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Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Titel: Montgomery u Stapleton 01 - Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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grelle Licht der Fernsehscheinwerfer spiegelte. Er beantwortete Fragen aus dem Saal und schwitzte ausgiebig. Laurie erkannte sofort, daß keine Chance bestand, mit ihm über die Angelegenheit des Manhattan General Hospital zu sprechen.
    Auf Zehenspitzen suchte sie den überfüllten Raum nach Dr. Calvin Washington ab, Binghams Stellvertreter. Mit seinen zwei Metern und zweihundertdreißig Pfund war der Schwarze im allgemeinen leicht in einer Menschenmenge auszumachen. Laurie entdeckte ihn schließlich in der Nähe der Tür, die vom Konferenzraum in das Büro des Chefs führte. Wenn sie durch die Haupthalle ging und dann durch das Büro des Chefs, konnte sie Calvin erreichen, ohne sich durch das Gedränge zu schieben. Als sie hinter ihm stand, zögerte sie. Dr. Washington hatte ein stürmisches Temperament. Mit seiner Statur und seinen Launen wirkte er auf die meisten Menschen einschüchternd, auch auf Laurie.
    Laurie nahm allen Mut zusammen und tippte ihm auf den Arm. Sofort drehte er sich um. Seine dunklen Augen musterten Laurie. Er war nicht begeistert, so viel war klar.
    "Was ist?" fragte er flüsternd.
    "Kann ich Sie einen Augenblick sprechen? Es geht um eine Verfahrensfrage in einem Fall drüben im Manhattan General."
    Nach einem kurzen Blick zurück auf seinen schwitzenden Boss nickte Calvin. Er folgte Laurie und schloß die Tür zum Konferenzraum. Er schüttelte den Kopf. "Bei diesem Schülerinnenmord Nr. 2 läuft jetzt schon alles schief. Gott, wie ich diese Medien hasse. Denen geht es doch gar nicht um die Wahrheit, was immer das ist. Das ist eine Bande von Sensationsjägern, und der arme Harold versucht zu rechtfertigen, warum die Hände nicht am Tatort eingepackt wurden. So ein Zirkus!"
    "Und warum waren die Hände nicht eingepackt?" fragte Laurie.
    "Weil der Tour Doc nicht daran gedacht hat", sagte Calvin abfällig. "Und als Plodgett hinkam, war die Leiche schon im Wagen."
    "Was? Der Arzt vom Bereitschaftsdienst hat erlaubt, die Leiche wegzuschaffen, bevor Paul da war? Wieso?" fragte Laurie.
    "Woher soll ich das wissen?" brauste Calvin auf. "Der ganze Fall stinkt. Eine Panne nach der anderen."
    Laurie duckte sich ein wenig. "Ich spreche das nicht gern an, aber ich habe unten noch was bemerkt, was Ärger machen könnte."
    "So? Und was?"
    "Soviel ich gesehen habe, lagen die Kleidungsstücke des Opfers in einer Plastiktüte auf einem der Wandtische."
    "Verdammt noch mal!" tobte Calvin. Er ging hinüber zu Binghams Telefon und tippte die Nummer der Grube. Als sich jemand meldete, brüllte er in den Apparat, er werde persönlich den Verantwortlichen zerstückeln, falls die Kleidung der ermordeten Schülerin in einer Plastiktüte wäre.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, knallte Calvin den Hörer auf die Gabel. Dann sah er Laurie böse an, als wäre der Überbringer für die schlechte Nachricht verantwortlich.
    "Ich kann mir nicht denken, daß ein Pilz so schnell einen Hinweis vernichten kann", meinte Laurie.
    "Darum geht es gar nicht so sehr", sagte Calvin verärgert. "Wir sind hier nicht irgendwo im Busch. Solche Pannen sind unverzeihlich, vor allem wo die Medien so dahinter sind. Es ist, als wäre der ganze Fall verhext. Lassen wir’s; was ist mit Manhattan General?"
    Laurie berichtete Calvin so knapp wie möglich von Duncan Andrews und der Anfrage des behandelnden Arztes. Sie betonte, daß der Familie daran gelegen sei, den Wunsch des Verstorbenen zu achten, und daß sie der Organentnahme zustimme.
    "Wenn wir in diesem Staat ein vernünftiges Obduktionsgesetz hätten, würde so etwas gar nicht erst aufkommen", knurrte Calvin. "Ich meine, wir sollten die Bitte der Familie erfüllen. Sagen Sie dem Arzt, daß er die Augen unter diesen besonderen Umständen entnehmen kann, nachdem er sie fotografiert hat. Er soll außerdem Glaskörperproben vom Innenauge für die Toxikologie nehmen."
    "Ich gebe es sofort weiter", sagte Laurie. "Danke."
    Calvin hob abwesend die Hand. Er hatte schon wieder die Tür zum Konferenzraum geöffnet.
    Laurie nahm die Abkürzung durch das Zimmer der Chefsekretärin und ließ sich von Marlene die Tür zur Haupthalle öffnen. Sie mußte sich zwischen den Medienleuten hindurchschlängeln. Binghams Pressekonferenz war noch in vollem Gange. Laurie drückte den Auf-Knopf am Fahrstuhl.
    "Au!" schrie sie auf, als jemand sie in die Rippen stieß. Sie wirbelte herum und rechnete damit, eine Kollegin zu sehen, aber vor ihr stand ein Fremder Anfang Dreißig. Er trug einen offenen Trenchcoat; die Krawatte

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