Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
diesem Tempo werden wir noch Monate hier sitzen.« Er hielt einen Augenblick inne, um seine Worte wirken zu lassen. »Lassen Sie sich das eine Warnung sein. Ich möchte dieses Verfahren zügig über die Bühne bringen. Haben Sie mich verstanden? Jeder von Ihnen hat genug Erfahrung, um zu wissen, was angemessen ist und was der andere tolerieren wird, also zügeln Sie sich und beschränken Sie sich auf die Fakten.
Nun zu dem vorliegenden Einspruch. Mr Bingham, was dem einen recht ist, ist dem anderen billig. Sie haben Mr Fasano vorgeworfen, die Geschworenen aufzuwiegeln. Er hat jedes Recht, Einspruch zu erheben, wenn Sie das Gleiche tun. Mr Fasano, es stimmt, dass ich Ihnen weit reichende Freiheiten gewährt habe, und Gott sei Ihnen und Ihrem Mandanten gnädig, wenn Ihre Zeugen Ihre Behauptungen nicht untermauern. Mr Bingham wird die gleichen Freiheiten erhalten. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
Beide Anwälte nickten gehorsam.
»Sehr schön! Dann lassen Sie uns weitermachen.«
Randolph kehrte ans Pult zurück, während Fasano sich wieder an den Tisch des Klägers setzte.
»Einspruch stattgegeben«, sagte Richter Davidson, an die Protokollführerin gewandt. »Fahren Sie fort.«
»Meine Damen und Herren Geschworenen«, sagte Randolph, »die Motivation ist üblicherweise nicht Bestandteil eines Arzthaftungsverfahrens. Normalerweise ist der strittige Punkt der, ob die Versorgung allgemeinen Standards entsprach, was bedeutet, dass der Arzt über jenes Maß an Kenntnissen und Fähigkeiten verfügte und diese bei der Behandlung des Patienten auch anwandte, die ein kompetenter Arzt unter vergleichbaren Umständen anwenden würde. Sie werden feststellen, dass Mr Fasano in seiner Eröffnung nichts davon erwähnt hat, dass seine Sachverständigen andeuten, Dr. Bowman habe sein Wissen und seine Fähigkeiten nicht angemessen eingesetzt. Stattdessen muss Mr Fasano die angebliche Motivation meines Mandanten ins Spiel bringen, um seine Behauptung der Fahrlässigkeit zu stützen. Und der Grund dafür ist, das werden unsere Sachverständigen bezeugen, dass Dr. Bowman ab dem Moment, als er wusste, wie ernst der Zustand von Patience Stanhope war, mit lobenswerter Schnelligkeit und Fachkenntnis gehandelt und alles in seiner Macht Stehende getan hat, um das Leben der Patientin zu retten.«
Alexis bemerkte, wie sie zustimmend nickte, während sie Randolphs Worten lauschte. Es gefiel ihr, was sie hörte, und sie war der Ansicht, dass Randolph seine Sache gut machte. Sie sah zu Craig hinüber. Wenigstens saß er jetzt gerade. Sie wünschte, sie könnte von ihrem Platz aus sein Gesicht sehen, aber das war unmöglich. Dann schweifte ihr Blick zu den Geschworenen, und ihre Einschätzung von Randolphs Auftritt begann sich zu wandeln. Etwas in der Haltung der Geschworenen war anders als bei Tony Fasanos Eröffnungsplädoyer. Sie wirkten zu entspannt, so als gelänge es Randolph nicht, ihre Aufmerksamkeit zu fesseln. Und als wollte er ihre Befürchtungen bestätigen, gähnte der Klempnergehilfe mit einem Mal ausgiebig, womit er die meisten anderen ansteckte.
»Die Beweislast liegt beim Kläger«, fuhr Randolph fort. »Die Aufgabe der Verteidigung ist es, die Anschuldigung des Klägers und die Aussagen seiner Zeugen zu widerlegen. Da Mr Fasano angedeutet hat, dass die Motivation sein Hauptargument darstellt, müssen wir, die Verteidigung, darauf eingehen und mit Hilfe unserer Zeugen nachweisen, dass sich Dr. Bowman sein ganzes Leben lang, angefangen mit dem Tag, als ihm im Alter von vier Jahren ein Arztkoffer geschenkt wurde, voller Hingabe und Aufopferung dem Ziel gewidmet hat, der beste Arzt zu werden und seinen Patienten die beste Behandlung zukommen zu lassen.«
»Einspruch«, sagte Tony. »Dr. Bowmans Hingabe und Aufopferung während des Studiums hat keinerlei Relevanz für den vorliegenden Fall.«
»Mr Bingham«, fragte Richter Davidson. »Werden die Aussagen Ihrer Zeugen Dr. Bowmans Hingabe und Aufopferung in Beziehung zu Patience Stanhope setzen?«
»Auf jeden Fall, Euer Ehren.«
»Einspruch abgelehnt«, entschied Richter Davidson. »Fahren Sie fort.«
»Bevor ich Ihnen kurz skizziere, wie wir unseren Fall vorzutragen gedenken, möchte ich ein paar Worte zu Dr. Bowmans Praxis sagen. Mr Fasano sprach von ›Concierge-Medizin‹ und deutete an, dieser Begriff habe eine pejorative Konnotation.«
Alexis sah erneut zu den Geschworenen hinüber. Sie war besorgt über Randolphs Redeweise und fragte sich, wie viele der
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