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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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paranoid zu werden! Ich frage ja nur, als dein Freund.«
    Jack wandte sich wieder seinem Overall zu. »Tut mir leid, dass ich dich so angeschnauzt habe. Es ist nur so, dass Laurie, seit ich diesen Operationstermin gemacht habe, ständig versucht, mich davon abzubringen. Und ich bin in dem Punkt ziemlich empfindlich, weil ich das verdammte Ding endlich geflickt haben will.«
    »Verstehe«, erwiderte Lou.
    Nachdem die Kapuzen festgezurrt waren und winzige, batteriebetriebene Ventilatoren dafür sorgten, dass ihre Atemluft durch hoch effiziente Luftpartikelfilter, sogenannte HEPA-Filter, geleitet und gereinigt wurde, betraten die beiden Männer den fensterlosen Obduktionssaal, in dem sich seit beinahe fünfzig Jahren praktisch nichts Entscheidendes verändert hatte. Die acht Obduktionstische aus Edelstahl waren stumme Zeugen der schätzungsweise fünfhunderttausend Leichen, die hier auf der Suche nach ihrem kriminalpathologischen Geheimnis mit äußerster Sorgfalt zerlegt worden waren. Über jedem Tisch hingen eine altmodische Federwaage und ein Diktiermikrofon. An einer Wand waren Arbeitsplatten aus Resopal und Waschbecken aus Speckstein zum Auswaschen der Innereien aufgereiht, während an einer anderen Wand gläserne Instrumentenschränke standen, die vom Boden bis zur Decke reichten und deren Inhalt sehr stark an ein Horrorkabinett erinnerte. Daneben befanden sich ein paar von hinten beleuchtete Röntgensichtgeräte. Die gesamte Szenerie wurde von zahlreichen Leuchtstoffröhren in ein grelles, blauweißes Licht getaucht, das jedem im Raum befindlichen Gegenstand sämtliche Farbe zu entziehen schien, ganz besonders aber dem geisterhaft bleichen Leichnam auf dem ersten Tisch.
    Während Vinnie sich weiter seinen Vorbereitungen widmete und Instrumente, Reagenzgläser, Konservierungsstoffe, Etiketten, Spritzen und Aufkleber zur Kennzeichnung von Indizien bereitlegte, traten Jack und Lou vor ein Röntgensichtgerät und schauten sich die Ganzkörperaufnahmen an, die Vinnie bereits eingelegt hatte – eines von vorne, das andere von der Seite aufgenommen.
    Nach einem Blick auf die Inventarnummer betrachtete Jack sich die Bilder. Dann sagte er: »Ich glaube, du hast recht.«
    »Inwiefern?«, wollte Lou wissen.
    »In Bezug auf das Kaliber«, erwiderte Jack. Er deutete auf eine zylindrische, etwa fünf Millimeter lange, helle Stelle im unteren Bereich des Schädels. Da Pistolenkugeln aus Metall bestehen, absorbieren sie Röntgenstrahlen zu hundert Prozent, und da Röntgenbilder immer als Negative betrachtet werden, erscheinen sie immer in der jeweiligen Hintergrundfarbe.
    »Kaliber zweiundzwanzig, würde ich sagen«, meinte Lou und beugte sich dicht vor das Sichtgerät.
    »Ich denke, dass du auch mit der Vermutung, es könnte eine Hinrichtung gewesen sein, richtig liegst«, sagte Jack jetzt. »Auf dem Film sieht man jedenfalls eindeutig, dass die Kugel im Hirnstamm steckt, also genau da, wo ein professioneller Killer hinzielen würde. Sehen wir uns mal die Einschusswunde an.«
    Mit Vinnies Unterstützung drehte Jack den Leichnam auf die Seite. Zuerst machte er ein digitales Foto. Dann schob er mit seiner behandschuhten Hand an der Stelle, wo die Kugel in den Schädel des Opfers eingedrungen war, die Haare beiseite. Da die Leiche im Hudson River getrieben hatte, war der Großteil des Blutes abgewaschen worden.
    »Ein Schuss aus kurzer Entfernung«, sagte Jack, »aber nicht aufgesetzt, sonst wären die Wundränder sternförmig und nicht so kreisrund wie diese hier.« Er machte noch ein Foto.
    »Aus welcher Entfernung?«, wollte Lou wissen.
    Jack zuckte mit den Schultern. »Nach den Schmauchspuren zu urteilen, schätzungsweise dreißig Zentimeter. Wenn man die Position der Einschusswunde in Relation zur Lage der Kugel auf dem Röntgenbild setzt, dann würde ich sagen, dass der Täter sich in erhöhter Position hinter dem Opfer befunden hat. Vielleicht hat das Opfer ja gesessen. Diese These wird dadurch gestützt, dass die Schmauchspuren unterhalb der Eintrittswunde ein kleines bisschen deutlicher zu erkennen sind als oberhalb.«
    »Noch ein Argument für die Hinrichtungstheorie.«
    »Dagegen lässt sich nichts sagen.«
    Jack vermaß nun die Wunde und ihre genaue Lage und fotografierte sie noch einmal, diesmal mit einem daneben liegenden Lineal. Dann löste er mit einem Skalpell ein wenig Ruß aus verschiedenen, punktförmigen Schmauchspuren und ließ die Materialproben in ein Reagenzglas fallen. Schließlich machte er noch ein

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