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Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Titel: Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Phonstärken lauter aus als nötig. »Wie wunderbar, von Ihnen zu hören. Wie geht es Ihrer Familie?«
    Ramesh konnte sich bildhaft vorstellen, wie Shashank in seinem prunkvollen Büro mit Blick auf den eleganten Connaught Place saß. Shashank gehörte zu der Riege der modernen indischen Geschäftsleute, die ein breites Spektrum an Geschäften betrieben, etliche davon legal, andere weniger. In letzter Zeit hatte er seine Liebe zum Gesundheitssektor entdeckt und betrachtete den medizinischen Tourismus als Weg zu einem leicht verdienten zweiten Vermögen. Im Verlauf der vergangenen drei Jahre hatte er erhebliche Summen investiert und war Hauptaktionär einer Gesellschaft, die – vollkommen passend in der momentan schwierigen Lage – im Besitz der Queen Victoria Hospitals in Delhi, Bangalore und Chennai sowie der Aesculapian Medical Centers in Delhi, Mumbai und Hyderabad war. Er hatte den Löwenanteil der Kosten für die kürzlich in Europa und Nordamerika gestartete Anzeigenkampagne beigesteuert, in der Indien als Gesundheitsreiseziel des 21. Jahrhunderts angepriesen wurde. Shashank Malhotra war ein Großunternehmer.
    Nachdem sie einige Höflichkeiten ausgetauscht hatten, kam Ramesh zum Geschäftlichen. »Der Grund für meinen Anruf ist ein Problem im Queen Victoria Hospital hier in Delhi. Hat man Sie bereits darüber informiert?«
    »Ich habe gehört, dass da eine kleinere Komplikation aufgetreten sein soll«, erwiderte Shashank misstrauisch. Er hatte die Veränderung in Rameshs Tonfall bemerkt, und seine Sensibilität in Bezug auf das Wort »Problem« war weithin bekannt. Es bedeutete normalerweise, dass er Geld ausgeben musste. Besonders empfindlich reagierte er auf Probleme im Zusammenhang mit der Queen-Victoria-Hospital-Gruppe und den Aesculapian Medical Centers. Sie waren die jüngsten Mitglieder seines Finanzimperiums und schrieben noch keine schwarzen Zahlen.
    »Es ist mehr als eine kleinere Komplikation«, erwiderte Ramesh, »und ich finde, Sie sollten darüber Bescheid wissen. Haben Sie eine Minute Zeit?«
    »Soll das ein Scherz sein? Das will ich auf jeden Fall hören.«
    Ramesh erzählte Shashank im Großen und Ganzen das Gleiche wie Inspektor Naresh Prasad. Nur die optimistischen Regierungsprognosen für den medizinischen Tourismus ließ er unerwähnt. Die kannte Shashank bereits. Aufgrund der gezielten Fragen, die Shashank im Verlauf seiner Schilderung stellte, war Ramesh klar, dass sein Gesprächspartner die Bedeutung und die Dringlichkeit der Situation in vollem Umfang erfasst hatte.
    Als Ramesh schließlich fertig war, blieb auch Shashank stumm. Ramesh ließ ihn brüten, besonders über den Satz, dass die Wirkung der Anzeigenkampagne weitgehend zunichte gemacht worden war.
    »Ich finde, Sie hätten mich ein kleines bisschen früher verständigen sollen«, grollte Shashank. Seine Stimme klang jetzt tief und drohend, wie die eines vollkommen anderen Menschen.
    »Ich glaube, dass alles wieder ins Lot kommt, sobald die junge Dame entschieden hat, was mit dem Leichnam ihrer Großmutter geschehen soll, und anschließend wieder nach Hause fliegt. Ich bin mir sicher, dass Sie jemanden kennen, der in der Lage ist, ihr einen entsprechenden Vorschlag zu unterbreiten. Jemanden, dem sie vielleicht auch zuhört.«
    »Wo wohnt sie?«
    »Im Amal Palace Hotel.«
    Ramesh musste feststellen, dass die Leitung tot war.

 
Kapitel 17
     
    Mittwoch, 17. Oktober 2007
    15.45 Uhr
    Neu-Delhi, Indien
     
    V eena blickte auf ihre Armbanduhr. Es kam ihr vor, als hätte die Übergabesitzung noch nie so lange gedauert. Sie hatte eigentlich um 15.30 Uhr Dienstschluss, und jetzt war es schon Viertel vor vier.
    »Dann hätten wir’s«, sagte Schwester Kumar gerade zur Oberschwester der Spätschicht. »Noch Fragen?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte die Spätdienstschwester. »Danke.«
    Alle erhoben sich von ihren Plätzen. Veena steuerte auf schnellstem Weg den Fahrstuhl an, während die anderen sich noch über Belanglosigkeiten unterhielten. Samira entdeckte sie und musste sich beeilen, um zu ihr aufzuschließen.
    »Wo gehst du hin?«, wollte Samira wissen.
    Veena gab keine Antwort. Ihr Blick sauste pausenlos zwischen den einzelnen Fahrstuhltüren hin und her. Sie wollte sehen, welche als Erstes aufging.
    »Veena!« Samiras Stimme bebte. »Willst du immer noch nicht mit mir reden? Ich finde, du übertreibst.«
    Veena ignorierte sie und trat vor die Tür des ankommenden Fahrstuhls. Samira ging ihr nach.
    »Ich kann ja verstehen,

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