Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
wiederholte Laurie. »Aber das Ganze nimmt in meinem Kopf erst allmählich Gestalt an.«
»Versuchst du, dir selbst etwas zu beweisen?«, fragte Jack. »Ist das die Erklärung für diesen, wie Lou sagte, melodramatischen Auftritt? Ich bin mir sicher, dass sowohl Lou als auch ich zu deinem Denkprozess beitragen könnten.«
»Vielleicht geht’s sogar auch darum«, gab Laurie zu. »Ich möchte es selbst machen!«
»Also gut, dann sag mir eins: Hast du gestern herausgefunden, ob dein gestriges Opfer einen Krampfanfall hatte?«
»Ja, ich glaube, er hatte einen.«
18
26. März 2010
Freitag, 09.10 Uhr
Die riesige Boeing 747-400 machte eine elegante Drehung bei ihrem Anflug auf New Yorks Flughafen JFK. Wenige Minuten später landete sie sanft auf der asphaltierten Runway 13R. Eine weitere perfekte Landung des Fluges 853 von Tokio nach New York, inklusive Überquerung des Nordpols. Als der Schwung des Flugzeugs ausreichend gedrosselt war, verließ der Pilot die Landebahn und machte sich auf die lange Transferstrecke zum Terminal.
Es war ein langer Flug für Hisayuki Ishii gewesen. Er streckte seine Arme und Beine. Glücklicherweise hatte er die acht Stunden mit wiederholten Nickerchen verbracht und fühlte sich einigermaßen wohl. Und das, obwohl er mehr als einen halben Tag in diesem Zylinder aus Aluminium eingesperrt gewesen war. Natürlich hatte der Sitzplatz in der ersten Klasse auch etwas dazu beigetragen. Er fragte sich flüchtig, ob seine beiden Soldaten, Chong Yong und Riki Watanabe, eine ebenso angenehme Reise gehabt hatten auf ihren Plätzen in der Business Class ein paar Reihen hinter ihm.
Der lange Flug hatte Hisayuki die seltene Gelegenheit geschenkt, zu denken, ohne dabei noch etwas anderes tun zu müssen. Normalerweise waren seine Tage so randvoll mit Tätigkeiten und Terminen, dass es ein Luxus war, sich auf etwas konzentrieren zu können. Zwar waren ihm keine sonderlich neuen Ideen in Bezug auf das aktuelle Problem gekommen, aber immerhin war er sich jetzt sicherer, was zu tun war. Da Satoshi und seine Familie nun eliminiert worden waren, lag die oberste Priorität bei den Laborberichten. Mit diesem Gedanken war er in das Flugzeug gestiegen, davon war er jetzt absolut überzeugt. Die Berichte waren die rechtliche Grundlage dafür, die Patente der Kyotoer Universität anzufechten. Das andere schwerwiegende Problem war natürlich die Beziehung zu den Yamaguchi-gumi, welches der eigentliche Grund für seine spontane Entscheidung war, am Morgen nach seinem Treffen mit dem Oyabun der Yamaguchi-gumi, Hiroshi Fukazawa, nach New York zu fliegen. Er musste dafür sorgen, dass Saboru Fukuda nie vermuten würde, dass Satoshi umgebracht worden war. Und das hing davon ab, ob Hideki Shimodas Männer den Mord auf genau die Weise durchgeführt hatten, wie Hisayuki angeordnet hatte.
Mit diesen Gedanken zog Hisayuki sein Handy hervor und wählte Hidekis Nummer. Während es klingelte, sah er durch das Flugzeugfenster hinaus. So hoch über dem Boden kam es ihm vor, als würde das riesige Flugzeug nur kriechend vorankommen, was ihn beinahe veranlasst hätte, sich darüber beim Bordpersonal zu beschweren, so ungeduldig erwartete er die Ankunft. Natürlich tat er das nicht, aber der Gedanke daran machte ihm klar, wie angespannt er aufgrund der Situation war und wie dringend er erfahren wollte, was alles passiert war, seit die Maschine gestartet und er nicht mehr erreichbar gewesen war: War der Einbruch bei iPS USA glatt verlaufen? Hatten sie die Laborjournale an sich gebracht? Gab es irgendeine Meldung in den Medien, die die Yamaguchi-gumi auf den Gedanken bringen könnten, Satoshi und seine Familie seien ermordet worden? Hisayuki brannte darauf, die Antworten auf diese Fragen zu hören, und wartete verständlicherweise ungeduldig darauf, dass Hideki sich meldete.
Als Hisayuki gerade aufgeben wollte, meldete sich Hideki brummig in Englisch, was darauf schließen ließ, dass er geschlafen hatte. Sehr schnell änderte er seinen Ton, seine Haltung und seine Sprache, als er die Stimme seines Oyabuns erkannte.
»Was ist geschehen, seit wir uns das letzte Mal gesprochen haben?«, fragte Hisayuki ihn leise auf Japanisch. Er hatte bemerkt, dass der Mann europäischer Herkunft, der neben ihm saß, nur Englisch sprach.
»Einiges Gutes, einiges Schlechtes«, sagte Hideki.
»Dann will ich die schlechten Neuigkeiten zuerst hören«, verlangte Hisayuki nervös.
»Meine beiden verlässlichsten Männer sind seit gestern
Weitere Kostenlose Bücher