schon vor der mikroskopischen Untersuchung und der Laborprüfung, dass diese junge Frau hier ziemlich brutal vergewaltigt worden ist.«
    »Was automatisch zu der Frage führt, ob es sich um eine Vergewaltigung mit anschließendem Mord oder aber um einen vorsätzlichen Mord in Verbindung mit einer Vergewaltigung handelt«, fügte Lou hinzu.
    »Bedauerlicherweise kann uns die Obduktion keine Antwort auf diese Frage geben«, meinte Jack.
    Laurie verabschiedete sich und betrat den Waschraum, wo sie die Latexhandschuhe und den Tyvek-Overall in den Müllbehälter warf. Den Gesichtsschutz wischte sie mit Alkohol sauber und legte ihn in ihren Spind. Fest entschlossen, Marvin nicht warten zu lassen, hetzte sie die Treppe hinauf.
    In ihrem Büro angekommen, wählte Laurie Dr. Silvia Salernos Nummer im Institut für Infektionskrankheiten. Als es am anderen Ende der Leitung anfing zu klingeln, klemmte sie den Hörer zwischen Kinn und Schulter fest, um beide Hände frei zu haben. Dann suchte sie sich aus den auf ihrem Schreibtisch gestapelten Akten Chets Fall heraus, eine gewisse Julia Francova. Sie schlug die Akte auf, weil sie hoffte, gleich die genaue Bestimmung des MRSA-Subtyps eintragen zu können.
    Als nicht sofort jemand ans Telefon ging, blickte Laurie auf die Uhr. Es war jetzt kurz vor neun, das CDC musste bereits geöffnet haben. »Nun mach schon, mach schon!«, drängte Laurie. »Geh schon

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