Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
DQ-alpha-Screening auch eine Identität der beiden Gewebeproben ergeben.«
»Aber der Tenor Ihrer ganzen Untersuchungen ist doch, daß wir es mit einem Transplantat zu tun haben«, entgegnete Jack. »Oder sehe ich das falsch?«
»Wenn Sie mich zu einer Antwort nötigen, würde ich Ihnen zustimmen«, erwiderte Ted. »Aber es ist mir ein absolutes Rätsel, wieso das DQ-alpha identisch ist. So viel Zufall grenzt wirklich an ein Wunder.«
»Und was hat die Untersuchung der mitochondrialen DNA ergeben?« fragte Jack. »Das Ergebnis müßte uns doch eine eindeutige Bestätigung dafür liefern, ob wir es bei der Wasserleiche auch tatsächlich mit Franconi zu tun haben.«
»Da reicht man dem Mann einen kleinen Finger, und schon will er die ganze Hand«, beklagte sich Ted. »Wir haben die Blutprobe doch gerade erst bekommen. Auf das Ergebnis werden Sie wohl noch ein bißchen warten müssen. Vergessen Sie nicht, daß schon für diese Untersuchungen das ganze Labor für Sie kopfgestanden hat. Außerdem interessiert mich viel mehr, warum die Analyse der DQ-alpha-Situation in so einem diametralen Gegensatz zu den Ergebnissen des Polymarker-Tests steht. Irgend etwas stimmt da nicht.«
»Ich hoffe, Sie haben deshalb keine schlaflosen Nächte«, bemerkte Jack. Dann stand er auf und gab Ted die gesammelten Materialien zurück, die dieser ihm auf den Schoß gestapelt hatte. »Vielen Dank für Ihre Mühe. Sie haben mir genau die Information geliefert, die ich haben wollte. Sobald die mitochondrialen DNA-Werte vorliegen, können Sie mich ja anrufen.« Teds Ergebnisse hatten ihn in Hochstimmung versetzt; über die Untersuchung des mitochondrialen DNA machte er sich kaum noch Gedanken. Die Röntgenaufnahmen waren für ihn Beweis genug, daß es sich bei der Wasserleiche und Franconi um ein und dieselbe Person handelte.
Er ging zum Fahrstuhl. Da jetzt bewiesen war, daß man Franconi eine Leber transplantiert hatte, hoffte er voll und ganz, daß Bart Arnold auch den Rest des Rätsels bald würde lösen können. Während er nach unten fuhr, grübelte er darüber nach, warum Ted sich so über die DQ-alpha-Ergebnisse aufgeregt hatte. Ted war im Grunde kein Typ, der schnell aus dem Häuschen geriet. Das Ergebnis, das er ihm gerade präsentiert hatte, mußte also wirklich ziemlich außergewöhnlich und bedeutsam gewesen sein. Jack nahm sich vor, so bald wie möglich ein wenig über dieses Thema nachzulesen.
Seine Hochstimmung schwand in dem Augenblick, als er Barts Büro betrat. Der pathologische Ermittler hing gerade am Telefon, doch als er Jack sah, schüttelte er nachdrücklich den Kopf. Jack interpretierte die Geste als schlechte Nachricht. Er setzte sich und wartete.
»Kein Glück gehabt?« fragte er, als Bart den Hörer auflegte. »Ich fürchte nein«, erwiderte Bart. »Ich war fest davon ausgegangen, bei UNOS etwas zu erfahren. Aber als sie mir dann mitgeteilt haben, daß sie für einen Carlo Franconi keine Leber besorgt hätten und daß der Mann nicht einmal auf ihrer Warteliste gestanden habe, war mir klar, daß unsere Chancen, die Herkunft der Leber herauszufinden, mit einem Schlag rapide gesunken waren. Eben habe ich mit dem Columbia-Presbyterian telefoniert, aber dort weiß auch niemand etwas von einem Carlo Franconi. Genauso wie alle anderen Zentren, die Lebertransplantationen durchführen. Niemand will ihm die Leber eingepflanzt haben.«
»Das ist ja verrückt«, entgegnete Jack. Dann berichtete er Bart von Teds Ergebnissen, die definitiv bestätigten, daß Franconi sich einer Lebertransplantation unterzogen hatte. »Ich bin ratlos«, sagte Bart.
»Wenn sich jemand ein Organ transplantieren läßt und diese Operation weder in Nordamerika noch in Europa durchführen läßt - wo könnte er hingefahren sein?« fragte Jack. Bart zuckte mit den Schultern. »Es gibt nur wenige andere Möglichkeiten: Australien, Südafrika, es geht sogar in ein paar südamerikanischen Städten, aber nachdem ich mit meinem Kontaktmann bei UNOS gesprochen habe, können wir diese Möglichkeiten meiner Meinung nach getrost außer acht lassen.«
»Im Ernst?« fragte Jack. Was er da hörte, gefiel ihm gar nicht.
»Es ist mir ein absolutes Rätsel«, sagte Bart. »Bei diesem Fall ist aber auch wirklich alles kompliziert«, klagte Jack und erhob sich von seinem Stuhl. »Ich bleibe am Ball«, versprach Bart. »Das wäre nett«, entgegnete Jack.
Ein wenig deprimiert verließ er den Arbeitsbereich der pathologischen Ermittler. Er hatte das ungute
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