Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
»Ich habe sogar Lou um Hilfe gebeten«, fuhr Jack fort. »Wie ich nämlich von Franconis Mutter erfahren habe, hat ihr Sohn angeblich eine Urlaubsreise unternommen und ist als ein neuer Mensch zurückgekehrt. Ich glaube immer mehr, daß er sich während dieser Reise hat operieren lassen. Leider hat die Mutter keine Ahnung, wo ihr Sohn hingefahren ist. Lou hat mir versprochen, bei der Einwanderungsbehörde nachzuforschen, ob Franconi das Land verlassen hat.«
»Wenn es irgendjemand herausfinden kann, dann Lou«, nickte Laurie.
»Ach übrigens«, warf Jack in einem leicht überheblichen Ton ein. »Wie Lou mir gestanden hat, war er es, der unsere Neuigkeiten in Sachen Franconi den Zeitungen gesteckt hat.«
»Das glaube ich nicht«, staunte Laurie. »Ich weiß es aber aus erster Hand«, sagte Jack. »Willst du dich jetzt vielleicht mal in aller Form bei mir entschuldigen?«
»Tue ich hiermit«, entgegnete Laurie. »Ich bin absolut baff. Hat er dir vielleicht auch verraten, warum er mit der Presse geredet hat?«
»Er hat gesagt, die Polizei habe die Information durchsickern lassen, um zu sehen, ob daraufhin vielleicht ein paar Informanten mit weiteren Hinweisen rüberkommen würden. Bis zu einem gewissen Grad soll diese Taktik sogar erfolgreich gewesen sein. Sie haben nämlich einen Tip bekommen, nach dem der Lucia-Clan hinter der Entführung von Franconis Leiche steckt. Und später ist dieser Tip sogar bestätigt worden.«
»O nein!« rief Laurie. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Dieser Fall erinnert mich immer mehr an die Cerino-Geschichte.«
»Ich weiß schon, was du meinst«, sagte Jack. »Nur geht es diesmal nicht um Augen, sondern um Lebertransplantationen.«
»Glaubst du etwa, es gibt in den Vereinigten Staaten ein Privatkrankenhaus, in dem geheime Lebertransplantationen durchgeführt werden?« fragte Laurie.
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, erwiderte Jack. »Natürlich würde so manch einer bestimmt eine Menge Geld springen lassen, um an eine neue Leber zu kommen. Aber die Frage ist - wo soll die Leber herkommen? Allein in den USA warten mehr als siebentausend Menschen auf eine Spenderleber. Und von diesen Leuten dürften die meisten wohl kaum über genug Geld verfügen, um ein Geschäft mit Lebertransplantaten tatsächlich lohnenswert zu machen.«
»Ich wünschte, ich wäre mir da so sicher wie du«, sagte Laurie. »Die Profitgier hat das amerikanische Gesundheitssystem im Sturm erobert.«
»Aber das große Geld wird mit der riesigen Masse von Patienten gemacht«, erklärte Jack. »Auf Spenderlebern hingegen warten nur sehr wenige Leute, die wirklich reich sind. Die Investition in ein Krankenhaus und die erforderlichen Maßnahmen zur Geheimhaltung würden sich niemals auszahlen - und schon gar nicht, wenn man auch noch bedenkt, daß es sowieso nicht ausreichend Spenderorgane gibt. Diese Vorstellung klingt in meinen Ohren eher wie das Drehbuch für einen zweitklassigen Science-fiction-Film. In Wirklichkeit wäre so ein Projekt viel zu unsicher und riskant. Ein Geschäftsmann mit klarem Verstand würde sich nie auf so etwas einlassen, so geldgierig er auch sein mag.«
»Wahrscheinlich hast du recht«, bemerkte Laurie. »Ich bin davon überzeugt, daß wir irgend etwas übersehen«, fuhr Jack fort. »Es gibt bei diesem Fall einfach zu viele unerklärliche Fakten. Zum Beispiel dieses frappierende Ergebnis des DQ-alpha-Tests oder die Tatsache, daß Franconi keinerlei Immunsuppressiva eingenommen hat. Wir müssen etwas Wichtiges übersehen. Etwas, mit dem niemand rechnen würde.«
»Was für ein Aufwand, um einen Fall aufzuklären!« klagte Laurie. »Eins ist jedenfalls sicher: Ich bin froh, daß ich dir diesen Fall übergeben habe.«
»Vielen Dank auch«, witzelte Jack. »Einen schön frustrierenden Fall hast du mir da angedreht. Aber jetzt mal etwas Erfreulicheres: Warren hat mir gestern abend beim Basketball erzählt, daß Natalie nach dir gefragt hat. Was hältst du davon, wenn wir vier dieses Wochenende zusammen essen gehen oder uns gemeinsam einen Film ansehen - vorausgesetzt natürlich, die beiden haben Zeit?«
»Das fände ich super«, erwiderte Laurie. »Ich hoffe, du hast Warren erzählt, daß ich mich auch schon nach ihnen erkundigt habe.«
»Habe ich«, sagte Jack. »Aber um noch einmal auf unsere Arbeit zurückzukommen: Wie ist es denn bei dir heute so gelaufen? Hast du inzwischen eine Ahnung, wie Franconis Leiche für eine Nacht verschwinden konnte? Daß wir Lous
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