Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
forderte Franco sie nochmals auf. Er bemühte sich, höflich zu klingen, was sie jedoch erst recht in Angst und Panik versetzte.
Angelo nahm die Katze von seinem Schoß und stand auf. Dann trat er auf Laurie zu und schlug ihr ohne jede Vorwarnung kräftig ins Gesicht. Die Ohrfeige traf sie mit einer solchen Wucht, daß sie gegen die Wand krachte und sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Während sie auf dem Boden lag und nicht wußte, wie ihr geschah, sammelte sich auf dem Holzfußboden bereits ein kleines Rinnsal Blut. Ihre Unterlippe war aufgeplatzt.
Im nächsten Augenblick packte Angelo sie grob am Oberarm und zerrte sie wieder auf die Beine. Dann trieb er sie zu dem Stuhl und drückte sie auf den Sitz nieder. Laurie war so geschockt, daß sie keinerlei Widerstand leisten konnte. »So ist es schon besser«, sagte Franco.
Angelo beugte sich herunter und ging mit seinem Gesicht ganz nah an Laurie heran. »Erkennen Sie mich?« Laurie zwang sich, das grauenhaft vernarbte Gesicht des Mannes anzusehen. Er sah aus, als wäre er einem Horrorfilm entstiegen. Sie schluckte, denn ihr Hals war vollkommen trocken. Unfähig, ein Wort herauszubringen, schüttelte sie den Kopf.
»Nein?« hakte Franco nach. »Ich fürchte, Doc, daß Sie Angelo damit ganz schön verletzen, und das dürfte unter den gegebenen Umständen nicht gerade von Vorteil für Sie sein.«
»Tut mir leid«, brachte Laurie piepsend hervor. Doch sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, als bei ihr der Groschen fiel. Der Name kam ihr bekannt vor; außerdem hatte der Mann schwere Brandverletzungen erlitten. Vor ihr stand Angelo Facciolo, Cerinos Killer Nummer eins! Offensichtlich war er inzwischen aus dem Gefängnis entlassen worden.
»Ich habe fünf Jahre auf diesen Augenblick gewartet«, fuhr Angelo sie an und schlug ihr nochmals so kräftig ins Gesicht, daß sie fast vom Stuhl fiel. Hängenden Kopfes blieb sie regungslos sitzen. Aus ihrer Nase tropfte Blut und besudelte den Teppich.
»Laß es gut sein, Angelo!« rief Franco. »Vergiß nicht, daß wir mit ihr reden sollen.«
Angelo zitterte am ganzen Leib und zögerte; offenbar versuchte er, seine rasende Wut unter Kontrolle zu bekommen. Plötzlich wandte er sich ab und ging zurück zum Sofa, wo er sich Tom schnappte und sich in die Polster fallen ließ. Dann begann er, die Katze ziemlich grob zu streicheln, was Tom jedoch nichts auszumachen schien, denn er begann sofort zu schnurren. Laurie hob den Kopf und betastete ihre aufgeplatzte Lippe und ihre blutende Nase. Ihre Unterlippe war kräftig angeschwollen. Um das Nasenbluten zu stoppen, preßte sie ihre Nasenlöcher zusammen.
»Jetzt passen Sie mal gut auf, Dr. Montgomery«, sagte Franco. »Wie Sie sich ja sicher vorstellen können, war es für uns ein Kinderspiel, in Ihre Wohnung einzudringen. Ich erwähne das nur, damit Ihnen klar ist, daß Sie uns komplett ausgeliefert sind. Aber nun zu unserem eigentlichen Anliegen: Wir haben ein Problem, und Sie haben es in der Hand, dieses Problem aus dem Weg zu schaffen. Wir möchten Sie höflichst darum bitten, nicht weiter in der Franconi-Sache herumzustochern. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?« Laurie nickte. Sie hatte panische Angst. »Gut«, stellte Franco fest. »Wir sind im Grunde ganz umgängliche Leute, müssen Sie wissen. Deshalb betrachten wir es als einen Gefallen Ihrerseits, wenn Sie die Franconi-Sache ruhen lassen, und möchten Ihnen im Gegenzug ebenfalls einen Gefallen erweisen. Wie es der Zufall will, wissen wir nämlich, wer Mr. Franconi ermordet hat, und wir sind bereit, Ihnen den Namen zu stecken. Mr. Franconi war kein guter Mensch, deshalb mußte er dran glauben. Ende der Geschichte. Können Sie mir folgen?«
Laurie nickte wieder und sah vorsichtig zu Angelo hinüber, wandte ihren Blick aber schnell wieder ab. »Der Name des Mörders lautet Vido Delbario«, fuhr Franco fort. »Delbario ist ebenfalls kein netter Mensch, aber immerhin hat er der Welt einen Gefallen getan, indem er Franconi das Leben ausgepustet hat. Ich habe mir sogar die Mühe gemacht, Ihnen den Namen aufzuschreiben.« Franco beugte sich nach vorn und legte einen Zettel auf den Tisch. »Dann ist unser Deal also unter Dach und Fach. Eine Hand wäscht die andere.« Franco hielt inne und sah Laurie erwartungsvoll an. »Sie verstehen doch, was ich meine, nicht wahr?« fragte Franco, nachdem eine Weile niemand etwas gesagt hatte. Laurie nickte zum dritten Mal.
»Was wir von Ihnen verlangen, ist wirklich nicht viel«,
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