Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Ankleideraum das Licht an und zog sich schnell an. Gegenüber Trish hatte er die Situation zwar heruntergespielt, doch in Wahrheit machte er sich große Sorgen. Er hatte keine Ahnung, was eigentlich vorgefallen war, aber es mußte ernsthafte Schwierigkeiten geben. Siegfried hatte ihn bisher noch nie mitten in der Nacht angerufen und ihn in sein Büro zitiert. Im Osten war inzwischen der Mond aufgegangen. Da fast Vollmond war, war es draußen beinahe taghell. Am Himmel hingen silbrigviolette Schönwetterwolken. Die Luft war schwer und feucht, und bis auf die üblichen Dschungelgeräusche herrschte absolute Stille. Das konstante Summen, Zirpen und Kreischen wurde hin und wieder von einem kurzen Schrei übertönt. Bertram hatte sich im Laufe der Jahre an diese Geräuschkulisse gewöhnt und nahm sie gar nicht mehr richtig wahr.
    Obwohl es bis zum Rathaus nur ein paar hundert Meter waren, nahm er das Auto. Er platzte fast vor Neugier und wollte so schnell wie möglich wissen, was los war. Als er auf den Parkplatz fuhr, fiel ihm auf, daß die normalerweise lethargisch herumhängenden Soldaten seltsam aufgeregt wirkten. Die Gewehre im Anschlag, marschierten sie vor dem Armeeposten auf und ab und fixierten ihn nervös, als er das Licht ausschaltete und aus dem Auto stieg.
    Auf dem Weg zum Eingang sah Bertram durch die Ritzen der Fensterläden von Siegfrieds Büro schwache Lichtstrahlen schimmern. Er ging hinauf in den ersten Stock, durchquerte den Empfangsbereich, in dem normalerweise Aurielo saß, und betrat Siegfrieds Büro.
    Siegfried saß an seinem Schreibtisch, die Füße hatte er auf die Ecke der Tischplatte gelegt. In seiner gesunden Hand schwenkte er behutsam ein Glas Brandy hin und her. Cameron McIvers, der Sicherheitschef, hatte es sich in einem Rattansessel gemütlich gemacht und hielt ebenfalls ein Brandyglas in der Hand. In einem der Schädel brannte eine Kerze, ansonsten war der Raum nicht weiter beleuchtet. Im flackernden Kerzenschein wirkten die ausgestopften Tiere wie echt.
    »Danke, daß Sie zu dieser unchristlichen Stunde gekommen sind«, begrüßte ihn Siegfried mit seinem üblichen deutschen Akzent. »Ein kleiner Drink gefällig?«
    »Werde ich den brauchen?« entgegnete Bertram und zog sich ebenfalls einen Rattansessel heran. Siegfried lachte. »Ein Brandy kann nie schaden.«
    Cameron holte die Flasche aus dem Regal. Er war ein stämmiger, vollbärtiger Schotte. Seine rote Knollennase ließ seine ausgeprägte Vorliebe für Alkohol jeder Art erahnen; verständlicherweise war Scotch sein Lieblingsgetränk. Er schenkte Bertram ein, nahm dann wieder Platz und widmete sich erneut seinem eigenen Drink.
    »Normalerweise treibt man mich nur dann mitten in der Nacht aus dem Bett, wenn eins von unseren Tieren in Lebensgefahr ist«, sagte Bertram. Er nippte an seinem Brandy und atmete tief durch. »Aber heute nacht scheint ja wohl irgendwas anderes im Busch zu sein.«
    »Allerdings«, entgegnete Siegfried. »Erst einmal muß ich Ihnen mein ausdrückliches Lob aussprechen. Ihr Tip von heute nachmittag, Kevin Marshall im Auge zu behalten, war mehr als begründet und kam genau rechtzeitig. Nach unserem Gespräch habe ich Cameron gebeten, ihn von den Marokkanern überwachen zu lassen - und was glauben Sie? Heute abend ist er zusammen mit Melanie Becket und einer der OP-Schwestern nach Isla Francesca aufgebrochen. Er hat es bis zur Anlegestelle geschafft.«
    »So ein Mist!« fluchte Bertram. »Sind sie auch auf der Insel gewesen?«
    »Nein«, erwiderte Siegfried. »Sie haben bloß ein bißchen mit dem Floß herumgespielt. Außerdem haben sie mit Alphonse Kimba gesprochen.«
    »Dieser Kevin Marshall treibt mich noch zur Weißglut!« rief Bertram. »In der Umgebung der Insel hat niemand etwas zu suchen. Und daß jemand mit dem Pygmäen spricht, geht mir genauso gegen den Strich.«
    »Das sehe ich ähnlich«, stimmte Siegfried zu. »Wo sind die drei jetzt?« wollte Bertram wissen. »Wir haben sie nach Hause gehen lassen«, erwiderte Siegfried. »Vorher haben wir ihnen aber erst mal einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Ich glaube kaum, daß sie sich noch mal in die Nähe der Insel wagen. Jedenfalls bestimmt nicht in der nächsten Zeit.«
    »Das hat mir gerade noch gefehlt!« schimpfte Bertram. »Als ob ich mit der Aufspaltung der Bonobos in zwei Gruppen nicht schon genug Probleme hätte.«
    »Wobei der Zwischenfall mit Kevin Marshall viel ernster zu nehmen ist, als daß die Bonobos in zwei Gruppen leben«, bemerkte

Weitere Kostenlose Bücher