Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
Mitarbeit an dem Bonobo-Projekt nur ein kleiner Teil meines umfangreichen Fertilitätsprogramms.«
Kevin drehte sich zu Candace um. Ihr blondes Haar glänzte im Dämmerlicht. »Die Entscheidung liegt bei dir«, sagte er. »Wenn du dabei bist, bin ich auch dabei.«
»Okay«, entgegnete Candace. »Bringen wir’s hinter uns.«
Melanie brauste los und bog an der Autowerkstatt nach Norden ab. In der Werkstatt wurde auf Hochtouren gearbeitet, riesige Neonstrahler tauchten die gesamte Arbeitsbühne in helles Licht. Die meisten der Lastwagen, die zwischen der Zone und Bata verkehrten, fuhren nachts, weshalb in der Nacht weit mehr Techniker in der Werkstatt arbeiteten als tagsüber oder am frühen Abend.
Bis zur Abbiegung nach Bata überholte Melanie diverse Sattelschlepper. Danach begegnete ihnen bis zur Tiersektion nicht ein einziges Auto.
Wie in der Autowerkstatt wurde auch in der Tiersektion in drei Schichten gearbeitet, allerdings gab es hier während der Nacht nicht allzuviel zu tun. Die meisten Mitarbeiter der Nachtschicht arbeiteten im Veterinärkrankenhaus, deshalb parkte Melanie direkt vor dessen Eingang. Inmitten der anderen Autos fiel Kevins Toyota am wenigsten auf. Sie stellte den Motor ab und fixierte den direkt in das Veterinärkrankenhaus führenden Haupteingang der Tiersektion. Dabei trommelte sie nervös mit ihren Fingern auf dem Lenkrad herum.
»Wir sind da«, bemerkte Kevin. »Und wie geht es nun weiter?«
»Darüber denke ich gerade nach«, erwiderte Melanie. »Ich weiß einfach nicht, ob ich lieber allein gehen oder euch doch mitnehmen soll.«
»Mein Gott«, staunte Candace. »Das ist ja ein riesiger Komplex.« Sie hatte sich vorgebeugt und musterte das sich von der Straße bis tief in den dichten Dschungel hinein erstreckende Gebäude. »Ich bin ja schon ein paarmal in Cogo gewesen, aber die Tiersektion habe ich bisher noch nicht gesehen. Ich hätte nicht im Traum erwartet, daß der Komplex so riesig ist. Ist der Trakt da vor uns das Krankenhaus?«
»Ja«, erwiderte Melanie. »Der ganze Flügel.«
»Ich war noch nie in einem Tierkrankenhaus«, fuhr Candace fort. »Und erst recht nicht in einem, das aussieht wie ein Palast. Ich würde es mir gerne einmal von innen ansehen.«
»Es ist auf dem neuesten Stand der Technik«, erklärte Melanie stolz. »Du mußt unbedingt mal die OPs besichtigen.«
»Das darf nicht wahr sein«, seufzte Kevin und verdrehte die Augen. »Offenbar bin ich von Geisteskranken umgeben! Gerade erst hat jeder von uns die schlimmste Erfahrung seines Lebens durchgemacht, und jetzt tut ihr so, als ob nichts gewesen wäre, und redet von einer Besichtigungstour durch das Krankenhaus.«
»Heute nacht gibt es keine Besichtigungstour«, stellte Melanie klar und stieg aus. »Komm, Candace! Ich bin sicher, daß ich deine Hilfe gut gebrauchen kann. Du, Kevin, kannst ja hier warten, wenn du willst.«
»Von mir aus«, grummelte Kevin und sah den beiden Frauen hinterher, die in Richtung Eingang verschwanden. Doch plötzlich sprang er ebenfalls aus dem Auto und folgte ihnen. Wahrscheinlich war es weniger stressig, gleich mitzugehen, als untätig und voller Unruhe auf dem Parkplatz zu warten. »Moment«, rief er ihnen hinterher und rannte ein paar Schritte, um sie einzuholen.
»Ich will aber keine Klagen hören«, wies Melanie ihn zurecht.
»Keine Angst«, erwiderte Kevin. Er kam sich vor wie ein Teenager, der von seiner Mutter getadelt wurde. »Ich glaube nicht, daß wir irgendwelche Probleme kriegen werden«, sagte Melanie. »Dr. Edwards’ Büro befindet sich im Verwaltungstrakt, und da treibt sich um diese Zeit normalerweise niemand herum. Um keinerlei Mißtrauen zu erwecken, sollten wir aber als erstes in den Umkleideraum gehen. Dort könnt ihr euch dann ebenfalls einen Overall der Tiersektion überziehen. Als Besucher würdet ihr um diese Uhrzeit vermutlich doch ziemlich schnell auffallen.«
»Scheint eine gute Idee zu sein«, bemerkte Candace.
»Okay«, sagte Bertram. Während er vom Bett aus telefonierte, warf er einen Blick auf die Leuchtanzeige seines Weckers. Es war kurz nach Mitternacht. »Ich bin in einer Viertelstunde in Ihrem Büro.«
Er schwang seine Beine über die Bettkante und schlüpfte unter dem Moskitonetz her.
»Gibt’s Probleme?« fragte seine Frau Trish und richtete sich auf.
»Nur ein bißchen Ärger«, erwiderte Bertram. »Schlaf weiter. In einer halben Stunde bin ich hoffentlich zurück.« Er schloß hinter sich die Schlafzimmertür, knipste im
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