Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
der Bahnsteig war wirklich gedrängt voll mit Leuten. Als sich die Türen öffneten, drängten sich alle nach vorne, so dass die Leute im Zug es schwer hatten, auszusteigen.«
»Es gab also ein Stoßen und Schieben?«
»Ja, ich würde sagen, ein ziemlich heftiges Stoßen und Schubsen! Jedenfalls sah ich aus den Augenwinkeln diesen asiatischen Mann, der irgendwie hin-und herzuckte, sein Kopf wackelte vor und zurück.«
»Sie dachten, er hätte einen Anfall oder etwas Ähnliches – wenigstens haben Sie das angegeben.«
»So habe ich es der Notfallzentrale beschrieben. Ich dachte bei mir: Es ist so voll hier, der Mann hat einen Anfall und kann noch nicht einmal hinfallen. Ich meine, wir waren alle zusammengequetscht und drückten uns zu den Abteilen, weil jeder Angst hatte, er würde nicht mehr reinkommen.«
»Ich sehe es bildlich vor mir«, sagte Laurie. »Haben Sie versucht, ihm zu helfen?«
»Nein, nicht wirklich. Ich stand rechts von ihm. Ich bin mir nicht einmal sicher, dass ich zu ihm gelangt wäre, wenn ich es versucht hätte. Ich wurde von den Leuten hinter mir nach vorne geschoben. Und um ehrlich zu sein, dachte ich, die Menschen um ihn herum versuchten, ihm zu helfen. Als ich an der Zugtür war, habe ich versucht, zurückzuschauen. Zuerst konnte ich ihn gar nicht sehen, weil er nicht sehr groß war.«
»Wir sind da«, sagte der Taxifahrer und sah Laurie durch den Rückspiegel an.
»Können Sie bitte dranbleiben?«, fragte Laurie Robert, ein wenig nervös, weil sie sich nun in einem Dilemma befand. »Ich bin gerade angekommen und muss den Taxifahrer bezahlen.«
»Ich kann warten«, versicherte Robert.
Laurie zahlte und stieg direkt vor dem Midtown North Revier aus, dessen Flaggen in der Brise flatterten und vor dem eine Flotte Polizeiwagen kreuz und quer parkte.
»Hier bin ich wieder«, sagte Laurie. »Sie sagten gerade …«
»Dass ich einen flüchtigen Blick auf den Mann auf dem Bahnsteig erhaschen konnte, als ich in den Zug einstieg. Bei ihm standen zwei Asiaten. Aber der Blick war wirklich sehr flüchtig, weil ich durch eine Menge Leute hindurchschauen musste, die alle in das Abteil drängten, und einige schafften es nicht, hineinzukommen. Und ich war damit beschäftigt, mein Handy aus der Tasche zu ziehen.«
»Als Sie ihn sahen, hatten Sie da den Eindruck, dass er immer noch Krämpfe hatte?«
»Es passierte alles so schnell, und die Sicht war so schlecht, aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sagen: nein. Außerdem versuchte ich, zur Notrufzentrale durchzukommen, bevor die Türen schlossen, aber ich bekam nur ein schwaches Signal, und das verlor ich dann auch.«
»Wissen Sie«, sagte Laurie, »ich bin Ihnen wirklich dankbar dafür, dass Sie mit mir gesprochen haben. Wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt, wirklich: irgendetwas, dann rufen Sie mich bitte an!«
»Das werde ich«, erwiderte Robert. »Nachdem ich mit Ihnen die Situation noch einmal erlebt habe, fühle ich mich schuldig, dass ich überhaupt in den Zug eingestiegen bin. Ich hätte vielleicht mehr versuchen müssen, gucken, ob ich helfen könnte.«
»Quälen Sie sich nicht«, sagte Laurie. »Sie haben den Notruf gewählt, damit Hilfe dorthin kommen konnte.«
»Das ist nett von Ihnen, dass Sie das sagen.«
Laurie beendete das Gespräch. Dann erklomm sie die Stufen zum geschäftigen Revier.
11
25. März 2010
Donnerstag, 14.45 Uhr
Auf dem Weg zu seinem Restaurant fühlte Louie sich wie aufgeladen. Er hatte auf der Busfahrt zurück von Rikers Island über Paulies Rat nachgedacht. Als er sein Auto wieder erreicht hatte, war er zu dem Entschluss gekommen, ihn anzunehmen. Es war ihm klar geworden, dass es eine Zeit gab, in der man Gewalt vermeiden musste, und eine Zeit, in der Gewalt die einzige Lösung darstellte. Die augenblickliche Situation gehörte zur zweiten Kategorie. Gleichzeitig wusste er, dass er recht hatte, wenn er Hideki nicht umbrachte. Damit würden eine Menge negativer Reaktionen provoziert werden, vor allem würden sie ihr Einkommen verlieren, das sie durch die Japaner, die sie mit Crystal Meth versorgten, erzielten, auch wenn dies nur vorübergehend sein sollte. Im Gegensatz dazu würde das Verschwinden von Susumu Nomura und Yoshiaki Eto die perfekte Art sein, die Botschaft an alle zu verbreiten, besonders an Hideki. Der Plan war nicht gerade leicht umzusetzen, aber es war möglich. Entsprechend hatte Louie bei Hideki angerufen und ihn für 15.30 Uhr ins Venetian eingeladen, um den Verlauf des
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