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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Gefühl, irgend etwas Wesentliches übersehen zu haben, aber er hatte keine Ahnung, was es sein konnte und wie er bloß darauf stoßen sollte. Im ID-Raum angelangt, schenkte er sich eine weitere Tasse Kaffee ein, der jedoch zu dieser Tageszeit eher an eine schlammartige Brühe als an Kaffee erinnerte. Mit der Tasse in der Hand stieg er die Treppe zum Labor hinauf. »Ich habe Ihre Proben durchlaufen lassen«, sagte John DeVries. »Sie waren negativ. Weder Spuren von Cyclosporin A noch von FK 506.«
    Jack war vollkommen baff und starrte den bleichen, ausgemergelten Labordirektor ratlos an. Er wußte nicht einmal mehr, was ihn mehr überraschte: die Tatsache, daß John die Proben schon bearbeitet hatte, oder daß die Ergebnisse negativ waren. »Sie machen wohl Scherze«, brachte Jack schließlich hervor. »Nein«, erwiderte John. »Das ist nicht meine Art.«
    »Aber der Mann muß Immunsuppressiva genommen haben«, wandte Jack ein. »Man hat ihm vor nicht allzulanger Zeit eine Leber transplantiert. Könnte das Ergebnis rein theoretisch falsch sein?«
    »Wir checken unsere Ergebnisse gegen«, erwiderte John. »Auf uns können Sie sich verlassen.«
    »Ich hatte felsenfest damit gerechnet, daß Sie eines der beiden Mittel finden würden«, sagte Jack.
    »Tut mir leid, daß wir unsere Ergebnisse nicht Ihren Erwartungen anpassen können«, entgegnete John mürrisch. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden. Ich habe noch jede Menge zu tun.«
    Jack sah dem Labordirektor hinterher, der ihn nicht weiter beachtete und sich an irgendeinem Instrument zu schaffen machte. Schließlich wandte Jack sich ab und verließ das Labor noch deprimierter als er es betreten hatte. Die DNA-Ergebnisse von Ted Lynch und die Untersuchungen im Hinblick auf den Nachweis von Immunsuppressiva widersprachen einander. Falls man Franconi eine Leber transplantiert hatte, mußte er entweder Cyclosporin A oder FK 506 eingenommen haben. Das war die Standardmedikation bei Transplantationspatienten. Er verließ den Fahrstuhl im vierten Stock und steuerte auf das Histologielabor zu. Auf dem Weg zerbrach er sich den Kopf, ob es irgendeine rationale Erklärung für diese widersinnigen Ergebnisse geben konnte, doch ihm fiel nichts ein.
    »Na, wer kommt denn da?« rief Maureen O’Conner in ihrem derben irischen Akzent. »Schon wieder der gute alte Doc. Kann es denn die Wahrheit sein, daß Sie uns wegen eines einzigen Falles so im Nacken sitzen?«
    »Dieser spezielle Fall treibt mich allmählich in den Wahnsinn«, entgegnete Jack. »Wie sieht es mit den Objektträgern aus?«
    »Ein paar habe ich fertig«, sagte Maureen. »Wollen Sie die schon mitnehmen, oder soll ich Ihnen später den ganzen Stoß bringen lassen?«
    »Ich nehme, was ich kriegen kann«, erwiderte Jack. Mit ihren geschickten Fingern suchte Maureen ein paar bereits getrocknete Gewebeproben aus und plazierte sie zwischen den Glasplättchen. Dann reichte sie Jack das Tablett mit den Objektträgern.
    »Sind auch Leberproben dabei?« fragte Jack voller Hoffnung. »Ich glaube ja«, erwiderte Maureen. »Zumindest eine oder zwei. Der Rest kommt später.«
    Jack nickte, verließ das Histologielabor und ging ein paar Türen weiter den Flur entlang zu seinem eigenen Büro. Als er es betrat, sah Chet von seiner Arbeit auf und grinste.
    »Na, Kumpel, wie läuft’s denn so?« begrüßte er ihn.
    »Nicht besonders gut«, erwiderte Jack. Dann setzte er sich und schaltete das Lämpchen an seinem Mikroskop an.
    »Probleme mit dem Fall Franconi?« fragte Chet. Jack nickte und begann, die Objektträger nach Lebergewebeproben zu durchforsten. Er fand nur eine. »Bei diesem Fall ist nichts normal. Es ist, als ob man Wasser aus einem Stein pressen wollte.«
    »Gut, daß du da bist«, sagte Chet. »Gleich ruft wahrscheinlich ein Arzt aus North Carolina für mich an. Ich will nur von ihm wissen, ob ein bestimmter Patient unter Herzproblemen gelitten hat. Kannst du den Anruf für mich entgegennehmen? Ich muß nämlich weg, weil ich Paßbilder für meine Indienreise machen lassen will.«
    »Na klar«, erwiderte Jack. »Wie heißt der Patient?«
    »Clarence Potemkin«, erwiderte Chet. »Die Akte liegt auf meinem Tisch.«
    »Okay«, sagte Jack und schob den einzigen Objektträger mit einer Leberprobe unter das Mikroskop. Chet nahm seinen Mantel vom Haken hinter der Tür und ging, doch das nahm Jack nicht mehr wahr. Er fuhr das Objektiv auf den Objektträger hinab und wollte gerade durch die Okulare sehen, als er

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