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Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Titel: Montgomery u Stapleton 01 - Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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festgestellt."
    "Donnerwetter!" Laurie war verblüfft. Jetzt hatte Dr. Murray ihr Interesse geweckt. "Das ist ja Wahnsinn. Wie hat er’s genommen, oral? Oder war er einer von den ›Mulis‹, die das Zeug schmuggeln, indem sie mit Kokain gefüllte Kondome schlucken?"
    "Wohl kaum", sagte Dr. Murray. "Der Bursche war irgend so ein Senkrechtstarter von Wall Street. Nein, nicht oral. Intravenös."
    Laurie schluckte und bemühte sich, nicht alte unerwünschte Erinnerungen hochkommen zu lassen. Ihr Mund war mit einemmal trocken geworden. "War auch Heroin im Spiel?" fragte sie. In den sechziger Jahren war eine Mischung aus Heroin und Kokain beliebt gewesen, "Speedball" genannt.
    "Heroin nicht", antwortete Dr. Murray. "Nur Kokain, aber offensichtlich eine irrsinnige Dosis. Wenn er hier noch 42,2 Temperatur hatte, weiß der Himmel, wie hoch sie vorher war."
    "Hört sich jedenfalls alles ganz klar an", meinte Laurie. "Wo liegt das Problem? Wenn Sie wissen wollen, ob es ein Fall für die Autopsie ist, das ist es natürlich."
    "Ja, das wissen wir", sagte Dr. Murray. "Darum geht’s nicht. Es ist etwas komplizierter. Der Mann wurde von seiner Freundin gefunden, die mit hierherkam. Natürlich haben wir auch seine Familie benachrichtigt. Und die Familie hat offensichtlich Beziehungen, wenn Sie wissen, was ich meine. Also – die Schwestern entdeckten, daß Mr. Duncan Andrews einen Organspenderausweis hatte, und man setzte sich mit der Organspenderzentrale in Verbindung. Die Zentrale hat, ohne zu wissen, daß es ein Autopsiefall ist, die Familie gefragt, ob sie damit einverstanden sei, die Augen zu entnehmen – außer den Knochen das einzige, was unter Umständen verwertbar ist. Wissen Sie, wir kümmern uns nicht um Organspenderausweise, wenn die Familie nicht ausdrücklich zustimmt. Aber diese Familie hat zugestimmt. Die Eltern sagten, es sei ihr ausdrücklicher Wunsch, den Willen des Verstorbenen zu achten. Ich persönlich denke, das hat etwas damit zu tun, daß sie glauben wollen, ihr Sohn sei eines natürlichen Todes gestorben. Aber wie dem auch sei, wir wollten uns verfahrensmäßig mit Ihnen abstimmen, bevor wir etwas unternehmen."
    "Und die Familie hat wirklich zugestimmt?" fragte Laurie.
    "Ich sage ja, sie betonte das ausdrücklich", erwiderte Dr. Murray. "Die Freundin erzählte, sie und der Verstorbene hätten mehrmals über das Problem des Mangels an Transplantaten gesprochen, und sie sind zusammen zur Organbank in Manhattan gegangen, um sich einzutragen, als im letzten Jahr im Fernsehen ein Aufruf dieser Organbank gesendet worden war."
    "Mr. Duncan Andrews muß sich selbst eine Überdosis Kokain gegeben haben", sagte Laurie. "Gab es irgendeinen Hinweis auf Selbstmord?"
    "Kein Hinweis auf Selbstmord", antwortete Dr. Murray. "Der Mann litt auch nicht unter Depressionen, jedenfalls sagt das seine Freundin."
    "Das sind ja ziemlich einmalige Umstände", meinte Laurie.
    "Ich persönlich glaube nicht, daß es die Autopsie berührt, wenn wir den Wunsch der Familie respektieren. Aber ich bin nicht berechtigt, eine solche Verfahrensfrage zu entscheiden. Was ich für Sie tun kann, ist, das bei den verantwortlichen Leuten zu klären und Sie sofort zurückzurufen."
    "Da wäre ich Ihnen dankbar", sagte Dr. Murray. "Wenn wir etwas unternehmen wollen, müssen wir es möglichst bald tun."
    Laurie legte den Hörer auf, trennte sich mit Bedauern von ihrem auseinandergenommenen Lockenstab und begab sich erneut zum Autopsieraum. Ohne die übliche Schutzkleidung anzuziehen, steckte sie den Kopf durch die Tür. Mit einem Blick sah sie, daß Bingham nicht mehr da war.
    "Der Chef ist gegangen und läßt Sie allein weitermachen?" rief Laurie Paul zu.
    Paul drehte sich zu ihr um. "Man ist dankbar für die kleinsten Wohltaten", sagte er mit durch die Maske etwas gedämpfter Stimme. "Er mußte glücklicherweise hoch zu der von ihm einberufenen Pressekonferenz. Er hält mich offenbar für fähig, die Leiche zuzunähen."
    "Ach, Paul", munterte Laurie ihn auf. "Sie wissen doch, daß Bingham am Seziertisch jeden wie einen Trottel behandelt."
    "Ich werde versuchen, mir das zu merken", sagte Paul wenig überzeugt.
    Laurie ließ die Tür zufallen. Sie nahm die Treppe am Ende des Gangs, um ins Erdgeschoß zu gelangen.
    Hier wimmelte es von Medienleuten, und Laurie blieb nichts anderes übrig, als bis zur Doppeltür zu gehen, die in den Konferenzraum führte. Über die Köpfe der Reporter hinweg konnte sie Binghams leuchtende Glatze erkennen, auf der sich das

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