Montgomery u Stapleton 01 - Blind
Kommen heute abend gefreut."
"Ich freue mich, hier zu sein", sagte Jordan. "Ihr Vater hat nur Gutes von Ihnen erzählt. Ich war sehr gespannt, Sie kennenzulernen."
"Vielen Dank", erwiderte Laurie. Sie war leicht überrascht zu hören, daß ihr Vater überhaupt von ihr gesprochen hatte und dann auch noch gut. "Ich ebenfalls", sagte sie. "Ehrlich gesagt, Sie sind nicht so, wie ich erwartet hatte."
"Was hatten Sie denn erwartet?"
"Nun ja", meinte Laurie, plötzlich etwas verlegen, "ich hatte gedacht, Sie würden wie ein Augenarzt aussehen."
Jordan warf den Kopf zurück und lachte laut auf. "Und wie sieht bitte ein Augenarzt aus?"
Laurie war erleichtert, als ihr Vater mit Jordans nachgefülltem Glas zurückkam und ihr eine Erklärung ersparte. Ihr Vater sagte Jordan, daß er ihm einige alte chirurgische Instrumente in seinem Arbeitszimmer zeigen wolle. Als Jordan gehorsam seinem Gastgeber folgte, lächelte er Laurie verschwörerisch zu.
Beim Essen sorgte Jordan dafür, daß sich die Stimmung lockerte. Es gelang ihm, selbst die zurückhaltendsten Gäste aus der Reserve zu locken. Zum erstenmal seit langem klang fröhliches Lachen durch die Räume.
Sheldon animierte Jordan, einige der Geschichten über seine berühmten Patienten zum besten zu geben, die er ihm erzählt hatte. Jordan kam dem nur zu gern nach, gab die Geschichten ausgelassen, fast ein wenig prahlerisch wieder und brachte alle zum Lachen. Selbst Laurie vergaß ihren an Emotionen reichen Tag, als sie Jordans amüsanten Erzählungen von den Reichen und Berühmten zuhörte, die täglich in seine Praxis kamen.
Jordans Spezialgebiet war das vordere Auge, insbesondere die Hornhaut. Aber er machte auch plastische Chirurgie, sogar schönheitschirurgische Eingriffe. Er hatte Berühmtheiten vom Filmstar bis zu königlichen Hoheiten behandelt. Alle amüsierten sich über seine Story von einem saudiarabischen Prinzen, der mit einem Dutzend Bediensteten in der Praxis erschienen war. Dann ließ er die Namen einiger Sportasse fallen, die er behandelte. Schließlich erwähnte er, daß er gelegentlich sogar einen Mafioso in seiner Praxis habe.
"Einen von der Mafia?" fragte Laurie in ungläubigem Entsetzen.
"O ja", bestätigte Jordan. "Gott ist mein Zeuge. Echte Gangster. Gerade diesen Monat habe ich einen Paul Cerino behandelt, der offensichtlich Beziehungen zur Unterwelt in Queens hat."
Laurie verschluckte sich leicht an ihrem Wein, als Jordan den Namen Paul Cerino erwähnte. Es verblüffte sie, ihn schon das zweite Mal an diesem Tag zu hören. Die Unterhaltung stockte, da alle sie besorgt ansahen. Sie winkte ab, es sei alles in Ordnung. Dann fragte sie Jordan, weswegen er Paul Cerino behandelte.
"Verätzungen der Augen durch Säure", sagte Jordan. "Irgend jemand hat ihm Säure ins Gesicht geschüttet. Er hatte Glück und war so klug, die Augen sofort mit Wasser auszuspülen."
"Säure! Wie schrecklich", bemerkte Dorothy.
"Das ist nicht so schlimm wie Alkali. Alkali kann die Hornhaut regelrecht durchfressen."
"Hört sich furchtbar an", sagte Dorothy.
"Was ist mit Cerinos Augen?" erkundigte Laurie sich. Sie dachte an das rechte Auge von Frank DePasquale und fragte sich, ob das vielleicht der erste Schritt zum Durchbruch war, auf den Lou hoffte.
"Die Säure hat die Hornhaut beider Augen getrübt", berichtete Jordan. "Aber die Tatsache, daß er sich die Augen ausgewaschen hat, hat die Bindehaut vor größeren Schäden bewahrt. Nach der Hornhauttransplantation, die wir bald vornehmen wollen, wird er wohl über den Berg sein."
"Haben Sie keine Angst, mit diesen Leuten zu tun zu haben?" wollte ein Gast wissen.
"Nicht im geringsten", erwiderte Jordan. "Die brauchen mich doch. Ich bin nützlich für sie. Sie würden mir nichts tun. Eigentlich finde ich das alles ziemlich komisch und unterhaltsam."
"Woher wissen Sie, daß dieser Cerino ein Gangster ist?" fragte ein anderer Gast.
Jordan lachte kurz auf. "Das ist ziemlich eindeutig. Er erscheint immer mit mehreren Leibwächtern, deren Anzüge so verräterische Ausbuchtungen haben."
"Paul Cerino ist ein stadtbekannter Gangster", warf Laurie ein.
"Er ist einer der Bosse der mittleren Ebene in der Organisation des Verbrecherclans Vaccarro, die im Moment mit den Gangstern des Lucia-Clans Krieg führt."
"Woher weißt du das denn?" fragte Dorothy.
"Ich habe heute morgen das Opfer einer Hinrichtung in Unterweltmanier obduziert. Die Behörden glauben, daß der Mord direkt mit der Fehde zusammenhängt, und nichts wäre
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