Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
Brickmann.«
»Ich weiß, wer Sie sind«, entgegnete der Mann kurz angebunden. »Verschwinden wir lieber aus diesem stinkenden Loch!« Kevin und die Frauen ließen sich das nicht zweimal sagen und staksten auf wackligen Beinen zum Ausgang. Die beiden Männer folgten ihnen. Als sie draußen waren, blinzelten die drei; das grelle Sonnenlicht, das durch den Dunstschleier auf sie niederknallte, war zuviel für sie. Weiter unten, am Fuß der Klippe, sahen sie ein halbes Dutzend weitere Tierfänger. Sie waren gerade dabei, betäubte Bonobos in Strohmatten zu hüllen und sie auf einen Anhänger zu schleppen, wo sie die reglosen Tiere behutsam nebeneinanderlegten.
»In der Höhle ist auch noch einer«, rief der Mann mit der Lampe den anderen zu.
»Ich kenne Sie doch«, sagte Melanie, als sie ihre Befreier besser erkennen konnte. »Sie sind Dave Turner, und Sie sind Daryl Christian.«
Die Männer ignorierten Melanie. Dave, der größere der beiden, zog ein Sprechfunkgerät aus seiner Gürteltasche. Daryl kletterte bereits die riesigen Stufen hinab. »Turner an Basisstation«, sagte Dave in das Gerät. »Ich höre Sie laut und deutlich«, meldete sich Bertram am anderen Ende.
»Wir haben die letzten Bonobos gefunden und laden sie gerade auf«, erklärte Dave.
»Gut«, entgegnete Bertram. »Sie haben exzellente Arbeit geleistet.«
»Kevin Marshall und die beiden Frauen haben wir auch entdeckt«, fügte Dave hinzu. »Sie waren in einer Höhle.«
»Wie geht es ihnen?« fragte Bertram.
»Sie sind verdreckt«, erwiderte Dave. »Aber ansonsten scheinen sie in Ordnung zu sein.«
»Geben Sie mir sofort das verdammte Ding!« forderte Melanie Dave auf und griff nach dem Sprechgerät. Auf einmal mißfiel es ihr, daß ein Mitarbeiter, der in der Hierarchie weit unter ihr stand, so geringschätzig über sie redete. »Was soll ich jetzt mit ihnen machen?« fragte Dave, während er Melanie abwehrte.
Melanie stemmte die Hände in die Hüften. Sie war auf hundertachtzig. »Wie ist das zu verstehen - ›Was soll ich mit ihnen machen‹?«
»Schaffen Sie sie zur Tiersektion«, ordnete Bertram an. »Ich informiere Siegfried Spallek. Er wird mit Sicherheit ein Wörtchen mit ihnen reden wollen.«
»Ende«, sagte Dave und schaltete das Gerät aus. »Wieso werden wir so mies behandelt?« fragte Melanie. »Wir sind seit mehr als zwei Tagen gegen unseren Willen in dieser Höhle festgehalten worden.«
Dave zuckte mit den Achseln. »Befolgen Sie einfach unsere Anweisungen. Wie es scheint, haben Sie und Ihr Kollege unsere Chefs ganz schön in Aufruhr versetzt.«
»Was, zum Teufel, haben Sie eigentlich mit den Bonobos vor?« fragte Kevin. Im ersten Moment war er davon ausgegangen, daß die Männer die Affen betäubt hatten, um ihn und die Frauen zu befreien. Doch je mehr er die Lage überblickte, desto weniger verstand er, warum die Tiere auf einen Anhänger verladen wurden.
»Das freie Leben der Tiere auf der Insel hat ein Ende«, erklärte Dave. »Sie haben hier draußen Krieg geführt und sich gegenseitig umgebracht. Wir haben vier Kadaver gefunden, die das beweisen. Sie wurden mit Steinkeilen erschlagen. Deshalb schaffen wir jetzt alle Bonobos zur Brücke und sperren sie in Käfige. Von da aus transportieren wir sie zur Tiersektion. Soweit ich weiß, werden sie den Rest ihres Lebens in kleinen Einzelzellen hinter dicken Betonmauern verbringen.«
Kevin blieb vor Entsetzen der Mund offenstehen. Obwohl er hungrig und erschöpft war und ihn sämtliche Knochen schmerzten, taten ihm die armen Kreaturen plötzlich leid, die schließlich nicht darum gebeten hatten, erzeugt oder geboren zu werden. Jetzt sollten sie von einem Tag auf den anderen dazu verdammt sein, ein monotones Leben hinter Gittern zu führen. Ihr menschliches Potential würde niemand zur Kenntnis nehmen, und die verblüffenden Fähigkeiten, die sie sich angeeignet hatten, würden schnell verkümmern.
Daryl kam mit drei weiteren Männern mit einer Bahre den Hang hinaufgestiegen.
Kevin drehte sich um und warf noch einmal einen Blick in die Höhle. Neben dem Eingang zu der Nebenhöhle, die ihm und den beiden Frauen als Gefängnis gedient hatte, erkannte er die Umrisse von Arthur. Als er daran dachte, wie Arthur sich beim Aufwachen in seinem Käfig fühlen würde, bekam er feuchte Augen.
»Okay«, sagte Dave. »Machen wir uns auf den Weg. Können Sie laufen, oder wollen Sie sich oben auf den Anhänger setzen?«
»Wie bewegen Sie den Anhänger überhaupt?« wollte Kevin
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