Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen
also dafür sorgen, dass du dich am ersten Tag nach eurer Ankunft in Neu-Delhi untersuchen lässt. Wir wollen schließlich keine Hyperstimulation riskieren.«
»Genau darum rufe ich an. Kannst du mir vielleicht jemanden in Neu-Delhi empfehlen?«
»Viele«, erwiderte Shirley. »Seit diesem Kongress bin ich mit einer ganzen Reihe von Kollegen im Kontakt. Die Medizin in Indien ist fortschrittlicher, als die meisten glauben. Ich kenne mindestens ein halbes Dutzend Ärzte, die ich dir ohne Bedenken weiterempfehlen könnte. Hast du vielleicht einen besonderen Wunsch, männlich oder weiblich zum Beispiel, oder vielleicht an einem bestimmten Ort in der Stadt?«
»Praktisch wäre es, wenn einer davon irgendwie mit dem Queen Victoria Hospital zusammenarbeiten würde«, sagte Laurie. »Ein Bekannter in der Belegschaft könnte nützlich sein, falls wir auch mit der Verwaltung zu tun bekommen.«
»Da bin ich absolut deiner Meinung. Weißt du was? Ich mache gleich mal ein paar Anrufe. In Delhi ist es jetzt Abend, so ungefähr Viertel vor sechs. Das passt perfekt. Ich könnte auch eine E-Mail schreiben, aber ich glaube, der direkte Kontakt ist besser, und außerdem scheint mich im Moment sowieso niemand anrufen zu wollen.«
»Danke, Shirley«, sagte Laurie. »Ich bin dir mit Sicherheit etwas schuldig, ich weiß bloß nicht, wie ich mich jemals dafür revanchieren soll. Ich bezweifle stark, dass dir mit irgendwelchen Leistungen aus meinem beruflichen Umfeld gedient wäre.«
»Sag so was bloß nicht, nicht einmal als Witz«, erwiderte Shirley. »Ich bin abergläubisch.«
Laurie legte auf und blickte automatisch auf ihre Armbanduhr. Die Stelle, wo sie das Indienvisum abholen konnte, machte sowieso erst um neun auf, also hatte sie noch ein bisschen Zeit. Als Erstes rief sie bei der Fluggesellschaft an und bezahlte mit ihrer Kreditkarte die bereits reservierten Tickets. Danach rief sie Jennifer an. Es klingelte vier, fünf Mal, und als die Verbindung schließlich zustande kam, rechnete Laurie fest mit einer Mailbox. Doch Jennifer ging an den Apparat. Sie klang ein wenig außer Atem.
Laurie nannte ihren Namen und fragte, ob sie vielleicht später noch einmal anrufen sollte.
»Nein, alles in Ordnung«, sagte Jennifer schnaufend. »Ich bin gerade beim Abendessen in einem schicken chinesischen Restaurant hier im Hotel. Als das Handy geklingelt hat, bin ich zum Telefonieren schnell raus ins Foyer gerannt. Rate mal, mit wem ich esse.«
»Ich habe keinen Schimmer.«
»Mit einer Mrs Benfatti. Das ist die Frau von dem Mann, der gestern Abend im Queen Victoria Hospital ums Leben gekommen ist.«
»Was für ein Zufall.«
»Na ja, nicht unbedingt. Ich habe sie ausfindig gemacht, und wir haben auch schon zusammen Mittag gegessen. Ich muss schon sagen, dass dieser Todesfall ein paar sehr merkwürdige Parallelen zu Grannys Tod aufweist.«
»Tatsächlich?« Laurie fragte sich, ob es sich um echte oder nur eingebildete Parallelen handelte.
»Ach Gott, jetzt plappere ich hier die ganze Zeit vor mich hin, und dabei hast du doch mich angerufen. Bitte, sag, dass ihr nach Indien kommt.«
»Ja, wir kommen nach Indien«, sagte Laurie, und die Vorfreude war ihr deutlich anzuhören.
»Wunderbar!«, jubelte Jennifer. »Du machst dir gar keine Vorstellung, wie sehr ich mich darüber freue. Du kannst Dr. Washington danke, danke, danke von mir ausrichten.«
»Er lässt dich grüßen«, sagte Laurie. »Hat sich bei dir irgendetwas Entscheidendes getan?«
»Eigentlich nicht. Sie wollen mich immer noch dazu bringen, dass ich ihnen grünes Licht gebe. Ich habe gesagt, dass ihr kommt und irgendwann am Freitagmorgen hier eintreffen werdet.«
»Hast du erwähnt, dass wir zufälligerweise Kriminalpathologen sind?«
»Aber ja, auf jeden Fall.«
»Und wie haben sie reagiert?«
»Mit dem nächsten Vortrag zum Thema: Es wird keine Obduktion geben. Da sind sie absolut eindeutig.«
»Wir werden ja sehen«, erwiderte Laurie.
»Ich habe ganz bewusst mit der Krankenschwester gesprochen, die Granny gepflegt hat. Sie ist eine unglaubliche Schönheit mit einer absolut traumhaften Figur.«
»Also, aus deinem Mund ist das ein ziemlich großes Kompliment.«
»Ich kann da nicht einmal ansatzweise mithalten. Sie ist wahrscheinlich eine von den Frauen, die essen können, was sie wollen, und trotzdem immer besser und besser aussehen. Und außerdem ist sie auch noch nett. Obwohl, am Anfang hat sie sich ein bisschen seltsam benommen.«
»Wie denn?«
»Schüchtern
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