Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
ist, wird sie schlussfolgern, dass das Organisierte Verbrechen darin verwickelt ist, und dann ist sie bei den Yakuza und euch. Ihr müsst dafür sorgen, dass sie von dem Fall abgezogen wird, wenn sie dran ist!«
»Was soll ich mit ihr machen? Soll ich sie umbringen lassen?«
»Nein! Absolut nein! Ich hab’s versucht. Dominick hat’s versucht. Und allein der Versuch wird bei der Polizei genau das losbrechen, was du vermeiden willst: Wahrscheinlich zehn Jahre Schikane gegen uns, weil sie sich mit hochrangigen Beamten der Polizei gut versteht. Sie hatte mal was mit Lou Soldano. Und als das vorbei war, hat das ihr Verhältnis zueinander nur noch verbessert.«
Ein durchdringendes Pfeifen zog Louies Aufmerksamkeit auf sich. Der Wärter am Empfangstisch winkte zu ihm rüber. Die Zeit war um. Louie sah wieder zu Paulie. »Wenn sie am Fall dran ist, wie bekomme ich sie davon weg?«
»Dabei kann ich dir auch nicht helfen. Das wirst du selbst herausfinden müssen. Frag Vinnie Amendola. Vielleicht fällt ihm etwas ein.«
Ein erneutes Pfeifen durchdrang das allgemeine Hintergrundgemurmel vieler Stimmen im Raum.
»Wir sehen uns«, sagte Louie und erhob sich.
»Du weißt, wo du mich finden kannst«, sagte Paulie, dann hingen sie gleichzeitig den Telefonhörer auf.
10
25. März 2010
Donnerstag, 14.30 Uhr
Laurie zog ihren Mantel aus, hängte ihn an die Rückseite ihrer Bürotür und drückte die Tür zu. Zumindest für eine kleine Weile wollte sie mit dem Rest der Welt nichts zu tun haben. Sie war gerade von einem etwas ausufernden Mittagessen zu ihren Ehren zurückgekehrt, das in einem nahe gelegenen Restaurant stattgefunden hatte, das Waterfront Ale House hieß. In ihrem augenblicklichen Gemütszustand wäre sie am liebsten nicht hingegangen, aber mit dem Essen sollte ihre Rückkehr ins Arbeitsleben gefeiert werden, und Jack hatte es organisiert. Die meisten der Gerichtsmediziner waren aufgetaucht, mit lustigen Sprüchen und viel Gelächter. Für Laurie war es sehr anstrengend gewesen, so zu tun, als ob sie genauso gut aufgelegt sei wie die anderen. Der Tag verlief nicht annähernd so gut, wie sie erhofft hatte, dabei hatte sie nur den einen Fall, aber ohne Identität und ohne Todesursache. Und sie konnte nicht aufhören, an JJ und Leticia zu denken. Laurie hatte nicht mehr angerufen, seit Leticia sie darum gebeten hatte mit der Begründung, dass Laurie sie daran hindern würde, sich mit der angemessenen Aufmerksamkeit um JJ zu kümmern. »Bei dem allerkleinsten Problem werde ich Sie anrufen«, hatte Leticia entschlossen gesagt. »Bitte entspannen Sie sich, und machen Sie Ihre Arbeit. Alles ist gut hier!«
Laurie setzte sich an ihren makellos sauberen Schreibtisch. Einen Moment lang starrte sie das Telefon an. »Verdammt nochmal!«, rief sie plötzlich, wählte dann ärgerlich Leticias Nummer. »Niemand sagt mir, wann ich mein Kind anrufen darf.«
Es klingelte öfter, als Laurie erwartet hatte, was sie sofort alarmierte, verschlimmert durch Leticias Atemlosigkeit, als sie endlich ans Telefon kam. »Entschuldigung«, sagte sie. »Ich war gerade dabei, JJ einen steilen Hügel hinaufzuschieben, als das Telefon anfing zu klingeln. Ich wollte erst oben ankommen.«
»Das klingt, als ob ihr im Park seid«, vermutete Laurie mit einer Kombination aus Schuld und Erleichterung.
»Richtig geraten. Er liebt es, und das Wetter könnte nicht besser sein.«
»Tut mir leid, dass ich Ihnen auf die Nerven gehe«, sagte Laurie.
Leticia antwortete nicht.
»Alles in Ordnung?«
»Es ist alles in Ordnung«, kam die Antwort.
»Hat er zu Mittag gegessen?«
»Nein, ich verweigere ihm Essen und Getränke«, sagte Leticia und lachte dann. »Nur ein Spaß. Er hat viel gegessen und schläft jetzt. Es könnte ihm nicht besser gehen. Jetzt aber los, arbeiten Sie weiter!«
»Aye, aye, Madam«, gab Laurie zur Antwort.
Noch eine Phrase zur Verabschiedung, dann legte Laurie auf.
Sie sah sich noch einmal auf ihrem Schreibtisch um und wieder fiel ihr auf, dass nirgendwo Zettel oder Benachrichtigungen zu aktuellen Fällen zu finden waren. Nur die Akte mit ihrem einzigen Fall, dem nicht identifizierten Toten, lag dort. Sie dachte darüber nach, wie wenig sie über den Mann wusste und wie traurig es war, dass er ganz allein in dem kühlen Raum weiter unten lag. Sie fragte sich, wo seine Frau war und ob sie ihn vermisste. Laurie biss sich auf die Wange, während sie nach einem Weg suchte, wie sie mehr – irgendetwas – über ihren einsamen,
Weitere Kostenlose Bücher