Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
wie Sal D’Ambrosio, die waren Laurie deutlich weniger lieb. Auch mit dem sarkastischen schwarzen Humor, dem manche so ausführlich huldigten, konnte sie nur wenig anfangen. Sie hatte David Jeffries’ Fall kurz geschildert, hatte deutlich gemacht, dass es sich um eine Infektion handelte, und Marvin gebeten, den Leichnam zur Obduktion vorzubereiten, und er hatte schlicht geantwortet: »Kein Problem. Gib mir fünfzehn Minuten, dann können wir loslegen.«
    Während der Fahrt vom vierten Stock in das Kellergeschoss, in dem die Leichen aufbewahrt und obduziert wurden, überlegte sie, was Jeffries’ Obduktion wohl ergeben würde. Dem Bericht des kriminaltechnischen Assistenten zufolge hatte der Mann alle Symptome eines toxischen Schock-Syndroms gezeigt: hohes Fieber, deutlich sichtbare Wundinfektionen an beiden Operationswunden, Durchfall in Verbindung mit Unterleibsschmerzen, Erbrechen, große Erschöpfung, niedriger Blutdruck, keine Reaktion auf medikamentöse Behandlung, kaum Urin, stark beschleunigte Herzfrequenz sowie Atemnot in Verbindung mit blutigem Schleim. Laurie schauderte, als sie daran dachte, wie schnell er der Krankheit erlegen war und wie aggressiv dieses Bakterium sein musste. Darüber hinaus konnte sie sich des besorgniserregenden Gedankens nicht erwehren, dass dieser Fall ein böses Omen war, da es sich um die gleiche Operation, ja, sogar um das gleiche Knie wie bei Jack gehandelt hatte. Er hatte diese Tatsache ja einfach ignoriert, aber das konnte sie nicht. Jetzt war sie fester entschlossen als je zuvor, Jack wenigstens zu einer Verschiebung seiner Operation zu überreden. So bewirkte David Jeffries’ tragischer Tod vielleicht sogar noch etwas Gutes. Unter Umständen stieß sie bei der Obduktion ja auf etwas Neues oder Unerwartetes, das Jack veranlassen konnte, seine Meinung zu ändern. Das war auch der Grund, wieso sie diesen Fall übernehmen wollte. Ansonsten vermied sie es im Allgemeinen, mit Infektionsopfern in Berührung zu kommen. Sie hatte es noch niemandem gegenüber zugegeben, aber sie waren ihr irgendwie unangenehm. Doch als sie jetzt den Umkleideraum ansteuerte, da musste sie sich eingestehen, dass sie sich noch nie mit solcher Spannung und freudiger Erwartung an die Arbeit gemacht hatte.
    Schnell zog Laurie sich um, schlüpfte zuerst in einen Satz Operationskleidung und dann in den Schutzanzug, der nach Gebrauch entsorgt wurde. Die neue Schutzkleidung war zwar weitaus weniger sperrig und unhandlich als die alten »Raumanzüge«, aber trotzdem nörgelte sie, genau wie alle anderen, gelegentlich über die Schutzmaßnahmen. Doch jetzt, da sie es mit einer tödlich verlaufenen Infektionserkrankung zu tun hatte, war sie froh darüber. Sorgfältig reinigte sie den Gesichtsschutz aus durchsichtigem Plastik – selbst winzige Schmierspuren irritierten sie – und schaltete den Ventilator ein, bevor sie sich die ganze Vorrichtung über den Kopf stülpte. So vorbereitet trat sie in den Schacht.
    Unmittelbar hinter der Tür blieb sie stehen und nahm das sich bietende Bild in sich auf. An vier Tischen wurde bereits gearbeitet. Auf dem, der am dichtesten bei ihr stand, lag die Leiche eines extrem blassen Asiaten. Drei Menschen umlagerten seinen aufgeklappten Schädel. Das blutige Gehirn schillerte im erbarmungslosen Neonlicht. Laurie konnte zwar keine Gesichter hinter den Schutzmasken erkennen, nahm aber an, dass es sich um Jack, Lou und Vinnie handelte, weil sie als Erste angefangen hatten.
    Auch am nächsten Tisch waren drei Leute beschäftigt, und als Laurie genauer hinsah, wurde sie rot. Sie hatte ganz vergessen, dass der Chef, Dr. Harold Bingham, heute erwartet wurde. Er kam nur selten in den Obduktionssaal, da er den überwiegenden Teil seiner Zeit mit Verwaltungstätigkeiten oder im Zeugenstand bei wichtigen Prozessen verbrachte. Er war leicht zu erkennen, nicht nur aufgrund seiner beinahe quadratischen Silhouette, sondern auch wegen seiner durchdringenden Baritonstimme, die durch den gekachelten Raum dröhnte. Gerade hielt er eine seiner spontanen Vorlesungen, in deren Verlauf er jedes Mal erörterte, warum der gegenwärtige Fall ihn an einen seiner zahllosen vorangegangenen Fälle erinnerte. Während er redete, machte ein zartes Persönchen, das ihm gegenüber auf einem Hocker stand und bei dem es sich vermutlich um Lauries Büropartnerin Riva handelte, die eigentliche Arbeit. Dafür unterbrach Bingham seinen Monolog in regelmäßigen Abständen, um ein paar abfällige Bemerkungen über

Weitere Kostenlose Bücher