Montgomery u Stapleton 01 - Blind
Nähe stehenden Abfalleimer und verließ den Raum.
Laurie blieb noch einen Augenblick sitzen und nippte an ihrem Kaffee. Sie wußte, daß sie Lous Gefühle verletzt hatte, und das bereitete ihr Unbehagen. Gleichzeitig hielt sie ihn für unreif. Etwas von dem Charme, den sie am Tag zuvor bemerkt hatte, blätterte ab.
Als Laurie ihren Kaffee getrunken hatte, kehrte sie in den Sektionssaal und zu ihrem vierten Fall zurück: Marion Overstreet, achtundzwanzig Jahre, Lektorin in einem großen New Yorker Verlag.
"Brauchen Sie irgendwas für diesen Fall?" erkundigte Vinnie sich. Er war gern unterwegs.
Laurie schüttelte den Kopf, nein. Sie betrachtete die junge Frau auf dem Tisch und fragte sich, ob diese Frau mit Drogen gespielt hätte, wenn sie mit einem so schrecklichen Preis hätte rechnen müssen.
Die Autopsie nahm nicht viel Zeit in Anspruch. Laurie und Vinnie arbeiteten gut zusammen. Das Sprechen beschränkte sich auf ein Minimum. Der Fall hatte eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem von Duncan Andrews und Robert Evans, bis hin zu der Tatsache, daß Marion Overstreet das Kokain gespritzt, nicht geschnupft hatte. Es gab nur einige kleinere Überraschungen, die Laurie von Cheryl Myers oder einem der anderen gerichtsmedizinischen Ermittler prüfen lassen würde. Um Viertel vor eins verließ sie den großen Sektionssaal.
Nachdem sie sich umgezogen hatte, trug sie die Proben der heutigen Fälle selbst in die Toxikologie. Sie hoffte auf eine weitere kurze Unterhaltung mit dem Cheftoxikologen. Sie entdeckte John DeVries in seinem Büro, wo er gerade zu Mittag aß. Auf seinem Schreibtisch standen geöffnet eine altmodische Butterbrotdose und eine Thermosflasche.
"Ich habe die beiden Überdosen fertig", begann Laurie. "Ich habe die Proben gleich mitgebracht."
"Stellen Sie sie auf den Annahmetisch im Labor", forderte er sie auf. Mit beiden Händen hielt er ein großes Wurstbrot.
"Haben Sie eine Verunreinigung im Fall Andrews gefunden?" erkundigte sie sich erwartungsvoll.
"Sie waren doch erst vor ein paar Stunden hier. Ich rufe Sie an, wenn ich etwas finde."
"So bald wie möglich", bat Laurie ihn. "Ich will nicht drängeln. Ich bin nur überzeugter denn je, daß irgendeine Verunreinigung im Spiel ist. Und wenn, dann möchte ich sie finden."
"Wenn es sie gibt, finden wir sie. Aber geben Sie uns um Gottes willen eine Chance."
"Danke", sagte Laurie. "Ich will versuchen, geduldig zu sein. Es ist nur so, daß "
"Ich weiß, ich weiß", fiel John ihr ins Wort. "Ich kriege das Ergebnis schon. Bitte!"
"Ich bin schon draußen", sagte Laurie. Sie hob die Hände zum Zeichen, daß sie sich fügte.
Wieder in ihrem Zimmer, aß sie ihre Lunchbrote, diktierte die Autopsieberichte vom Morgen und versuchte, einige Schreibarbeiten zu erledigen. Sie merkte, daß die mit den Überdosen zusammenhängenden Fälle sie nicht losließen.
Was sie beunruhigte, war das Gespenst weiterer Fälle. Falls in der Stadt irgendeine verunreinigte Kokainquelle sprudelte, bedeutete das, daß es weitere Todesfälle geben würde. Jetzt war John am Zug. Sie konnte nicht mehr tun.
Oder doch? Wie konnte sie weitere Todesfälle verhindern? Der Schlüssel lag darin, die Öffentlichkeit zu warnen. Hatte Bingham ihr nicht gerade erst vorgehalten, daß sie soziale und politische Verantwortung hatten? Das brachte sie auf einen Gedanken.
Sie griff zum Telefon und wählte die Nummer der Chefsekretärin. Sie fragte Mrs. Sanford, ob Dr. Bingham wohl einen Moment für sie Zeit hätte.
"Ich denke, ich kann Sie noch zwischenschieben", sagte Mrs. Sanford, "aber Sie müssen sofort kommen. Dr. Bingham muß ins Rathaus zum Lunch."
Als sie Binghams Büro betrat, war ihr klar, daß der Chef nicht bereit war, ihr mehr als eine Minute seiner Zeit einzuräumen. Auf seine Frage, worum es gehe, umriß Laurie den Hintergrund der drei Kokain-Fälle so knapp wie möglich. Sie hob die finanziell gesicherte Lage hervor, die Tatsache, daß offenbar keines der Opfer drogenabhängig gewesen war und daß alle drei das Kokain gespritzt hatten.
"Ja, ich verstehe", sagte Bingham. "Und worauf wollen Sie hinaus?"
"Ich befürchte, daß wir den Anfang einer Serie von Todesfällen erleben", sagte Laurie. "Ich mache mir Gedanken wegen einer giftigen Verunreinigung in irgendeiner Kokainlieferung."
"Bei nur drei Fällen? Meinen Sie nicht, daß das ein ziemlich gewagter Sprung ist?"
"Mir geht es darum", betonte Laurie, "daß es bei drei Fällen bleibt."
"Ein erstrebenswertes Ziel", meinte
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