Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Crystal Meth in der Stadt haben.«
    »Warum wurde Benjamin Corey nicht auf Kaution freigelassen?«
    »Weil es für ihn einen internationalen Haftbefehl wegen Mordes an einem Wachmann in Kyoto, Japan, gibt. Wäre er nur ein einfacher Wirtschaftskrimineller, wäre er schon auf Kaution raus. Aber wenn bei jemandem Fluchtgefahr besteht, dann bei ihm. Momentan ist seine größte Sorge, ausgeliefert zu werden. Ich sage euch, ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Auch wenn er die Ausweisung verhindern kann, steht ihm immer noch der Prozess wegen Geldwäsche bevor. Ich kann es einfach nicht verstehen. Ein Mann seiner Herkunft und mit seiner Ausbildung: Es sieht so aus, als ob er ausprobiert hätte, wie weit er gehen kann, ohne geschnappt zu werden.«
    »In meinen Augen ist das eher eine griechische Tragödie«, sagte Laurie. »Der fatale Hang zur Gier wächst in einem Menschen, der wahrscheinlich irgendwann mal angefangen hat mit dem uneigennützigen Wunsch, anderen Menschen zu helfen – genau wie neunundneunzig Prozent aller Medizinstudenten.«
    »Aber wie kann das geschehen? Das verstehe ich nicht.«
    »Das liegt an der unglückseligen Vernetzung von Medizin und Geschäft. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts hatte man als Mediziner schon ein ganz gutes Auskommen, aber richtig reich werden konnte man in dem Beruf nicht. Das änderte sich in unserem Land, als die Medizin aus der Verantwortung der Regierung ausgekoppelt wurde. In anderen Industrieländern unterstand die Medizin weiterhin der Regierung, genauso wie die Erziehung und schulische Ausbildung oder die Verteidigung. Dazu kommt, dass die amerikanische Regierung unabsichtlich zur medizinischen Inflation beigetragen hat, indem sie die Krankenversicherungen hat gewähren lassen, ohne effektiv die Ausgaben zu kontrollieren. Oder indem sie großzügig biomedizinische Forschung subventioniert hat, ohne sich die Rechte an den Forschungsergebnissen für das amerikanische Volk zu sichern. Oder indem das Patentamt für medizinische Prozesse Patente erteilt – wie zum Beispiel für die menschliche Gensequenz –, obwohl es per Gesetz eigentlich verboten ist. Lass dir sagen, die Vergabesituation der Medizinpatente in diesem Land ist desaströs, worunter die biomedizinische Industrie besonders leidet, aber das ist eine andere Geschichte.«
    Laurie fuhr fort: »Leider ist es heutzutage so, dass wenn ein Arzt wirklich richtig reich werden möchte, und das wollen viele, er das schaffen kann, wenn er sich für das richtige Wirkungsgebiet entscheidet, wie zum Beispiel die Pharmaindustrie, die Krankenversicherung, die spezialisierten Krankenhäuser oder die biotechnische Industrie. Alle diese Geschäftszweige beanspruchen für sich, den Menschen helfen zu wollen, was sie natürlich auch können. Aber das ist mehr ein Nebeneffekt und nicht das Ziel. Erklärtes Ziel ist es, Geld zu machen, und darin sind sie enorm erfolgreich.«
    Einen Augenblick lang starrte Lou Laurie nur an. Dann kicherte er: »Erwartest du von mir, dass ich das verstanden habe?«
    »Nicht wirklich«, räumte Laurie ein. »Was du für dich daraus ziehen kannst, ist einfach, dass es mich nicht wundert, dass jemand wie Ben Corey in Versuchung gerät und eine Wandlung durchmacht von jemandem, der anfangs nicht anderes wollte, als selbstlos anderen zu helfen, hin zu jemandem, den es nur interessiert, Milliardär zu werden. Die meisten Studenten, wenn nicht sogar alle, haben zu Beginn des Studiums eine selbstlose Einstellung, aber sie stehen auch in Konkurrenz zueinander. Und das müssen sie auch, um auf die besten Colleges und Universitäten zu kommen und alles zu tun, um die besten Assistenzstellen zu ergattern, um dann in die besten medizinischen Bereiche zu gelangen, was meistens bedeutet, die Bereiche, in denen man am meisten verdienen kann, so dass sie ihr Studentendarlehen möglichst bald abbezahlen können. Was sie nicht merken, ist, dass sich der Beruf des Arztes in den letzten Jahren drastisch verändert hat, hauptsächlich wegen wirtschaftlicher Aspekte.«
    »Aber was ist mit der neuen Gesundheitsgesetzgebung? Wird die nicht einiges ändern?«
    »In einem Anflug von Großzügigkeit würde ich sagen, das könnte ein Anfang sein. Im Kern will das neue Gesetz eine soziale Gleichheit in der medizinischen Versorgung herstellen: zum einen dadurch, dass die medizinische Versorgung als Ressource gemanaget wird, zum anderen, dass sie in den Verantwortungsbereich der Regierung übertragen wird. Aber in unserem Land