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Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Titel: Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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schon nach zehn Uhr abends, und schon wieder klingelte das Telefon. Er hatte das Gefühl, als hätte er den ganzen Abend nichts anderes gemacht, als zu telefonieren. Zunächst hatte sein Stellvertreter aus der Behörde für medizinischen Tourismus ihm mitgeteilt, was er selbst erst wenige Minuten zuvor von einem unmittelbaren Untergebenen erfahren hatte: dass nämlich CNN bedauerlicherweise von einem weiteren toten amerikanischen Patienten in einer indischen Privatklinik berichtete. Das war der dritte innerhalb von drei Tagen, dieses Mal im Aesculapian Medical Center. Besonders interessant war die Meldung, weil der Verstorbene, David Lucas, noch keine fünfzig gewesen war. Kaum hatte Ramesh dieses beunruhigende Telefonat beendet, da erhielt er einen Anruf von Khajan Chawdhry, dem Direktor der betroffenen Klinik, der ihm alle bisher bekannten Einzelheiten schilderte. Und jetzt klingelte es schon wieder.
    »Was ist denn?«, sagte Ramesh barsch und machte nicht einmal den Versuch, höflich zu klingen. Er war ein hochrangiger indischer Beamter, da sollte er eigentlich nicht so schwer arbeiten.
    »Hier ist noch einmal Khajan Chawdhry, Sahib«, sagte der Klinikdirektor. »Bitte entschuldigen Sie die Störung, aber es hat sich ein kleines Problem hinsichtlich einer Ihrer Anordnungen ergeben. Es geht, um genau zu sein, um das ausdrückliche Verbot einer Obduktion.«
    »Wo ist da das Problem?«, wollte Ramesh wissen. »Das ist doch eine ganz einfache Direktive.«
    Bei seinem ersten Anruf hatte Khajan die bizarren Ereignisse rund um das Ableben von David Lucas geschildert, beginnend mit der Zyanose ohne erkennbare Atemwegsblockade, gefolgt von den Veränderungen im Reizleitungssystem des Herzens und dem plötzlichen Anstieg der Körpertemperatur und des Kaliumwertes. Als Nicht-Mediziner hatte Ramesh um eine Übersetzung dieses ärgerlichen Ärzte-Kauderwelschs gebeten und erfahren, dass der Mann einer ersten Einschätzung zufolge an einer Art Herzinfarkt-Schlaganfall-Kombination gestorben war. Ramesh hatte daraufhin erwidert, dass der zuständige Chirurg genau das als Todesursache eintragen und unter gar keinen Umständen eine Obduktion beantragen sollte.
    »Das Problem ist die Ehefrau«, sagte Khajan verlegen. »Sie hat gesagt, dass sie unter Umständen eine Obduktion verlangen will.«
    »Die Leute wollen doch normalerweise gerade keine Obduktion«, knurrte Ramesh gereizt. »Hat der Chirurg sie etwa dazu angestiftet, gegen meine ausdrückliche Anordnung?«
    »Nein, der Chirurg ist sich der allgemeinen Vorbehalte gegenüber Obduktionen im privaten Bereich durchaus bewusst, und Ihrer persönlichen Vorbehalte in diesem speziellen Fall auch. Er hat diese Frage gegenüber der Ehefrau auch gar nicht angesprochen. Das war vielmehr eine Amerikanerin, eine gewisse Jennifer Hernandez. Sie hat die Frau angerufen, noch bevor die überhaupt erfahren hatte, dass ihr Mann tot war. Und sie war es auch, die die Möglichkeit einer Obduktion ins Spiel gebracht hat. Sie hat der Frau nämlich erzählt, dass ein paar amerikanische Kriminalpathologen hierher unterwegs sind, die ihre Großmutter untersuchen wollen. Diese Pathologen sollen sich auch ihren Mann anschauen, vorausgesetzt, der Leichnam wird weder eingeäschert noch einbalsamiert.«
    »Nicht die schon wieder!« Ramesh stöhnte laut. »Diese Frau wird ja immer unerträglicher.«
    »Was soll ich machen, wenn Mrs Lucas auf einer Obduktion besteht?«
    »Wie ich schon zu Rajish Bhurgava drüben im Queen Victoria Hospital gesagt habe: Sorgen Sie dafür, dass der Obduktionsantrag von einem der Beamten bearbeitet wird, mit denen wir regelmäßig zusammenarbeiten, und sagen Sie ihm, dass es keine Obduktion geben darf. In der Zwischenzeit tun Sie, was Sie können, um Mrs Lucas zur Einäscherung oder Einbalsamierung zu überreden. Beknien Sie sie! Ist sie immer noch in der Klinik?«
    »Ja, Sahib.«
    »Geben Sie Ihr Bestes.«
    »Ja, Sahib.«
    Ramesh beendete das Gespräch und rief sofort Inspektor Naresh Prasad an.
    »Guten Abend, Sahib«, sagte dieser. »Monatelang höre ich gar nichts von Ihnen, und dann melden Sie sich gleich zweimal an einem Tag. Was kann ich für Sie tun?«
    »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Worüber denn herausgefunden?«
    »Über den Spion im Queen Victoria Hospital und diesen Stachel in meinem Fleisch, Jennifer Hernandez.«
    »Sie belieben zu scherzen. Wir haben doch erst heute darüber gesprochen. Ich habe mich bis jetzt weder mit dem einen noch mit dem anderen befasst.

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