Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen
aufgeregt.«
»Sie müssen nicht viel größer werden, als sie jetzt schon sind«, sagte Arun von der Türe her und bedeutete Jack noch einmal, dass er mitkommen solle. Im Sprechzimmer stellte er zwei zusätzliche Stühle vor seinen Schreibtisch. Jack setzte sich auf den einen. Arun nahm ebenfalls Platz und notierte die Untersuchungsergebnisse auf der Karte, die er für Laurie angelegt hatte. »Es sieht sehr vielversprechend aus. Vier vollkommen gesund aussehende Follikel direkt über dem funktionierenden Eileiter. Frau Dr. Schoener wird hocherfreut sein. Wenn wir heute die auslösende Spritze geben, wozu ich Ihnen raten würde, dann müsste morgen die Befruchtung stattfinden. Wollen Sie das mit einer intrauterinen Insemination machen oder ist Ihnen etwas anderes lieber?«
»Ich finde, wir sollten mit der Entscheidung warten, bis Laurie wieder da ist«, sagte Jack.
»Gut«, erwiderte Arun, beendete seine Aufzeichnungen und schob die Karte beiseite. »Hat Ihre Frau Ihnen vielleicht erzählt, dass es eine Zeit in meinem Leben gab, wo ich gehofft habe, hier in Indien als Kriminalpathologe arbeiten zu können?«
»Ich glaube nicht.«
»Es ist auch nicht weiter wichtig. Ich habe mich dann dagegen entschieden, weil die Arbeitsbedingungen für Gerichtsmediziner hier aufgrund bürokratischer Hürden schon immer sehr schlecht waren.«
»Ja. Nicht einmal in einer Klinik wie dieser hier gibt es eine Leichenhalle.«
»Das stimmt«, meinte Arun. »Aber man braucht sie auch kaum. Die Angehörigen der verstorbenen Moslems und Hindus möchten die Leichname ihrer Lieben aus religiösen Gründen immer sehr schnell abholen.«
»Hier bin ich«, sagte Laurie fröhlich, als sie das Sprechzimmer betrat. »Ich bin so aufgeregt, dass ich heute endlich die entscheidende Injektion bekommen soll. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich diese Hormonspritzen hasse.«
»Ich habe Ihren Mann gerade nach der Möglichkeit einer intrauterinen Insemination gefragt. Er wollte noch auf Sie warten.«
Laurie blickte Jack an. »Wieso wolltest du denn warten?«
Achselzuckend erwiderte Jack: »Er hat gefragt, ob uns etwas anderes lieber wäre.«
»Na ja, auf natürlichem Weg wäre es natürlich sehr viel netter, keine Frage. Aber mit einer Insemination kommen die kleinen Bürschchen eben genau da hin, wo sie hingehören. Wir treiben so einen wahnsinnigen Aufwand, da dürfen wir kein Risiko eingehen. Ich fürchte, wir müssen uns für die Insemination entscheiden.«
»Gut«, meinte Jack mit erhobenen Händen.
»Dann machen wir für morgen einen Termin. Wie wäre es denn um die Mittagszeit?«
Laurie und Jack schauten einander an und nickten. »Das ist gut«, sagte Laurie.
»Also dann, zwölf Uhr«, bestätigte Arun. »Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, damit Sie hier in Indien etwas Kleines empfangen. Und jetzt, wo wir das geklärt hätten, darf ich fragen, was Sie hierher ins Queen Victoria Hospital geführt hat? Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie behilflich sein? Ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung, denn heute habe ich meinen Labortag.«
»Gibt es in Ihrem Bekanntenkreis vielleicht einen Pathologen?«, erkundigte sich Laurie.
»Oh, ja. Er ist sogar ein sehr guter Freund von mir: Dr. Vijay Singh. Wir sind seit unserer Kindheit befreundet. Eigentlich wollten wir beide in die Kriminalistik gehen, aber nur er hat es tatsächlich gemacht. Er unterrichtet an einem privaten medizinischen College hier in Neu-Delhi.«
»Gibt es an diesem College vielleicht auch eine Pathologie-Abteilung?«, erkundigte sich Jack. Seine Hoffnung wurde größer.
»Selbstverständlich. Wie gesagt, es handelt sich um eine Ausbildungsstätte für Mediziner. Dort werden regelmäßig Obduktionen zu Forschungszwecken durchgeführt.«
Jack und Laurie schauten einander an, dann nickten sie beide. Sie kannten sich gut genug, um viele Dinge ohne Worte klären zu können.
»Arun … haben Sie etwas dagegen, dass wir Sie Arun nennen?«, fragte Jack.
»Aber nein. Das ist mir sogar lieber«, sagte Arun.
»Könnten Sie sich vorstellen, dass Ihr Freund Vijay uns gestattet, seine Einrichtung zu benutzen? Wir würden gerne eine Obduktion durchführen.«
»Hier in Indien braucht man für eine Obduktion eine Genehmigung.«
»Es handelt sich um einen Sonderfall«, fuhr Jack fort. »Es geht nicht um einen indischen Staatsbürger, sondern um eine Amerikanerin, deren nächste Verwandte ebenfalls hier ist und ihr Einverständnis gegeben hat.«
»Das ist eine sehr
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