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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Hände?«, fragte Marvin.
    Laurie nickte.
    »Wie kommt es, dass die Haut sich da so abgeschält hat?«
    »Staphylokokken sondern eine Menge Giftstoffe ab. Einer davon bringt die Hautzellen dazu, ihre Nachbarzellen abzustoßen.«
    »Bääh«, sagte Marvin.
    Laurie nickte erneut. Das hier war nicht die erste Staphylokokkeninfektion, die sie zu Gesicht bekam, aber mit Sicherheit die schlimmste.
    »Was die Kulturröhrchen angeht, davon habe ich genug hier«, sagte Marvin.
    »Wie sieht es mit Spritzen aus?«
    »Auch jede Menge.«
    »Also gut, dann wollen wir mal«, sagte Laurie und zog das an der Decke befestigte Mikrofon heran.
    »Willst du noch die Röntgenbilder sehen? Ich hab den Film jedenfalls schon mal eingelegt.«
    Laurie trat vor das Röntgensichtgerät und sah sich die Bilder an. Marvin stellte sich hinter sie und schaute ihr über die Schulter.
    »Die Röntgengeräte sind ja eigentlich eher dazu da, Fremdkörper und Knochenbrüche zu entdecken«, sagte Laurie. »Aber trotzdem, auf den Bildern kann man die Lungenentzündung und ihre große Ausdehnung sehr schön erkennen. Sieht so aus, als wären die Lungen voller Flüssigkeit.«
    »Hmmm«, sagte Marvin. Für ihn waren Röntgenaufnahmen ein einziges, großes Rätsel. Er hatte keine Ahnung, wie die Ärzte auf diesen verschwommenen Bildern auch nur ansatzweise etwas erkennen konnten.
    Laurie wandte sich wieder dem Leichnam zu und schloss die äußere Untersuchung ab. Nachdem sie noch einmal überprüft hatte, ob der Endotrachealtubus korrekt in die Luftröhre eingeführt worden war, zog sie ihn heraus. Diesen Beatmungsschlauch hatten ihm die Ärzte gelegt, um seine Atemnot zu lindern. Sie fing den daran klebenden, blutigen Schleim in einem Kulturröhrchen auf. Dann überprüfte sie den korrekten Sitz der zahlreichen Infusionsschläuche, zog sie danach ebenfalls heraus und legte von jedem eine Kultur an. Sämtliche Schläuche und Infusionsnadeln mussten auf Anweisung der Gerichtsmedizin im Körper des Verstorbenen verbleiben, damit sichergestellt werden konnte, dass sie den Tod des Patienten nicht irgendwie mit verursacht hatten. Auch den Eiter, der sich an den Operationsnarben gebildet hatte, steckte sie in ein Kulturröhrchen.
    Nach dem Abschluss der äußeren Untersuchung und dem Diktat ihrer Ergebnisse begann Laurie die innere Untersuchung, die üblicherweise mit einem Y-Schnitt eingeleitet wurde. Dazu führte sie das Skalpell von beiden Schultern ausgehend zur Körpermitte und dann in einem geraden Schnitt bis zum Schambein hinab. Sie arbeitete schweigend, ohne die üblichen Plaudereien mit Marvin, der ein gelehriger Schüler war.
    Eine Zeitlang blieb auch Marvin stumm. Er spürte Lauries ehrfürchtiges Staunen angesichts der Bösartigkeit der Mikrobe, die in David Jeffries’ Körper solch verheerende Schäden angerichtet hatte. Erst als Laurie das Herz und die Lunge entnahm und in die Pfanne legte, die er bereithielt, unterbrach er das Schweigen. »Scheiße, Mann«, meinte er. »Das Schätzchen wiegt ja eine Tonne.«
    »Ist mir auch aufgefallen«, sagte Laurie. »Ich schätze mal, dass beide Lungenflügel randvoll mit Flüssigkeit sind.« Nachdem sie die beiden Lungenflügel voneinander getrennt und jeden separat gewogen hatte, zerschnitt sie das Gewebe mit zahlreichen Schnitten. Eine Mischung aus Ödemflüssigkeit, Blut, abgestorbenem Gewebe und Eiter trat hervor.
    »Oh, Gott!«, sagte Marvin. »Das ist ja eklig.«
    »Hast du schon mal was von fleischfressenden Bakterien gehört?«
    »Ja, schon, aber ich habe gedacht, die sitzen in den Muskeln.«
    »Hier haben wir einen ähnlichen Prozess, nur eben in den Lungen und mit einem sehr viel schnelleren Verlauf. Die offizielle Bezeichnung lautet ›nekrotisierende Pneumonie‹, also tödlich verlaufende Lungenentzündung. Man kann sogar schon die Abszesse im Anfangsstadium erkennen.« Mit der Spitze ihres Skalpells deutete Laurie auf winzige Aushöhlungen.
    »Ich habe das Gefühl, als hättet ihr viel zu viel Spaß miteinander«, sagte Jack, der sich lautlos an Lauries Seite geschoben hatte.
    Laurie stieß ein kurzes, sarkastisches Lachen aus, sodass ihr Gesichtsschutz beschlug. Sie warf Jack einen kurzen Blick zu, bevor sie ihm den aufgeschnittenen Lungenflügel zeigte. »Wenn du einen besonders schlimmen Fall von nekrotisierender Pneumonie Spaß nennen willst, dann haben Marvin und ich gerade einen Heidenspaß.«
    Jack prüfte mit seinem behandschuhten Zeigefinger die Schwellung des Lungengewebes. »Ziemlich

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