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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Thema Hausbesuche zu sprechen kommen. Wie denken Sie als Arzt über Hausbesuche?«
    »Sie sind nur von eingeschränktem Wert. Man hat keinen Zugang zu den Geräten, die notwendig sind, um die Medizin des einundzwanzigsten Jahrhunderts zu praktizieren.«
    »Ärzte halten also im Allgemeinen nicht viel von Hausbesuchen. Würden Sie mir dahingehend zustimmen?«
    »Ja. Abgesehen von der unzureichenden Ausrüstung bedeuten sie auch eine unangemessene Verschwendung von Ressourcen, da während der Fahrt zum Haus des Patienten und wieder zurück zu viel Zeit verloren geht. Im gleichen Zeitraum könnte man sehr viel mehr Patienten behandeln.«
    »Also sind sie ineffizient.«
    »Ja, so könnte man es ausdrücken.«
    »Und wie denken Patienten über Hausbesuche?«
    »Einspruch!«, rief Tony und erhob sich halb von seinem Stuhl. »Hörensagen.«
    Richter Davidson nahm mit einem Ruck die Lesebrille ab und funkelte Tony mit ungläubigem Ärger an.
    »Abgewiesen!«, fauchte er. »Als Patient, was wir alle gelegentlich sind, kann Dr. Brown aus eigener Erfahrung sprechen. Fahren Sie fort.«
    »Soll ich meine Frage wiederholen?«, erkundigte sich Randolph.
    »Nein«, sagte Dr. Brown. Er zögerte. »Die meisten Patienten mögen Hausbesuche.«
    »Was, glauben Sie, hielt Patience Stanhope von Hausbesuchen?«
    »Einspruch!«, sagte Tony und stand erneut auf. »Vermutung. Der Zeuge kann unmöglich wissen, wie die Verstorbene über Hausbesuche dachte.«
    »Stattgegeben«, seufzte Richter Davidson.
    »Ich nehme an, Sie haben die Krankenberichte gelesen, die dem Kläger zur Verfügung gestellt wurden.«
    »Ja, das habe ich.«
    »Also sind Sie darüber informiert, dass Dr. Bowman vor dem fraglichen Abend zahlreiche Hausbesuche bei Patience Stanhope gemacht hat, oft auch mitten in der Nacht. Würden Sie uns, nach der Lektüre dieser Berichte, sagen, welche Diagnose bei diesen Hausbesuchen üblicherweise gestellt wurde?«
    »Eine Angstreaktion, die sich meistens in gastrointestinalen Beschwerden äußerte.«
    »Und die Behandlung?«
    »Symptomatisch und Placebo.«
    »Klagte sie dabei auch über Schmerzen?«
    »Ja.«
    »Und wo hatte sie Schmerzen?«
    »Meistens im unteren Abdomen, gelegentlich auch im Epigastrium.«
    »Schmerzen in letzterem Bereich werden von Patienten hin und wieder auch als Brustschmerzen beschrieben. Ist das korrekt?«
    »Ja, das ist korrekt.«
    »Würden Sie nach Ihrer Lektüre der Krankenakte sagen, dass Patience Stanhope zumindest einige Anzeichen für Hypochondrie aufwies?«
    »Einspruch!«, rief Tony, blieb aber diesmal sitzen. »Hypochondrie wird in der Krankenakte an keiner Stelle erwähnt.«
    »Abgewiesen«, sagte Richter Davidson. »Das Gericht möchte den Anwalt des Klägers daran erinnern, dass der Zeuge sein medizinischer Sachverständiger ist.«
    »Auf Grundlage der Krankenakte glaube ich mit einiger Sicherheit sagen zu können, dass ein gewisses Maß an Hypochondrie durchaus vorhanden war.«
    »Sagt die Tatsache, dass Dr. Bowman wiederholt Hausbesuche gemacht hat, von denen wie Sie sagten, die meisten Ärzte nicht allzu viel halten und die oft mitten in der Nacht stattfanden, und das bei einer Frau mit ausgewiesener Hypochondrie, Ihrer Meinung nach etwas über seine Einstellung zu seinen Patienten und sein Mitgefühl ihnen gegenüber aus?«
    »Nein, das tut es nicht.«
    Randolph zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Ihre Antwort widerspricht dem gesunden Menschenverstand. Können Sie mir das erklären?«
    »Ich bin der Auffassung, dass Hausbesuche zu den Privilegien gehören, die Patienten erwarten, wenn sie hohe Vorauszahlungen von manchmal bis zu zwanzigtausend Dollar leisten, um in eine Concierge-Praxis aufgenommen zu werden. Unter diesen Umständen kann man nicht unbedingt behaupten, dass Dr. Bowmans Hausbesuche notwendigerweise Mildtätigkeit oder Altruismus widerspiegeln.«
    »Aber es könnte so sein.«
    »Ja, das könnte es.«
    »Sagen Sie, Dr. Brown, sind Sie der Concierge-Medizin gegenüber voreingenommen?«
    »Natürlich bin ich der Concierge-Medizin gegenüber voreingenommen«, zischte Dr. Brown. Bis zu diesem Moment hatte er eine distanzierte Gelassenheit bewahrt, die der von Randolph nicht unähnlich war. Randolphs Fragen hatten ihn offensichtlich aus der Reserve gelockt.
    »Können Sie dem Gericht sagen, warum Sie darauf so emotional reagieren?«
    Dr. Brown atmete tief ein, um sich zu beruhigen. »Concierge-Medizin verstößt gegen eines der drei grundlegenden Prinzipien ärztlicher

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