Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
innehielt. Chets Anliegen, schnell ein paar Paßbilder machen zu lassen, brachte ihn plötzlich auf eine Idee. Falls Franconi, wofür immer mehr sprach, ins Ausland gereist war, um sich eine Leber transplantieren zu lassen, konnte es eine Möglichkeit geben, herauszufinden, wohin er gefahren war. Er griff zum Telefon, wählte die Nummer des Polizeireviers und fragte nach Lieutenant Detective Lou Soldano. Eigentlich hatte er damit gerechnet, mit einem Anrufbeantworter verbunden zu werden, doch zu seiner Überraschung war Lou persönlich am Apparat.
»Gut, daß Sie anrufen«, sagte Lou. »Ich habe Ihnen doch heute morgen erzählt, daß wir einen Tip bekommen haben, nach dem angeblich der Luda-Clan für die Entführung der Leiche verantwortlich gewesen sein soll. Gerade hat uns ein anderer Informant diese Version bestätigt. Ich dachte, das würde Sie vielleicht interessieren.«
»Allerdings«, entgegnete Jack. »Ist ja wirklich erstaunlich. Ich möchte Sie etwas fragen.«
»Dann schießen Sie mal los«, forderte Lou ihn auf. Jack berichtete ihm, daß Carlo Franconi unter Umständen ins Ausland gereist war, um sich dort einer Operation zu unterziehen. Dann fügte er hinzu, daß der Mann seiner Mutter zufolge vor vier bis sechs Wochen eine Urlaubsreise gemacht hatte.
»Ich wollte Sie fragen, ob uns irgendeine Behörde sagen könnte, ob Franconi kürzlich außer Landes gewesen ist? Und wenn ja, wohin er gefahren ist?«
»Das müßte entweder der Zoll wissen oder die Einwanderungs- und Einbürgerungsbehörde«, erwiderte Lou. »Ich würde sagen, am besten stehen die Chancen bei der Einwanderungsbehörde. Es sei denn, der Knabe hat so viel Zeug mit zurückgebracht, daß er es verzollen mußte. Außerdem habe ich bei der Einwanderungsbehörde einen Freund. Wenn ich ihn um Hilfe bitte, komme ich erheblich schneller an die Information als auf dem normalen Dienstweg. Soll ich ihn mal anrufen?«
»Das wäre wirklich nett«, entgegnete Jack. »Dieser Fall raubt mir langsam den letzten Nerv.«
»Mach’ ich doch gern«, sagte Lou. »Wie ich heute morgen bereits sagte - Sie haben einen Gefallen bei mir gut.« Jack legte auf und freute sich über den neuen Hoffnungsschimmer. Neu motiviert beugte er sich über sein Mikroskop und fokussierte die Okulare.
Lauries Tag war ganz und gar nicht nach ihren Vorstellungen verlaufen. Eigentlich hatte sie sich nur eine Leiche vornehmen wollen, hatte dann aber doch noch eine zweite obduziert. Schließlich war auch noch George Fontworth mit seiner von Kugeln durchsiebten Leiche nicht zurechtgekommen, woraufhin sie sich bereit erklärt hatte, ihm zu helfen. Obwohl sie sich nicht einmal eine Mittagspause gegönnt hatte, war sie erst nach drei Uhr aus der ›Grube‹ herausgekommen. Nachdem sie sich umgezogen hatte, machte sie sich auf den Weg in ihr Büro. Im Vorbeigehen sah sie Marvin im Büro der Leichenhalle sitzen; er hatte gerade seinen Dienst angetreten und war emsig dabei, sein Büro in Ordnung zu bringen, das wie immer nach einem aufreibenden Tag ziemlich chaotisch aussah. Laurie stoppte und unterhielt sich kurz mit ihm.
»Wir haben die Röntgenbilder von Franconi gefunden«, sagte sie. »Und wie sich herausgestellt hat, handelt es sich bei der Wasserleiche von vorgestern um unseren vermißten Mafioso.«
»Hab’ ich schon in der Zeitung gelesen«, entgegnete Marvin. »Ist ja ’ne tolle Geschichte.«
»Letztendlich waren es die Röntgenbilder, die uns die Identifizierung ermöglicht haben«, erklärte Laurie. »Deshalb wollte ich mich noch mal bei Ihnen bedanken, daß Sie an die Aufnahmen gedacht haben.«
»Ich habe nur meinen Job erledigt«, antwortete Marvin. »Jedenfalls wollte ich mich bei Ihnen entschuldigen, weil ich Sie fälschlicherweise bezichtigt hatte, es vergessen zu haben«, fuhr Laurie fort.
»Kein Problem«, entgegnete Marvin.
Laurie ging weiter, besann sich dann aber eines anderen und machte kehrt. Diesmal betrat sie das Büro und schloß hinter sich die Tür.
Marvin sah sie fragend an.
»Dürfte ich Sie noch etwas fragen?« bat Laurie. »Es bleibt auch auf jeden Fall unter uns.«
»Warum nicht?« Marvin zuckte mit den Achseln. »Wie Sie wissen, will ich herausfinden, wie Franconis Leiche von hier verschwinden konnte«, erklärte Laurie. »Ich hatte Sie schon vorgestern nachmittag darauf angesprochen. Erinnern Sie sich?«
»Natürlich«, erwiderte Marvin.
»Ich bin dann später noch mal hier unten gewesen und habe mit Mike Passano gesprochen«, fuhr
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