Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
Krankenhauses erworbenen Keimen zugerechnet wird und nicht den antibiotikaresistenten Staphylokokken, die seit zehn, fünfzehn Jahren regelmäßig in Krankenhäusern auftauchen.«
»Was bedeutet, dass der Patient das Bakterium höchstwahrscheinlich von außen eingeschleppt und nicht im Krankenhaus erworben hat.«
»Gut möglich«, meinte Laurie zustimmend. »Aber das kann man nicht wissen. Ist dir das denn wirklich völlig egal? Ich meine, das Opfer war ungefähr in deinem Alter, hatte die gleiche Verletzung wie du und hat sich im gleichen Krankenhaus genau der gleichen Operation unterzogen, die auch du machen lassen willst. Also, mich würde das jedenfalls nachdenklich machen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
»Um ehrlich zu sein, die Möglichkeit einer postoperativen Infektion hat mich durchaus beschäftigt«, räumte Jack ein. »Vielleicht sogar mehr als alles andere. Deshalb habe ich ja Dr. Anderson nach seiner Infektionsstatistik gefragt und seit meiner Verletzung nur noch antibakterielle Seife verwendet. Ich werde verdammt noch mal alles unternehmen, um nicht irgendwelche bakteriellen Trittbrettfahrer mit ins Krankenhaus zu schleppen.«
Jack schnippte mit dem Finger gegen Vinnies Zeitung, sodass dieser zusammenzuckte.
»Lass das!«, grollte Vinnie, als er sich von seinem Schock erholt und den Übeltäter erkannt hatte. »Bitte, lieber Gott, verschone mich vor dieser selbsternannten Superspürnase der Kriminaltechnik, auf dass wir nicht schon wieder gegen die Vorschriften verstoßen und zu früh mit der Arbeit anfangen«, fügte Vinnie sarkastisch und scheinbar respektlos hinzu. Vinnie und Jack brachten einander so viel Respekt entgegen, dass solche Verbalscharmützel überhaupt kein Problem waren, und genau genommen verstießen sie tatsächlich gegen die Vorschriften. Der Oberste Gerichtsmediziner Bingham hatte per Dekret bestimmt, dass Punkt 7.30 Uhr mit den Obduktionen zu beginnen war, auch wenn sich niemand daran hielt. Jack war immer zu früh dran, was zum Teil auch auf Vinnies Bereitschaft zurückzuführen war, seine Kaffeepause abzukürzen, während alle anderen Gerichtsmediziner einschließlich Laurie regelmäßig zu spät kamen, da sowohl Bingham als auch sein Stellvertreter, Calvin Washington, kaum einmal persönlich anwesend waren, um die Anordnung auch durchzusetzen.
»Die Superspürnase will den Super-Pathologieassistenten auf der Stelle drunten im ›Schacht‹ sehen«, sagte Jack an die Rückseite der Zeitung gewandt, hinter der sich Vinnie trotzig wieder verschanzt hatte.
Laurie fragte Riva, ob sie David Jeffries obduzieren dürfte.
»Selbstverständlich«, erwiderte Riva. »Aber der Tag wird ziemlich hektisch. Du musst mindestens noch einen dazunehmen. Hast du einen bestimmten Wunsch?«
»Klar«, sagte Laurie geistesabwesend. Sie war bereits wieder mit David Jeffries’ Krankengeschichte beschäftigt.
»Nun mach schon, Vinnie«, rief Jack, der auf seine Krücken gestützt vor der Tür zur Telefon- und Kommunikationszentrale stand. Vinnie hatte sich schon wieder in seine Zeitung vertieft.
»Ich bin da!«, rief jetzt eine Stimme. »Der Tag kann also offiziell beginnen.«
Alle Blicke gingen zur Tür, die in die Anmeldung hinausführte. Selbst Vinnie, der Jack immer noch ignorierte, ließ seine Zeitung sinken, um nachzusehen, wer da angekommen war. Es war Chet McGovern, Jacks Büropartner. »Habt ihr mir wenigstens was halbwegs Spannendes übrig gelassen? Verdammt noch mal, ich müsste hier auf dem Fußboden übernachten, damit ich nicht mit den Fällen abgespeist werde, die sonst keiner haben will.« Nachdem er seinen Mantel über einen unbesetzten Sessel geworfen hatte, stellte er sich hinter Riva und ging die Akten durch. Im Stil einer Grundschullehrerin klopfte sie ihm im Scherz mit einem dreißig Zentimeter langen Holzlineal auf die Finger.
»Na, du hast ja gute Laune, Alter«, sagte Jack. »Gibt es einen besonderen Grund dafür? Wieso bist du eigentlich jetzt schon da?«
»Ich konnte nicht schlafen. Gestern Abend habe ich im Fitnessclub eine sehr beeindruckende Geschäftsfrau kennengelernt. Vielleicht sitzt sie in irgendeinem Vorstand oder so was in der Art. Heute Morgen bin ich früh aufgewacht, und seitdem überlege ich, wie ich sie zu einem Date überreden könnte.«
»Frag sie doch«, schlug Laurie vor.
»Oh, na klar, als ob ich das nicht schon längst getan hätte.«
»Und sie hat Nein gesagt?«
»Gewissermaßen«, meinte Chet.
»Na ja, dann frag sie noch mal«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher