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Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Titel: Montgomery u Stapleton 01 - Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Laurie. "Wie überall hier sind auch seine Mittel beschränkt, und es wird immer schlimmer, und er ist personalmäßig ganz schlecht dran. Aber ich hoffe, er findet die Zeit, in den Drogenfällen nach einer Verunreinigung zu suchen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir."
    Als sie zu den Aufzügen kamen, schaute Laurie kurz auf die Uhr. "Ich muß einen Gang zulegen!" Sie blickte zu Lou auf. "Ich kann es mir nicht leisten, daß außer Dr. Bingham auch noch Dr. Washington sauer auf mich ist. Sonst sitze ich bald auf der Straße und kann mir eine neue Stelle suchen."
    Lou sah ihr fest in die Augen. "Diese Überdosisfälle beschäftigen Sie sehr, nicht wahr?"
    "Ja, das stimmt", gab Laurie zu. Sie wandte die Augen ab und blickte nach oben auf die Fahrstuhlanzeige. Lous Bemerkung ließ die Erinnerung an den Alptraum Wiederaufleben, den sie am Morgen gehabt hatte. Sie hoffte, er würde ihren Bruder nicht erwähnen. Glücklicherweise ging die Fahrstuhltür auf, und sie stiegen ein.
    Sie zogen die Schutzkleidung an und betraten den großen Sektionssaal. Es herrschte Betriebsamkeit wie in einem Bienenstock; alle Tische waren belegt. Laurie bemerkte, daß an Tisch eins sogar Dr. Washington arbeitete. Es mußte schon einiges los sein, wenn er da war; normalerweise erledigte er keine Routinefälle.
    Lauries erster Fall lag auf dem Tisch. Vinnie hatte sich die Freiheit herausgenommen, alle Utensilien herbeizuschaffen, die sie seiner Meinung nach brauchte. Der Verstorbene hieß Robert Evans, neunundzwanzig Jahre alt.
    Laurie richtete ihre Papiere hin und begann professionell und gewissenhaft mit der äußeren Untersuchung. Sie war schon halb fertig, als sie merkte, daß Lou ihr gar nicht gegenüberstand. Sie hob den Kopf und sah ihn abseits stehen. "Entschuldigen Sie, daß ich Sie nicht einbezogen habe", sagte sie.
    "Schon gut. Machen Sie Ihre Arbeit. Mir geht’s gut. Ich sehe, daß Sie alle viel zu tun haben. Ich möchte nicht im Weg stehen."
    "Sie stehen nicht im Weg", sagte Laurie. "Sie wollten zusehen, also kommen Sie und sehen Sie zu."
    Lou ging um den Tisch, sorgsam darauf achtend, nirgends anzustoßen. Die Hände hatte er hinter dem Rücken verschränkt. Er blickte auf Robert Evans. "Was Interessantes entdeckt?" fragte er.
    "Dieser arme Kerl hatte einen Anfall, genau wie Duncan Andrews", erklärte Laurie. "Die daraus resultierenden Prellungen und die arg zerbissene Zunge beweisen es. Und dann ist da noch etwas. Sehen Sie hier an der Unterarmbeuge. Sehen Sie diesen blassen runden Punkt? Erinnern Sie sich, dasselbe bei Duncan Andrews gesehen zu haben?"
    "Sicher", sagte Lou. "Das war die Stelle, wo er sich das Kokain in die Vene gespritzt hat."
    "Genau", bestätigte Laurie. "Mit andern Worten, Mr. Evans hat das Kokain genauso genommen wie Mr. Andrews."
    "Und?"
    "Ich habe Ihnen gestern gesagt, daß man Kokain auf die verschiedensten Arten nehmen kann", sagte Laurie. "Aber Schnupfen oder Insufflation, wie die Mediziner sagen, ist der in der Freizeit übliche Weg."
    "Und wie ist es mit Rauchen?" fragte Lou.
    "Sie meinen Crack. Kokainhydrochlorid, das Salz, ist kaum flüchtig und kann nicht geraucht werden. Wenn man es rauchen will, muß man es in seine freie Base umwandeln, in Crack. Worauf es hier ankommt, ist, daß die übliche Form des Kokains zwar gespritzt werden kann, aber normalerweise nicht gespritzt wird. Daß es in diesen beiden Fällen so eingenommen wurde, ist eigenartig, und ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll."
    "War es in den sechziger Jahren nicht üblich, Kokain zu spritzen?"
    "Nur wenn es mit Heroin kombiniert wurde zum sogenannten Speedball." Laurie schloß einen Moment die Augen, atmete tief ein und mit einem Seufzer wieder aus.
    "Alles in Ordnung?" fragte Lou.
    "Ja, ja", sagte Laurie.
    "Vielleicht ist das, was wir hier erleben, der Anfang einer neuen Mode", meinte Lou.
    "Ich hoffe, nicht", sagte Laurie. "Aber wenn, dann ist sie viel zu tödlich, um sich lange zu halten."
    Eine Viertelstunde später, als Laurie das Skalpell in die Brust einführte, lief Lou ein Schauer über den Rücken. Obwohl der Mann tot war und kein Blut floß, konnte Lou sich nicht von dem Gedanken frei machen, daß das rasierklingenscharfe Messer in menschliches Gewebe wie sein eigenes schnitt.
    Da offenbar keine krankhaften Veränderungen vorlagen, hatte Laurie die Autopsie von Robert Evans bald abgeschlossen. Während Vinnie die Leiche hinausbrachte und Bruno Marchese holte, gingen Laurie und Lou zur

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