Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
Stammspieler hänselten sich gegenseitig mit provozierenden Bemerkungen.
Da Jack sich nach jahrelanger Erfahrung in einem ähnlichen Umfeld in New York mit den komplizierten Regeln auf den Streetball-Courts auskannte, ging er die Sache ganz lässig an. Anfangs begnügte er sich mit Rebounds und warf die Bälle den Spielern zu, die ihre Übungswürfe absolviert hatten. Erst nach einer Weile begann Jack selbst auf den Korb zu zielen, und genau wie er erwartet hatte, erregte seine Treffsicherheit einige Aufmerksamkeit, auch wenn keiner der anderen ein Wort sagte. Nach fünfzehn Minuten war er locker genug und fragte beiläufig nach David Thomas. Der Angesprochene antwortete nicht, sondern zeigte lediglich mit dem Finger auf einen Mann.
Jack ging auf ihn zu. Er gehörte zu denen, die ihre Mitspieler am lautesten gehänselt hatten. Wie Jack vermutet hatte, war er Afroamerikaner, Mitte bis Ende dreißig, etwas größer als Jack und kräftiger gebaut. Er trug einen Vollbart. Genau genommen hatte er mehr Haare im Gesicht als auf dem Kopf. Aber das Auffälligste an ihm war sein verschmitzter Blick; dieser Mann lachte gerne. Es war offensichtlich, dass er Spaß am Leben hatte.
Als Jack sich vorstellte, riss David ihn spontan in die Arme, drückte ihn an sich und schüttelte ihm dann überschwänglich die Hand.
»Warren Wilsons Freunde sind auch meine Freunde«, sagte er erfreut. »Und Warren sagt, du wärst ein Spielmacher. Hey, du bist in meinem Team, einverstanden?«
»Klar!«, antwortete Jack.
»Hey, Aesop!«, rief David einem anderen Spieler zu. »Ist heute nicht dein Tag, Alter. Du bist nicht dabei. Jack spielt mit uns!« David schlug Jack auf den Rücken und erklärte leise: »Der Typ erzählt ständig irgendwelche Storys. Darum nennen wir ihn Aesop.«
Das Spiel war fantastisch: genauso gut wie in New York. Sehr schnell erkannte Jack, dass er Glück hatte, in Davids Team mitzuspielen. Obwohl die einzelnen Partien immer sehr knapp endeten, ging Davids Mannschaft jedes Mal als Sieger daraus hervor, was bedeutete, dass Jack ununterbrochen spielte. Über zwei Stunden lang verloren er, David und die drei anderen, die David für diesen Abend ausgesucht hatte, keine einzige Runde. Als das Spiel schließlich endete, war Jack fix und fertig. An der Seitenlinie schaute er auf seine Uhr. Es war weit nach sieben.
»Bist du morgen Abend wieder dabei?«, fragte David, als Jack seine Sachen zusammensuchte.
»Kann ich noch nicht sagen«, antwortete Jack.
»Wir sind auf jeden Fall hier.«
»Danke, dass du mich ins Team genommen hast.«
»Hey, Mann. Das hast du dir verdient.«
Jack verließ den Platz auf leicht wackligen Beinen. Obwohl er nach dem Spiel völlig verschwitzt gewesen war, hatte die trockene, warme Brise, die vom Fluss herüberwehte, den Schweiß schon wieder getrocknet. Jack ging langsam. Die Bewegung hatte ihm unglaublich gutgetan. Ein paar Stunden lang hatte er an nichts anderes mehr gedacht als an das Spiel, doch jetzt drängte die Realität allmählich wieder in sein Bewusstsein. Er freute sich nicht gerade auf sein Gespräch mit Laurie. Morgen war Donnerstag, und er wusste noch nicht einmal, um wie viel Uhr er in der Lage sein würde, mit der Autopsie anzufangen, geschweige denn, wann er damit fertig wäre und zurück nach New York fliegen könnte. Er wusste, dass sie zu Recht aufgebracht sein würde, und er war sich nicht ganz sicher, was er sagen sollte.
Jack erreichte seinen kleinen cremefarbenen Wagen und schloss die Tür auf. Zu seiner Überraschung griff eine Hand über seine Schulter und knallte die Tür gleich wieder zu. Jack schwang herum und blickte in Francos tief liegende Augen und sein nicht allzu hübsches Gesicht. Das Erste, was ihm durch den Kopf schoss, war, dass das verfluchte zehn Dollar neunundvierzig teure Pfefferspray in seiner Jackentasche im Wagen lag.
»Wir beide haben da noch etwas zu klären«, knurrte Franco.
Er stand so dicht vor Jack, dass der Knoblauchgestank in seinem Atem ihn beinahe umwarf.
»Irrtum«, entgegnete Jack, während er versuchte, sich ein Stück nach hinten zu lehnen. Franco drängte ihn gegen den Wagen. »Ich glaube nicht, dass wir jemals etwas miteinander zu tun hatten, also gibt es auch nichts, was wir noch klären müssten.« Jack bemerkte, dass seitlich hinter Franco ein weiterer Mann stand, der ebenfalls dazugehörte.
»Klugscheißer«, brummte Franco. »Du hast mich ohne Vorwarnung in die Eier getreten.«
»Das war nicht ohne Vorwarnung, Sie haben
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