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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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übel, das muss ich zugeben. Da sieht man mal, was passieren kann, wenn man zu viele kubanische Zigarren raucht.«
    »Jack«, sagte Laurie, ohne auf seinen etwas bemühten Scherz einzugehen, »warum bleibst du nicht noch ein bisschen hier? Ich finde, du solltest dir das volle Ausmaß dieser postoperativen Infektion einmal anschauen. Dieser arme Kerl hier ist buchstäblich und in rasantem Tempo von innen aufgefressen worden. Das ist die wahrscheinlich beste Propaganda gegen vermeidbare operative Eingriffe, die ich je gesehen habe.«
    »Danke für die Einladung, aber ich habe noch zwei Fälle zu erledigen, bevor Lou mir aus den Latschen kippt«, meinte Jack. »Und außerdem … ich weiß genau, wie du tickst, besonders nach deiner wenig zurückhaltenden Bemerkung, dass das Opfer unmittelbar vor seinem Tod noch auf dem OP-Tisch gelegen hat. Ich weiß genau, welches höhere Motiv hinter deiner freundlichen Einladung steckt. Also überlasse ich den Spaß wieder euch beiden.« Mit kurzem Winken wandte er sich zum Gehen.
    »Wie war denn dein erster Fall?«, erkundigte sich Laurie. Gerade war ihr wieder eingefallen, wie sehr Lou sich dafür interessiert hatte. »Was hast du entdeckt?«
    »Nicht besonders viel. Wir haben eine Kugel Kaliber 22 geborgen, was immer das nützen mag. Lou sagt, sie stammt aus einer Remington-Hochdruckhohlspitzpatrone, aber vielleicht wollte er damit ja bloß Eindruck schinden. Das Ding ist ein bisschen zerknautscht, nachdem es den Schädel durchschlagen hat. Außerdem hatte das Opfer ein paar Hautabschürfungen und Druckstellen an den Beinen, die darauf hindeuten, dass er mit Ketten gefesselt war, möglicherweise an ein Gewicht. Ich glaube, er sollte versenkt werden, das deutet darauf hin, dass er nicht vom Ufer, sondern von einem Schiff aus ins Wasser geworfen wurde. Lou glaubt, das sei wichtig. Davon und von einer leichten Leberzirrhose abgesehen, war der Kerl gesund.«
    Als Jack sich humpelnd entfernt hatte, erkundigte sich Marvin, was Jack denn mit diesem höheren Motiv gemeint hatte.
    »Wir sind uns über den Zeitpunkt seiner Knieoperation nicht einig«, sagte Laurie, ohne näher darauf einzugehen. »Und jetzt, zurück an die Arbeit.«
    »Was hast du denn entdeckt?«, wollte Arnold Besserman jetzt wissen. Er arbeitete am Nachbartisch und hatte das Gespräch zwischen Laurie und Jack mitbekommen. Arnold war der dienstälteste Gerichtsmediziner hier am OCME. Jack hielt ihn für steinalt, unmodern und konfus, doch Laurie besaß zu ihm, wie zu den meisten anderen auch, einen freundschaftlichen Kontakt.
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich kurz störe?«
    »Aber natürlich nicht«, erwiderte Laurie mit ernster Miene. Genau diese gegenseitigen Besuche an den anderen Tischen machten ihre Arbeit im gerichtsmedizinischen Obduktionssaal der Stadt New York so erfreulich und anregend.
    »Ein ziemlich ungewöhnlicher Fall«, sagte Laurie. »Schau dir mal diese Lunge an. Ich habe noch nie eine nosokomiale nekrotisierende Pneumonie von solchem Ausmaß gesehen, und sie hat sich anscheinend innerhalb von nicht einmal zwölf Stunden entwickelt.«
    »Beeindruckend«, meinte Arnold beipflichtend, als er die Schnitte in David Jeffries’ Lunge betrachtete. »Lass mich raten: eine Staphylokokkeninfektion. Hab ich recht?«
    »Auf den Punkt.« Laurie war beeindruckt.
    »Ich habe in den letzten drei Monaten drei ähnliche nosokomiale Fälle gehabt, der letzte ist ungefähr zwei Wochen her«, sagte Arnold. »Meine Fälle waren vielleicht nicht ganz so stark ausgeprägt, zumindest nicht alle, aber immer noch schlimm genug. Bei allen war der auslösende Keim ein methicillinresistenter Stamm, der nicht aus dem Krankenhaus selbst stammte, der sich aber allem Anschein nach mit klinikinternen Bakterien gekreuzt hat.«
    »Genau denselben Fall scheine ich hier auch zu haben«, sagte Laurie und war noch tiefer beeindruckt.
    »Der Stamm wird CA-MRSA genannt, im Unterschied zu der üblichen nosokomialen, im Krankenhaus erworbenen MRSA, der sogenannten HA-MRSA.«
    »Ich kann mich erinnern, dass ich mal etwas darüber gelesen habe«, meinte Laurie. »Vor fünf oder sechs Monaten gab es da einen Fall, einen Footballspieler, der sich im Umkleidraum angesteckt hatte und den die Infektion einen Großteil seines Oberschenkels gekostet hat.«
    »Das war Kevins Fall«, erwiderte Arnold. Kevin Southgate hatte ein Jahr nach Arnold am OCME angefangen und gehörte damit ebenfalls zu den erfahreneren Mitarbeitern. Als die beiden Alten hatten sich

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