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Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Titel: Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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dazwischengekommen sein? Bei seinem Indienbesuch vor fünf Monaten war das Rote Fort eine seiner Lieblingssehenswürdigkeiten gewesen. Aber Jennifer hatte das offensichtlich anders empfunden.
    Vor einer Minute hatte er sie rein zufällig auf einer Fahrradrikscha entdeckt, kurz bevor sie in der labyrinthartigen Altstadt verschwunden war. Er hatte den Taxifahrer sofort gebeten, anzuhalten, hatte das Geld auf den Vordersitz geworfen und war hinausgesprungen, nur um gleich darauf in den Menschenmassen vor dem Eingang der Moschee steckenzubleiben. Als er sich schließlich wieder daraus befreit hatte, war Jennifer verschwunden.
    Neil betrat den Basar und musste nun im Laufschritt nach ihr Ausschau halten. Zunächst war er sich unsicher, welche Richtung sie eingeschlagen hatte, aber nach ungefähr einer Minute hatte er sie wiedergefunden. Sie befand sich ungefähr zwanzig Meter vor ihm.
     
    Jennifer konnte die Fahrt nicht genießen. Die Sitzbank der Fahrradrikscha war hart und der Weg holperig. Mehrfach fürchtete sie herunterzufallen, als die Rikscha über Schlaglöcher fuhr. Die Wege, die schmalen Gassen und die noch schmaleren Katras waren schrecklich überfüllt, laut, hektisch, pulsierend und chaotisch, und das alles gleichzeitig. Wie Spinnweben hingen überall Myriaden von Stromkabeln und Wasserleitungen herab. Sie nahm unendlich viele Gerüche auf einmal wahr, die wundervoll und abstoßend zugleich waren, bestehend unter anderem aus Gewürzen und Jasmin, aus Tierkot und Urin.
    Sie hielt sich mit aller Kraft fest und dachte, dass sie dieses Erlebnis wahrscheinlich sehr viel mehr hätte genießen können, wäre da nicht der Tod ihrer Großmutter gewesen, den sie nicht völlig verdrängen konnte, obwohl sie von den unterschiedlichsten Sinneseindrücken nur so bombardiert wurde. Zwar kam sie mit der ganzen Tragödie sehr viel besser zurecht, als sie vor ihrer Ankunft gedacht hatte, aber trotzdem ging es ihr insgesamt einfach nicht gut. Vielleicht war das auch der Grund dafür, dass der Teil des Basars, den sie jetzt gerade vor sich sah, ihr schmutzig vorkam – viel zu viel Abfall und Abwasser und viel zu viele Menschen. Die Geschäfte waren eigentlich nichts weiter als Löcher in den Hauswänden, und das Zeug, das sie verkauften, quoll bis auf die Straße heraus. Ihr war klar, dass die Gassen mit dem Gold- und Silberschmuck und den Gewürzen noch vor ihr lagen, aber sie hatte genug. Sie war einfach nicht in der richtigen Stimmung.
    Gerade als sie ihrem Fahrer das Kommando zum Umkehren geben wollte – sie hatte sich schon nach vorne gebeugt, hielt sich mit der linken Hand fest, während die Handtasche sicher in ihrem Schoß lag, und versuchte, den Rikschafahrer auf sich aufmerksam zu machen –, registrierte sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Sie drehte sich nach links, blickte auf die Straße hinunter und starrte direkt in den Lauf einer Pistole. Oberhalb des Pistolenlaufs war der harte Gesichtsausdruck eines Mannes zu sehen.
    Als Nächstes hörten die Menschen in den belebten Galis das laute Krachen zweier Schüsse. Diejenigen, die in der Nähe des Opfers standen und zufälligerweise in seine Richtung blickten, mussten außerdem miterleben, mit welch brutaler Zerstörungskraft ein Neun-Millimeter-Geschoss den Schädel durchschlug und auf der linken Seite des Gesichtes wieder austrat. Dabei wurde die linke Wange des Opfers zum größten Teil weggepustet und die beiden Zahnreihen bloßgelegt.

 
Kapitel 26
     
    Donnerstag, 18. Oktober 2007
    10.52 Uhr
    Delhi, Indien
     
    D ie Zeit stand still. Kein Geräusch war zu hören. Die Menschen in der unmittelbaren Umgebung waren fast einen Herzschlag lang wie vom Donner gerührt. Der Knall der Schüsse, die in der schmalen, dicht bebauten Gasse abgegeben worden waren, gellte noch immer in ihren Ohren. Doch im nächsten Augenblick ging es zu wie in einem Tornado. Alle fingen an zu kreischen und rannten in kopfloser Panik in alle Richtungen davon.
    Jennifers vom Eiweißmangel gezeichneter Rikschafahrer ergriff als einer der Ersten die Flucht. Er sprang buchstäblich von seinem Dreirad ab und nahm Reißaus, rannte die Galis entlang, ohne seinen Dhoti festzuhalten. Er mochte vielleicht unterernährt aussehen, aber er besaß einen bemerkenswerten Selbsterhaltungstrieb.
    Als er sich mit einem kraftvollen Sprung von seiner Fahrradrikscha abstieß, wurde das Vorderrad ruckartig herumgerissen. Durch den Schwung überschlug sich das Dreirad, und Jennifer wurde nach vorne auf das

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