Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen
war der Meinung, dass Sie die Verantwortung übernehmen sollen.«
»Die Verantwortung wofür?«, sagte Jennifer. Ihr war klar,0dass sie sich begriffsstutzig stellte, um dqs Undenkbare noch ein bisschen hinauszuzögern. Bei diesem Anruf ging es um Marias Gesundheitszustand, und die Chancen, dass es gute Nachrichten waren, standen schlecht.
»Die Vebantwortung für die erforderlichen Maßnahmen. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Maria Hernandez von uns gegangen ist.«
Jennifer war einen Augenblick lang sprachlos. Ihre Großmutter? Tot? Das erschien ihr absolut unmöglich.
»Sind Sie noch da?«, erkundigte sich Kashmira.
»Ja, ich bin noch da«, antwortete Jennifer. Sie war wie vom Donner gerührt. Einfach unfassbar, dass ein Tag, der so vielversprechend begonnen hatte, eine solch katastrophale Wendung nahm. »Wie ist das denn möglich?«, sagte sie gereizt. »Vor vielleicht anderthalb Stunden habe ich in Ihrer Klinik angerufen, und man hat mir versichert, dass es meiner Großmutter gut geht. Angeblich hatte sie sogar schon etwas gegessen und war mobilisiert worden.«
»Ich fürchte, dass die Person am Telefon nicht richtig informiert war. Wir alle hier im Queen Victoria Hospital bedauern diese höchst unglückliche Entwicklung außerordentlich. Das Befinden Ihrer Großmutter war ausgezeichnet und die Hüftgelenksplastik ein absoluter, uneingeschränkter Erfolg. Niemand hat mit einem solchen Ereignis gerechnet. Ich möchte Ihnen unser herzlichstes Beileid aussprechen.«
Jennifers Gedanken waren so gut wie gelähmt, fast so, als hätte sie einen Schlag auf den Kopf bekommen.
»Ich weiß, das ist ein Schock«, fuhr Kashmira fort, »aber ich möchte Ihnen versichern, dass wir alles für Maria Hernandez getan haben, was in unserer Macht stand. Jetzt ist natürlich …«
»Woran ist sie gestorben?«, fiel Jennifer der Patientenbetreuerin ins Wort.
»Nach Auskunft der Ärzte an einem Herzinfarkt. Ohne jede Vorwarnung, ohne jede Andeutung von gesundheitlichen Schwierigkeiten hat man sie bewusstlos in ihrem Zimmer vorgefunden. Selbstverständlich wurden auf der Stelle Sofortmaßnahmen eingeleitet, leider jedoch ohne Erfolg.«
»Ein Herzinfarkt? Das kommt mir aber ziemlich unwahrscheinlich vor«, sagte Jennifer, während ihre unmittelbare Erschütterung sich langsam in Wut verwandelte. »Zufällig weiß ich, dass sie niedrige Cholesterinwerte, einen niedrigen Blutdruck, normalen Blutzucker und ein absolut normales EKG gehabt hat. Ich bin Medizinstudentin. Sie hat mich vor ein paar Monaten besucht, und ich habe dafür gesorgt, dass sie hier am UCLA Medical Center sehr gründlich untersucht worden ist.«
»Einer der Ärzte hat erwähnt, dass sie früher einmal unter Herzrhythmusstörungen gelitten hat.«
»Herzrhythmusstörungen, dass ich nicht lache«, zischte Jennifer. »Okay, ganz früher mal hatte sie ein paar vorzeitige Kammerkontraktionen, aber das lag an dem Ephedrin in einem rezeptfreien Hustensaft, den sie damals eingenommen hat. Das Entscheidende ist, dass solche Kontraktionen, seit sie den Saft abgesetzt hat, nie wieder aufgetreten sind.«
Jetzt verstummte Kashmira, sodass Jennifer nachfragen musste, ob das Gespräch unterbrochen worden war.
»Nein, ich bin noch da«, meldete Kashmira sich zu Wort. »Ich weiß nicht so recht, was ich jetzt sagen soll. Ich bin keine Ärztin, insofern weiß ich nur das, was die Ärzte mir mitgeteilt haben.«
Ein Hauch von schlechtem Gewissen milderte Jennifers Reaktion etwas ab. Auf der Stelle empfand sie so etwas wie Scham, weil sie der Überbringerin der Botschaft die Schuld daran gegeben hatte. »Es tut mir leid. Ich bin nur so durcheinander. Meine Großmutter war ein ganz besonderer Mensch. Sie war wie eine Mutter für mich.«
»Wir alle bedauern Ihren Verlust von Herzen, aber jetzt sind ein paar Entscheidungen notwendig.«
»Was denn für Entscheidungen?«
»Hauptsächlich in Bezug auf die Frage, was mit dem Leichnam geschehen soll. Da der unterzeichnete Totenschein bereits vorliegt, müssen wir jetzt wissen, ob Sie die sterblichen Überreste verbrennen oder einbalsamieren und ob Sie sie in die USA überführen oder hier in Indien lassen wollen.«
»Oh! Großer Gott«, murmelte Jennifer mit unterdrückter Stimme.
»Ich weiß, dass solche Entscheidungen unter diesen Umständen sehr schwierig sind, aber es muss sein. Wir haben Ihren Vater gefragt, da er im Patientenvertrag als nächster Verwandter aufgeführt ist, aber er war der Meinung, dass Sie als fast
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