Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
herum.
»Ist ja wahnsinnig«, staunte Jack. »Das ist ein ganzes Bataillon!«
»Hattest du nicht gesagt, daß im Ort selbst keine Soldaten sind, weil man sie draußen am Tor postiert hat?« fragte Laurie.
»Da habe ich offenbar ziemlich danebengelegen«, gestand Jack. »Wir sollten vielleicht nicht unbedingt zu ihnen rübergehen und uns vorstellen. Gott sei Dank stehen wir direkt vor dem Krankenhaus- und Laborkomplex.« Von der Ecke des Platzes, an der sie standen, wirkte das Gebäude so groß, als würde es fast den gesamten Bereich zwischen den beiden zum Platz führenden Straßen einnehmen. Man konnte das Krankenhaus vom Hauptplatz aus betreten, doch in der Seitenstraße links von ihnen gab es auch noch einen Nebeneingang. Um aus dem Blickfeld der Soldaten zu gelangen, entschieden sie sich für den Seiteneingang.
»Und was sollen wir sagen, wenn uns jemand anspricht?« fragte Laurie besorgt. »Wir werden unter Garantie angequatscht, wenn wir da reinspazieren.«
»Dann lasse ich mir spontan etwas einfallen«, erklärte Jack, während er die Tür aufzog und eine übertriebene Verbeugung machte, um seinen Begleitern den Vortritt zu lassen. Laurie sah erst Natalie und dann Warren an und verdrehte die Augen. Jack hatte wirklich eine charmante Art, auch wenn er sie damit ganz schön auf die Palme bringen konnte. Kaum hatten sie das Gebäude betreten, bekamen sie eine angenehme Gänsehaut. Nie zuvor hatten sie sich so nach einer Klimaanlage gesehnt. Der Raum, in dem sie standen, schien eine Art Wartefoyer zu sein. Er war mit Teppichboden, Klubsesseln und Sofas ausgestattet. Auf der einen Seite des Foyers befand sich ein großes Bücherregal, von dem verschiedene Winkelelemente ausgingen. Auf ihnen war eine beeindruckende Vielfalt von Zeitschriften ausgelegt, angefangen beim Time Magazine bis hin zur National Geographic, In dem Raum wartete etwa ein halbes Dutzend Menschen, die alle in ihre Lektüre vertieft waren.
An der hinteren Wand befand sich ein Schiebefenster. Hinter der Glasscheibe saß an einem Schreibtisch eine schwarze Frau in blauer Uniform. Rechts neben dem Schiebefenster ging es in eine Halle, in der sich die Fahrstühle befanden.
»Ob das alles Patienten sind?« fragte Laurie.
»Eine gute Frage«, erwiderte Jack. »Ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen. Dafür wirken sie viel zu gesund und sorgenfrei. Am besten fragen wir mal die Sekretärin, oder was auch immer diese Frau sein mag.«
Auf Warren und Natalie wirkte die Krankenhausatmosphäre irgendwie bedrückend. Sie folgten Jack und Laurie, ohne ein Wort zu sagen.
Jack klopfte vorsichtig an die Scheibe. Die Frau sah von ihrer Arbeit auf und öffnete das Schiebefenster.
»Entschuldigung«, sagte sie. »Ich habe Sie gar nicht kommen sehen. Wollen Sie sich anmelden?«
»Nein«, erwiderte Jack. »Meine Körperfunktionen sind im Moment recht gut intakt.«
»Wie bitte?« fragte die Frau entgeistert. »Wir sind hier, um uns das Krankenhaus anzusehen, nicht um es in Anspruch zu nehmen«, erklärte Jack. »Wir sind Ärzte.«
»Aber dies ist gar nicht das Krankenhaus«, entgegnete die Frau. »Das hier ist der Inn. Wenn Sie ins Krankenhaus wollen, können Sie entweder noch einmal rausgehen und den Haupteingang am Platz benutzen, oder Sie gehen hier rechts durch den Flur. Der Krankenhausbereich beginnt hinter der Doppeltür.«
»Danke«, sagte Jack.
»Keine Ursache«, entgegnete die Frau. Dann lehnte sie sich zurück und sah Jack und den anderen hinterher, wie sie um die Ecke verschwanden. Verwirrt griff sie zum Telefon. Jack ging voraus, Laurie, Natalie und Warren folgten ihm. Als sie die Doppeltür passiert hatten, kam ihnen die Atmosphäre gleich viel vertrauter vor. Die Fußböden waren aus Vinyl, die Wände in einem beruhigenden Grünton gehalten. In der Luft hing ein schwacher Geruch nach Antiseptikum. »Hier sieht es schon eher aus wie in einem Krankenhaus«, stellte Jack fest.
Sie betraten einen großen Raum, dessen Fenster zum Hauptplatz hinausgingen. In der Mitte befand sich eine Flügeltür, die nach draußen führte. Auch in diesem Raum gab es ein paar Teppiche sowie mehrere Sofas und Sessel, die zu kleinen Sitzgruppen zusammengestellt waren, doch verglichen mit der Wartelounge, aus der sie gerade kamen, wirkte die Ausstattung hier eher bescheiden. Allerdings gab es auch hier eine Art Rezeption, die sich in einem kleinen Glaskasten befand. Wieder klopfte Jack an die Scheibe. Eine andere, ebenso freundliche Frau öffnete das
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