Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen
Arm.
»Wohin?«, wollte Sachin wissen.
»Auf das Sofa«, sagte Cal und zeigte mit dem Finger darauf. »Und nehmen Sie ihr den Knebel ab.«
Das Klebeband war sehr viel umständlicher abzuziehen als festzukleben, und es tat zwischendurch immer wieder weh, aber Jennifer gab keinen Mucks von sich, bis sie den Knebel los war.
»Ihr dreckigen Arschlöcher«, zeterte sie los, sobald sie sprechen konnte. »Wer, zum Teufel, seid ihr eigentlich?«
»So eine Grundhaltung ist nicht gerade ein vielversprechender Anfang«, sagte Sachin zu Cal.
»Sie wird sich schon beruhigen«, erwiderte Cal zuversichtlich.
»Einen Dreck werde ich«, blaffte Jennifer ihn an. Kaum hatte Suresh den letzten Klebestreifen von ihren Beinen entfernt, sprang sie auf und stürzte auf die Treppe zu. Suresh erwischte sie am Arm, aber sie wirbelte herum und kratzte ihn mit den Fingernägeln. Er verpasste ihr eine kräftige Ohrfeige mit dem Handrücken, und sie fiel zu Boden. Danach war sie eindeutig benommen. Sie schwankte und kam nicht auf die Füße. Ihr leerer Blick wurde aber schnell wieder klar.
»Könnte sein, dass sie kein besonders angenehmer Gast ist«, meinte Sachin.
Cal legte ihr einen Bademantel um die Schultern. »Wissen Sie, Sie müssen nicht lange hierbleiben«, sagte er zu ihr. »Wir wollen nur mit Ihnen reden. Anschließend können Sie gehen. Ich verrate Ihnen sogar, was wir wissen wollen. Es geht um die drei toten Klinikpatienten vom Montag-, Dienstag- und Mittwochabend und darum, dass diese Todesfälle irgendwie Ihr Misstrauen erregt haben. Aus irgendeinem Grund haben Sie Zweifel an der amtlich festgestellten Todesursache bekommen. Wir würden gerne wissen, wieso. Das ist alles.« Cal breitet die Arme aus und hob die Augenbrauen. »Mehr wollen wir gar nicht wissen. Und sobald Sie uns das verraten haben, bringen wir Sie zurück in Ihr Hotel. Ich wollte nur, dass Sie Bescheid wissen. Denken Sie darüber nach.«
Jennifer starrte Cal wutentbrannt an. »Einen Scheißdreck werde ich euch erzählen.«
»Was meint ihr?«, sagte Jack. Er machte einen Schritt nach hinten. Zusammen mit Laurie, Neil und Arun stand er in der Kühlkammer im Keller des Queen Victoria Hospital. Unter gewissen Schwierigkeiten war es ihnen gelungen, Maria Hernandez in die Kleider zu stecken, die Neil im Amal Palace Hotel besorgt hatte. Jack hatte soeben das i-Tüpfelchen hinzugefügt: seine Yankees-Baseballkappe. Das Schild bedeckte den Großteil von Marias Gesicht, damit ihre mehr als ungesunde Farbe nicht so genau zu erkennen war.
»Also, ich weiß nicht«, sagte Laurie.
»Hey, sie soll ja nicht an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen«, erwiderte Jack. »Sie muss lediglich an dem Wachmann am anderen Ende des Flurs vorbeikommen.«
Sie hatten Maria im Rollstuhl festgebunden und so gut wie möglich abgestützt.
»Der Geruch macht mir ein bisschen Sorgen«, sagte Neil und verzog das Gesicht.
»Daran lässt sich aber nichts ändern«, meinte Jack. Er trat auf Maria zu und zog ihr die Kappe noch ein Stückchen tiefer ins Gesicht. »Los geht’s. Wenn der Wachmann etwas von uns will, dann müssen wir uns eben noch ein bisschen mehr beeilen. Sobald sie hier reingeschaut haben, wissen sie schließlich sowieso Bescheid.«
»Steht der Lieferwagen schon bereit?«, wollte Laurie wissen.
»Ja«, entgegnete Jack. »Also, wir gehen folgendermaßen vor: Arun, Sie verlassen die Klinik durch den Haupteingang. Ich möchte nicht, dass Sie irgendwie in Schwierigkeiten kommen, weil wir uns mit einer Leiche aus dem Staub gemacht haben.«
»In Ordnung«, meinte Arun. »Ich gehe jetzt los und komme dann zu Fuß nach hinten. Ich möchte mitfahren. Nicht, dass Sie sich auf dem Weg zum Gangamurthy Medical College noch verfahren.«
»Weiß Ihr Freund, Dr. Singh, denn Bescheid?«, wollte Laurie wissen.
»Ja«, meinte Arun.
»Also gut, wir treffen uns draußen«, sagte Jack, während Arun die schwere isolierte Tür öffnete und den Kühlraum verließ. Dann wandte Jack sich an Neil: »Sie schieben die Schönheitskönigin.« Und zu Laurie sagte er: »Du gehst auf der linken Seite, zwischen Maria und dem Wachmann. Und stell dich darauf ein, dass du sie stützen musst, wenn sie ins Kippen kommt. Ich werde den Wachmann in ein Gespräch verwickeln. Er und ich sind gute Kumpels. Immerhin bin ich heute schon zweimal an ihm vorbeigegangen. Sind wir so weit?«
»Los geht’s«, sagte Laurie und blickte Neil an, der sich hinter den Rollstuhl gestellt hatte.
»Ich werfe mal noch einen
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