Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen
bedeutete Durell weiterzugehen und legte den Riegel vor. »Sie muss in einem der Schlafzimmer oder im Bad sein«, sagte er dann. Zumindest hoffte er das. Was ihm zusätzliches Kopfzerbrechen bereitete, war, dass er beide Bademäntel auf dem Sofa liegen sah.
»Das Bad können wir ja zum größten Teil einsehen«, bemerkte Durell.
»Okay. Dann ist sie also in einem der Schlafzimmer. Komm mit!«
Cal ging quer durch den großen Raum und näherte sich einer Tür. Er stieß sie weit auf. Das Schlafzimmer war lediglich mit einer Pritsche, einem kleinen Nachttischchen und einer altmodischen Lampe sowie einem Stuhl mit gerader Lehne möbliert. Außerdem befand sich ein winziger Kleiderschrank mit offener Tür darin. Keine Jennifer. Er drehte sich um und ging quer über den Flur am Badezimmer vorbei. Dann untersuchte er das zweite Schlafzimmer. Es war ein exaktes Abbild des ersten, nur, dass darin kein Stuhl stand.
Durell war hinter Cal hergekommen, blickte ihm über die Schulter und machte eine Bemerkung über den fehlenden Stuhl. Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, ertönte ein ohrenbetäubender, schriller Schrei. Die Männer erstarrten. Jennifer kam aus dem Schatten des kleinen, unscheinbaren Schränkchens hervorgestürzt und schwang ein Stuhlbein über dem Kopf.
Cal konnte immerhin noch den Kopf abwenden, sodass das Stuhlbein nur seine Schulter traf. Durell hatte nicht ganz so viel Glück. Er musste einen Volltreffer auf die Schädeldecke einstecken und taumelte nach hinten.
Mit einem erneuten Schrei stürzte Jennifer sich noch einmal auf Cal. Der hatte sich jedoch zumindest so weit erholt, dass er sich Jennifers nacktem Körper entgegenwerfen und sie in Football-Spieler-Manier angreifen konnte. Er rammte sie mit voller Wucht, während sie verzweifelt versuchte, ihn mit dem Stuhlbein zu erwischen. Schließlich landeten sie auf dem Boden zwischen Wand und Pritsche. Jennifer schlug zwar wie wild um sich, konnte aber nicht weit genug ausholen, um ihm wirklich wehzutun. Mittlerweile hatte Durell sich wieder so weit gefangen, dass er ihr das Stuhlbein aus der Hand reißen konnte. So plötzlich, wie die Schlacht begonnen hatte, war sie auch wieder zu Ende. Cal und Durell hielten Jennifer mit aller Kraft fest.
»Heilige Scheiße«, stieß Cal hervor. Er ließ Jennifer los. Durell tat es ihm gleich. Alle drei kamen mühsam auf die Füße und starrten einander wutentbrannt an. Durell hielt das Stuhlbein in der Hand und überlegte, ob er Jennifer damit genauso traktieren sollte wie sie ihn. An seinem Haaransatz quoll das Blut hervor.
»Das war nicht nötig«, schnaubte Cal.
»Ihr habt mich doch in diesem Dreckloch hier eingesperrt«, giftete Jennifer zurück.
Langsam setzte Durells Verstand wieder ein, und er ließ seine Waffe sinken. Aber immer noch starrte er Jennifer wütend an. Cal kehrte in das andere Zimmer zurück und zuckte zusammen, als er die hochempfindliche Stelle an der Schulter betastete, wo Jennifer ihn erwischt hatte. Er griff nach einem der Bademäntel auf dem Sofa, trug ihn ins Schlafzimmer und befahl Jennifer, ihn anzuziehen.
Anschließend ging er wieder in den größeren Raum, setzte sich vorsichtig auf das Sofa und versuchte, eine erträgliche Haltung für seine Schulter zu finden. Durell hörte auf, Jennifer regelrecht dazu aufzufordern, ihm einen Anlass zu liefern, damit er ihr mit dem Stuhlbein eine überziehen konnte. Er ging Cal nach und setzte sich ebenfalls auf das Sofa. Jennifer kam hinterher. Sie hatte den Bademantel umgelegt und den Gürtel festgezogen. Trotzig und mit verschränkten Armen stand sie da. »Erwartet ja nicht, dass ich ein Stockholm-Syndrom entwickle.«
»Ich habe das Licht angelassen, weil ich nett zu Ihnen sein wollte«, sagte Cal, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen. »Wenn Sie das nächste Mal gewalttätig werden, dann drehe ich die Sicherung raus.«
Jennifer gab keine Antwort.
»Wir möchten gerne wissen, ob Sie schon über meine Worte von vorhin nachgedacht haben«, sagte Cal mit müder Stimme. »Wir würden gerne erfahren, was Sie am Tod Ihrer Großmutter so misstrauisch gemacht hat. Das ist alles. Sobald Sie uns das gesagt haben, bringen wir Sie zurück in Ihr Hotel.«
»Einen Scheißdreck werde ich euch sagen, ihr Schweine«, erwiderte Jennifer. »Wenn Ihr wisst, was gut für euch ist, dann lasst ihr mich auf der Stelle frei.«
Cal blickte Durell an. »Ich schätze, sie muss erst noch ein bisschen über ihre Situation nachdenken, bevor sie mit uns
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