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Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Titel: Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ausgebildete Ärztin das übernehmen sollten, und will uns eine entsprechende Erklärung zufaxen.«
    Jennifer verdrehte die Augen. Typisch Juan, sich mit so einer Ausrede aus der Verantwortung zu schleichen. Absolut schamlos.
    »Angesichts der schrecklichen Umstände hatten wir damit gerechnet, dass Mr Hernandez unverzüglich und auf unsere Kosten nach Indien kommt, aber er hat gesagt, er sei aufgrund einer Rückenverletzung nicht reisefähig.«
    Na klar, spöttelte Jennifer stumm. Sie wusste, dass er jeden November den ganzen Weg bis hinauf in die Adirondack Mountains fahren konnte, um dort mit seinen ebenso nichtsnutzigen Kumpels zu jagen und auf Berge zu klettern, und zwar ohne die geringsten Probleme.
    »Selbstverständlich gilt diese Einladung auch für Sie als nunmehr engste Angehörige. Der Vertrag, den Ihre Großmutter unterzeichnet hat, beinhaltet auch das Flugticket und die Übernachtungskosten für eine verwandte Begleitperson, aber sie hat von sich aus darauf verzichtet. Trotzdem, das Angebot steht immer noch.«
    Bei der Vorstellung, dass ihre Großmutter irgendwo im fernen Indien gestorben war und ihr Leichnam einsam und verlassen auf einer kühlen Bahre im Kühlfach einer Leichenhalle lag, bildete sich ein dicker Kloß in Jennifers Kehle. Da Reise und Unterkunft gestellt wurden, war ihr sofort klar, dass sie ihre Granny nicht im Stich lassen konnte, völlig egal, wie schlecht sich das mit ihren persönlichen Verpflichtungen – sprich: dem Medizinstudium und ihrem neuen Chirurgiekurs – vereinbaren ließ. Alles andere würde sie sich niemals verzeihen, auch wenn ihre Großmutter sie nicht in ihr Vorhaben eingeweiht hatte.
    »Die notwendigen Schritte könnten auch über die amerikanische Botschaft arrangiert und die Dokumente im Ausland unterschrieben werden, aber wir würden es in jedem Fall vorziehen, wenn Sie persönlich anwesend wären. Unter solchen Umständen ist es besser, ein Familienmitglied dabei zu haben, um Fehler und Missverständnisse von vornherein auszuschließen.«
    »Also gut, ich komme«, sagte Jennifer plötzlich. »Und zwar sofort. Heute noch, wenn möglich.«
    »Wenn in der Singapore-Airlines-Maschine über Tokio am späten Nachmittag noch Plätze frei sind, dann dürfte das kein Problem sein. Wir haben öfter amerikanische Patienten aus der Umgebung von L.A., sodass ich mit dem Flugplan vertraut bin. Das größere Problem wird das Visum sein, aber ich denke, ich kann beim indischen Gesundheitsministerium ein Sondervisum für Notfälle bekommen. Wir können das auch der Fluggesellschaft mitteilen. Dann brauche ich nur so schnell wie möglich die Nummer Ihres Reisepasses.«
    »Ich gehe sofort nach Hause und gebe sie Ihnen durch«, versprach Jennifer. Sie war froh, dass sie überhaupt einen Pass hatte, und der einzige Grund dafür war ihre Großmutter. Als Jennifer neun gewesen war, hatte Maria sie und ihre beiden Brüder zu einem Verwandtschaftsbesuch nach Kolumbien mitgenommen. Wie gut, dass sie den Pass noch einmal verlängern lassen hatte.
    »Wenn Sie zurückrufen, habe ich die meisten Dinge vielleicht schon geregelt. Es ist hier in Indien zwar schon spät, aber ich mache mich sofort an die Arbeit. Doch bevor ich Sie in Ruhe lassen kann, möchte ich Sie noch einmal fragen: Soll der Leichnam Ihrer Großmutter eingeäschert oder einbalsamiert werden? Wir empfehlen Ersteres.«
    »Weder das eine noch das andere, nicht, bevor ich da bin«, sagte Jennifer. »Ich werde in der Zwischenzeit meine Brüder nach ihrer Meinung fragen.« Das war gelogen. Ihr Leben hatte sich vollkommen anders entwickelt als das ihrer Brüder, und sie hatten kaum Kontakt. Sie wusste nicht einmal, ob und wie sie die beiden erreichen konnte. Schließlich saßen sie, nach allem, was sie wusste, immer noch wegen Drogenhandels im Gefängnis.
    »Aber wir brauchen eine Antwort. Der Totenschein ist bereits unterzeichnet. Sie müssen sich entscheiden.«
    Jennifer zögerte. Sie hatte sich angewöhnt, auf Druck mit Gegendruck zu reagieren. »Ich gehe davon aus, dass der Leichnam in einem Kühlfach liegt.«
    »Das ist richtig, aber normalerweise erledigen wir diese Dinge sofort. Es gibt hier keinen geeigneten Aufbewahrungsort. In Indien holen die Angehörigen ihre Verstorbenen normalerweise sofort ab, um die sterblichen Überreste zu verbrennen oder, in seltenen Fällen, zu beerdigen.«
    »Ich komme aber unter anderem deshalb nach Indien, weil ich sie noch einmal sehen möchte.«
    »Dann können wir sie für Sie

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