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Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Titel: Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Mr Benfatti sie festhielt, jagte ihr schreckliche Angst ein. Eine Sekunde lang befiel sie der irrationale Horror, dass das, was sie Mr Benfatti gleich geben würde, über den direkten Kontakt in ihren Körper zurückfließen könnte.
    »Ich habe doch erst vor ein paar Sekunden ein Schmerzmittel bekommen. Ist das nicht ein bisschen übertrieben?«
    »Der Arzt hat noch eine Spritze angeordnet. Das hier hilft Ihnen, damit Sie länger schlafen können.«
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich«, wiederholte Samira und fühlte sich an den unangenehmen Wortwechsel mit Charu vor wenigen Minuten erinnert. Sie blickte zu Mr Benfatti hinunter, der ihr Handgelenk fest umklammert hielt. Er war stark. Noch tat sein Griff ihr nicht weh, aber es war kurz davor. Er unterbrach ihre Blutzirkulation.
    »Ist der Arzt hier?«
    »Nein, er hat schon Feierabend. Die Spritze hat er per Telefon angeordnet.«
    Mr Benfatti hielt sie noch ein paar Sekunden lang fest, dann ließ er plötzlich los.
    Samira stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Ihre Fingerspitzen hatten schon angefangen zu kribbeln. Ohne noch mehr Zeit zu vergeuden, stieß sie die Nadel mit Mühe in den Port. Dabei passte sie gut auf, dass sie sich nicht aus Versehen selbst piekste. Succinylcholin konnte auch in kleinen Dosen eine Menge Probleme verursachen. Ohne weiteres Zögern leerte Samira die Spritze. Eine Sekunde später drang ein Schrei über Mr Benfattis Lippen, der Samira veranlasste, ihm ihre freie Hand auf den Mund zu drücken.
    Dann griff Mr Benfatti nach dem Notrufschalter, der an seinem Kissen festgeklemmt war, doch Samira konnte ihn mit der Hand, in der sie auch die Spritze hielt, gerade noch rechtzeitig außer Reichweite befördern. Beinahe gleichzeitig spürte sie den Widerstand unterhalb ihrer anderen Hand schwinden. Sie nahm die Hand weg und registrierte eine Art Schlängeln auf seinem Gesicht, als ob die Haut des Mannes von Würmern unterwandert worden war. Gleichzeitig begannen seine Arme und sein gesundes Bein kurz und unkontrollierbar zu zucken. Doch die Zuckungen hörten gleich wieder auf. Stattdessen nahm seine Haut eine dunkle Färbung an, was vor allem dank des hellen Lichtscheins vom Fernseher gut zu erkennen war. Erst langsam, dann immer schneller breitete es sich aus, bis Mr Benfattis Haut an allen sichtbaren Stellen seltsam dunkelviolett angelaufen war.
    Während dieser rapiden Todeszuckungen hatte Samira es bewusst vermieden, dem Mann in die Augen zu blicken, aber jetzt tat sie es. Die Lider waren nur halb geschlossen und die Pupillen leer. Samira wich zurück in Richtung Tür, stieß gegen einen Stuhl und musste ihn festhalten, damit er nicht umfiel. Das Allerletzte, was sie wollte, war, dass jemand hereinkam und nach der Ursache für den plötzlichen Lärm suchte. Bei einem letzten Blick auf Benfatti von der Türe aus starrte Samira wie gebannt auf das Bein des Mannes, das in rhythmischen Abständen gebeugt und gestreckt wurde, als wäre er immer noch am Leben.
    Sie drehte sich um und verließ fluchtartig das Zimmer. Doch dann zwang sie sich durch pure Willenskraft zu einem normalen Gang. Sie wollte schließlich keine Aufmerksamkeit erregen. Den Blick fest auf den Stationstresen gerichtet, wo sie alle vier Krankenschwestern erkennen konnte, steuerte sie das Treppenhaus an. Erst als sie dort angelangt war, gestattete sie sich wieder zu atmen und erkannte verblüfft, dass sie die Luft angehalten hatte. Das hatte sie überhaupt nicht mitbekommen.
    Sie räumte die Bücher in der Bibliothek auf, knipste das Licht aus und fuhr hinunter ins Erdgeschoss. Sie war froh, dass das Foyer leer war, und noch froher, dass die beiden Türsteher Feierabend hatten. Auf der Straße winkte Samira sich eine Motorrikscha herbei und warf im Wegfahren noch einmal einen Blick zurück auf das Queen Victoria Hospital. Es wirkte dunkel, geheimnisvoll und, was das Wichtigste war, ruhig.
    Während der Heimfahrt fühlte sie sich angesichts dessen, was sie erreicht hatte, zunehmend besser, und die Angst, die Aufregung und die Unentschlossenheit, die sie empfunden hatte, traten schnell in den Hintergrund. Als die Motorrikscha sich der Bungaloweinfahrt näherte, kamen ihr diese Probleme lediglich wie kleine Pünktchen auf dem Radarschirm vor.
    »Ich muss Sie hier rauslassen«, sagte der Fahrer auf Hindi und fuhr an den Straßenrand.
    »Ich will aber nicht schon hier aussteigen. Bringen Sie mich bis vor die Tür!«
    Die Augen des Fahrers blitzten nervös in der Dunkelheit, als er zu Samira

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