Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
Schiebefenster.
»Wir haben eine Frage«, begann Jack. »Wir sind Ärzte und wüßten gerne, ob sich zur Zeit Transplantations-Patienten im Krankenhaus aufhalten.«
»Ja natürlich, einer«, erwiderte die Frau verdutzt. »Horace Winchester. Er liegt in Zimmer 302 und wird bald entlassen.«
»Das trifft sich gut«, entgegnete Jack. »Welches Organ wurde ihm denn transplantiert?«
»Er hat eine neue Leber bekommen«, erklärte die Frau. »Gehören Sie alle zu dem Team aus Pittsburgh?«
»Nein, wir sind von dem Team aus New York«, erwiderte Jack.
»Verstehe«, sagte die Frau, obwohl ihr Gesichtsausdruck verriet, daß sie überhaupt nichts verstand.
»Vielen Dank«, rief Jack der Frau im Weggehen zu. Dann führte er seine Freunde zu den Fahrstühlen rechts neben der Information.
»Endlich haben wir mal Glück«, rief Jack aufgeregt. »Der Rest ist unter Umständen ganz einfach. Vielleicht müssen wir nur einen kurzen Blick auf sein Krankenblatt werfen.«
»Als ob das einfach wäre«, wandte Laurie ein.
»Du hast recht«, entgegnete Jack, nachdem er kurz nachgedacht hatte. »Dann statten wir Horace wohl am besten einen Besuch ab und hoffen, daß wir von ihm Informationen aus erster Hand bekommen.«
»Hör mal, Kumpel«, wandte sich Warren an Jack. »Vielleicht sollten Natalie und ich besser hier unten warten. Wir kommen uns ein bißchen fehl am Platze vor, verstehst du?«
»Ja«, gab Jack widerwillig zu. »Aber ich halte es für klüger, daß wir zusammenbleiben, damit wir im Notfall schnell zu unserem Kanu fliehen können. Alles klar?«
Als Warren nickte, drückte Jack auf den Knopf, um den Fahrstuhl anzufordern.
Cameron McIvers war falschen Alarm gewöhnt. Schließlich handelte es sich in den meisten Fällen, in denen er oder das Sicherheitsbüro benachrichtigt wurden, um falschen Alarm. Dementsprechend war er nicht im geringsten besorgt, als er den Inn betrat. Es war nun mal sein Job, beziehungsweise der seiner Abteilung, sich um sämtliche, eventuell auftretenden Probleme zu kümmern.
Auf dem Weg zum Informationsschalter registrierte er, daß es in der Lounge genauso ruhig war wie immer. Die gelassene Atmosphäre bestärkte ihn in der Annahme, daß sich auch hinter diesem Anruf nichts als heiße Luft verbarg. Cameron klopfte an die Scheibe, die daraufhin sofort geöffnet wurde.
»Guten Tag, Miss Williams«, begrüßte er die Frau hinter dem Glas und legte zum Gruß kurz die Hand an die Krempe seines Hutes. Wie alle Mitarbeiter des Sicherheitsteams trug auch Cameron im Dienst einen Jägerhut und eine khakifarbene Uniform, die mit einem Ledergürtel und Schulterriemen versehen war. An der rechten Seite des Gürtels baumelte ein Pistolenhalfter, in dem sich seine Beretta befand, links hatte er sein Sprechfunkgerät befestigt.
»Sie sind da langgegangen«, rief Corrina Williams aufgeregt und sprang von ihrem Stuhl auf, um besser um die Ecke zeigen zu können.
»Nun beruhigen Sie sich erst mal«, sprach Cameron ihr freundlich zu. »Von was für Leuten reden Sie überhaupt?«
»Ihre Namen haben sie nicht genannt«, erwiderte Corrina. »Es waren vier, aber ich habe nur mit einem von ihnen gesprochen. Er hat gesagt, er sei Arzt.«
»Hmm«, murmelte Cameron vor sich hin. »Und Sie haben diese Leute vorher noch nie gesehen?«
»Nein, noch nie«, erwiderte Corrina ängstlich. »Sie haben mich total überrascht. Zuerst dachte ich, sie wollten im Inn übernachten; gestern sind ja auch neue Gäste angekommen. Aber dann haben sie erklärt, sie wollten sich das Krankenhaus ansehen. Nachdem ich ihnen den Weg erklärt hatte, sind sie sofort gegangen.«
»Waren es Schwarze oder Weiße?« wollte Cameron wissen. Vielleicht war es diesmal doch kein falscher Alarm.
»Zwei Schwarze und zwei Weiße«, erklärte Corrina. »Es waren auf jeden Fall Amerikaner. Das sah man eindeutig an ihrer Kleidung.«
»Verstehe«, entgegnete Cameron, während er sich durch den Bart strich und zu dem Schluß kam, daß wohl kaum einer der in der Zone arbeitenden Amerikaner in den Inn spazieren und verkünden würde, daß er das Krankenhaus besichtigen wolle.
»Der Mann, mit dem ich geredet habe, hat auch noch irgend etwas Seltsames über seine Körperfunktionen gefaselt«, erklärte Corrina. »Sie seien alle intakt, hat er mir erzählt. Ich wußte gar nicht, was ich darauf erwidern sollte.«
»Hmm«, murmelte Cameron noch einmal. »Darf ich mal Ihr Telefon benutzen?«
»Selbstverständlich«, erwiderte Corrina und reichte ihm den
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