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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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jederzeit unverhofft in eine Extremsituation geraten konnte.
    »Sind Sie okay?« fragte ein Passant und reichte ihm seinen verbeulten Hut.
    »Ja, danke«, erwiderte Raymond. »Mir geht’s gut.«
    Dann sah er an seinem Mantel hinunter und fühlte sich elend. Der Zwischenfall wühlte erneut die verdrängte Angst und Panik wegen der unglücklichen Franconi-Geschichte in ihm auf. Der Schmutz an seiner Kleidung erinnerte ihn daran, daß er sich mit Vinnie Dominick abgeben mußte.
    Deutlich ernüchtert überquerte er die Straße und paßte diesmal besser auf. Das Leben war voller Gefahren. Während er auf die 64th Street zusteuerte, begann er sich auch um die anderen beiden Transplantationspatienten Sorgen zu machen. Bis zu dem Dilemma mit Franconi war es ihm nie in den Sinn gekommen, daß eine Autopsie das Projekt derart gefährden konnte. Er beschloß, sich umgehend nach dem Gesundheitszustand der anderen beiden Patienten zu erkundigen. Taylor Cabot hatte seine Drohung ernst gemeint, daran bestand kein Zweifel. Falls einer von den Patienten in Zukunft aus irgendeinem Grund obduziert werden sollte und die Medien von den Transplantationen Wind bekommen würden, stand ein Unglück bevor. In diesem Fall würde GenSys das gesamte Projekt vermutlich sofort aufgeben.
    Raymond beschleunigte seinen Schritt. Eine Patientin lebte in New Jersey, der andere Patient in Dallas. Er hielt es für das beste, so schnell wie möglich mit den Ärzten zu telefonieren, die die beiden Kunden angeworben hatten.

 
    Kapitel 9
    5. März 1997, 17.45 Uhr
    Cogo, Äquatorialguinea
     
    Hallo!« rief Candace. »Ist hier jemand?« Kevin zuckte bei dem unerwarteten Geräusch zusammen. Die Labortechniker hatten schon längst Feierabend gemacht, und bis auf das leise Summen der Kühlanlagen war es in dem Labor mucksmäuschenstill. Kevin war noch geblieben und hatte eine weitere Southern-Blot-Analyse durchgeführt, um DNA-Fragmente zu trennen, doch als Candace nach ihm gerufen hatte, hatte er eines der Löcher mit der Mikropipette verfehlt. Die Flüssigkeit war über die Oberfläche des Gels gelaufen. Damit war der Test ruiniert; er würde noch einmal von vorn anfangen müssen.
    »Ich bin hier«, rief Kevin zurück. Er legte die Pipette weg und stand auf. Durch die auf der Laborbank aufgereihten Reagenzgläser sah er Candace am anderen Ende des Raums in der Tür stehen.
    »Komme ich ungelegen?« fragte sie und kam zu Kevin herüber.
    »Nein«, erwiderte Kevin. »Ich war gerade fertig.« Er hoffte, daß sie seine Lüge nicht durchschaute.
    Es ärgerte ihn zwar, daß er nun seine Zeit verschwendet hatte und den Test wiederholen mußte, doch gleichzeitig freute er sich, Candace zu sehen. Während ihres nur ein paar Stunden zurückliegenden gemeinsamen Mittagessens hatte er sich überwunden und Candace und Melanie zu sich nach Hause zum Tee eingeladen. Die beiden Frauen hatten die Einladung freudig angenommen. Melanie hatte zugegeben, daß sie darauf brannte, sein Haus einmal von innen zu sehen. Der Nachmittag bei ihm war ein voller Erfolg geworden, und dazu hatten zweifellos die beiden charakterstarken Frauen beigetragen. Kein einziges Mal war ihnen der Gesprächsstoff ausgegangen, und daß sie sich darauf geeinigt hatten, statt des geplanten Tees lieber Wein zu trinken, hatte sicher auch zur Aufheiterung der Stimmung beigetragen. In gelöster Stimmung waren sie schließlich sogar dazu übergegangen, sich zu duzen. Wie alle leitenden Angestellten der Zone erhielt Kevin regelmäßig eine Ration französischen Weins, den er selber jedoch nur selten trank. Dementsprechend verfügte er über einen beeindruckenden Weinkeller.
    Sie hatten sich vor allem über das unter vorübergehend im Ausland arbeitenden Amerikanern beliebteste Thema unterhalten: die USA. Jeder von ihnen hatte in den höchsten Tönen von den Vorzügen seiner jeweiligen Heimatstadt geschwärmt. Melanie liebte New York und behauptete, die Stadt sei etwas ganz Besonderes; Candace war felsenfest davon überzeugt, daß die Lebensqualität in Pittsburgh am höchsten war, und Kevin rühmte die intellektuelle Ausstrahlung seiner Heimatstadt Boston. Keiner von ihnen hatte den Gefühlsausbruch erwähnt, von dem Kevin während des Mittagessens in dem Schnellrestaurant heimgesucht worden war.
    Candace und Melanie hatten ihn zwar gefragt, was er damit gemeint habe, er fürchte, die Grenzen überschritten zu haben, doch als sie sahen, wie aufgewühlt er war und wie ungern er darüber reden wollte, hatten sie

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