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Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Titel: Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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und zahlreichen Schwerstverletzten, die keine halbe Stunde, nachdem Jennifer Hernandez auf ausgesprochen kindische Art und Weise aus seinem Büro gestapft war, in diversen Notarztwagen eingeliefert worden waren. Das alles hatte etliche Stunden in Anspruch genommen – die Toten von den Lebenden zu trennen, die am schwersten Verletzten zu stabilisieren und in den OP hinaufzuschicken und schließlich all die weniger schwer Verletzten richtig zu behandeln, Knochenbrüche zu richten und in Gips zu packen und Fleischwunden zu vernähen.
    Die zweite Ursache dafür, dass die überarbeitete Version des Dienstplans immer noch nicht fertig war, war die Tatsache, dass er sich einfach nicht richtig konzentrieren konnte. »Verdammt!«, brüllte er die Wand an, kam sich aber sofort dämlich vor. Schuldbewusst ließ er seinen Drehstuhl herumwirbeln und warf einen Blick hinaus in den Triagebereich. Zwei Patienten schauten ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Schuldbewusst stand Neil auf, winkte den beiden erstaunten Patienten aufmunternd zu, machte die Tür zu und setzte sich wieder hin.
    Es lag an Jennifer, dass er sich nicht richtig konzentrieren konnte. Auch wenn er ihr »unreifes Verhalten« – das war seine Formulierung – zunächst zum Anlass genommen hatte, um seine Entscheidung innerlich zu rechtfertigen, wurde ihm jetzt Stück für Stück klarer, dass er sich vollkommen falsch verhalten hatte. Zunächst einmal waren seine eigentlichen Beweggründe sehr viel egoistischer, als er hatte zugeben wollen. Schließlich gestand er sich ein, dass sein Vorwand – also die Überarbeitung des Notaufnahme-Dienstplans – eine leicht zu durchschauende Lüge gewesen war. Er hätte offener sein müssen, dann wäre zumindest ein ehrliches Gespräch möglich gewesen. Was ihm aber am meisten zu schaffen machte, war, dass auch die Rechtfertigung, mit der er sich selbst hatte beschwichtigen wollen – nämlich, dass er bereitwilliger reagiert hätte, wenn nicht ihre Großmutter, sondern ihre Mutter gestorben wäre –, eine Lüge gewesen war. Er war sich sehr wohl darüber im Klaren, dass Jennifers Großmutter im Grunde genommen ihre Mutter gewesen war.
    Neil hatte es schon auf Jennifers Handy probiert, hatte sie aber nicht erreicht. Er wusste nicht, ob es daran lag, dass sie seine Nummer erkannt hatte, oder daran, dass sie bereits unterwegs war. Es gab auch keine Möglichkeit, das herauszufinden. In einem Anflug von Irrationalität überlegte er sogar kurz, ob er raus zum Flughafen hetzen und sie noch vor dem Start abfangen sollte, aber dann ließ er die Idee wieder fallen. Er wusste ja nicht einmal, welchen Flug sie gebucht hatte. Weil er selber erst vor fünf Monaten nach Indien gereist war, wusste er, dass sehr viele Fluggesellschaften von L.A. nach Neu-Delhi flogen.
    Im Lauf des Nachmittags wurden Neils Selbstanklagen immer heftiger. Schließlich hatte er dann den Punkt erreicht, wo er sich genau des unreifen und selbstsüchtigen Verhaltens bezichtigte, das er ihr unterstellt hatte. Wahrscheinlich hatte sie sogar genau das Richtige gemacht, als sie, ohne sich noch einmal umzudrehen, gegangen war. Er hatte allen Grund anzunehmen, dass er sowieso stur geblieben wäre und sich damit noch idiotischer benommen hätte.
    Einem spontanen Impuls folgend, stand Neil auf, sodass sein Schreibtischstuhl krachend gegen die Tür rollte. Er nahm einen frischen weißen Mantel vom Haken hinter der Tür, schlüpfte hinein und machte sich auf den Weg zum Stationstresen. Dort erkundigte er sich bei der erstbesten Krankenschwester, die ihm über den Weg lief, ob Clarence Hodges noch im Haus war. Offiziell hatte sein Kollege zwar zur gleichen Zeit Dienstschluss wie er, ging aber auch nur selten pünktlich nach Hause. Und so erfuhr Neil, dass Clarence glücklicherweise in einem der Behandlungsabteile war und eine Schnittwunde vernähte. Die Krankenschwester zeigte ihm die entsprechende, durch einen Vorhang abgetrennte Nische.
    »Wow!«, rief Neil nach einem Blick über Clarences Schulter. Dieser war gerade bei einer akribischen Gesichtsreparatur und nähte einem Patienten das rechte Ohr wieder an. Es sah aus, als hätte er mit einem spinnwebartigen schwarzen Seidenfaden Hunderte feine Nähte gestochen. Neil hatte Clarence angeworben. Sie waren auf der Highschool Klassenkameraden gewesen. Dann hatten sie sich für rivalisierende Colleges entschieden, Neil für die UCLA und Clarence für die USC, aber beim Medizinstudium waren sie sich an der UCLA

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