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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Als er sich näher an den Spiegel heranbeugte, sah er ein paar winzige subkutane Blutungen seitlich über dem Wangenknochen. Es bestand kein Zweifel, dass Franco ihm eine ordentliche Backpfeife verpasst hatte. Unwillkürlich fragte sich Jack, wie Franco wohl aussah, denn seine Handfläche war nach dem Aufprall immer noch empfindlich, was darauf hindeutete, dass er ihn genauso hart getroffen hatte.
    Nachdem Jack sich umgezogen hatte, warf er auf Alexis’ Anweisung hin seine dreckige Wäsche in den Korb in der Waschküche.
    »Was hältst du von Abendessen?«, schlug Alexis vor. Sie stand in der Küche.
    »Das wäre wunderbar«, antwortete Jack. »Ich sterbe vor Hunger, ich hatte keine Zeit für ein Mittagessen.«
    »Wir hatten Steaks vom Grill, gebackene Kartoffeln, gedämpften Spargel und Salat. Wie klingt das?«
    »Traumhaft«, entgegnete er.
    Während der kurzen Unterhaltung hatte Craig kein Wort gesagt. Er saß zwölf Meter von ihnen entfernt auf dem Sofa, auf genau dem gleichen Platz wie am Morgen, diesmal jedoch ohne die Zeitung. Er trug dieselben Sachen, die er tagsüber angehabt hatte, aber inzwischen war das Hemd zerknittert, der oberste Kragenknopf geöffnet und die Krawatte gelockert. Reglos wie eine Statue starrte er auf den Flachbildfernseher. Das an sich wäre Jack nicht ungewöhnlich vorgekommen, wäre der Fernseher nicht ausgeschaltet gewesen. Auf dem Couchtisch vor Craig standen eine halb leere Flasche Scotch und ein altmodisches Glas, das bis zum Rand mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt war.
    »Was macht er da?«, fragte Jack leise.
    »Wonach sieht es denn aus?«, fragte Alexis zurück. »Er vegetiert. Er ist deprimiert.«
    »Wie ist denn der Rest des Tages im Gericht verlaufen?«
    »Ich muss sagen, ganz ähnlich wie der Teil, den du dir angeschaut hast. Deswegen ist er ja so deprimiert. Der erste der drei Sachverständigen des Klägers hat ausgesagt. Es war Dr. William Tardoff, der Leiter der Kardiologie am Newton Memorial Hospital.«
    »Und wie war er?«
    »Leider sehr glaubwürdig und überhaupt nicht herablassend gegenüber den Geschworenen. Es ist ihm gelungen, vollkommen einleuchtend darzustellen, warum die erste Stunde, ja die ersten Minuten für einen Herzinfarktpatienten so entscheidend sind. Nachdem Randolph ein paar Mal versucht hat, Einspruch zu erheben, hat er es geschafft, ins Protokoll zu bringen, dass er der Ansicht sei, dass Patience Stanhopes Überlebenschancen deutlich gesunken seien, weil Craig erst so spät seine Diagnose bestätigt und sie ins Krankenhaus gebracht hat, wo sie dann behandelt werden konnte.«
    »Das klingt ja ziemlich vernichtend, vor allem aus dem Mund eines Chefarztes aus Craigs eigener Klinik.«
    »Craig hat allen Grund, deprimiert zu sein. Für einen Arzt ist jegliche Kritik schwer zu ertragen, weil sie sich selbst auf ein Podest stellen, aber aus dem Mund eines respektierten Kollegen ist es noch um ein Vielfaches schlimmer.«
    »Ist es Randolph gelungen, den Eindruck, den Dr. Tardoff hinterlassen hat, im Kreuzverhör ein wenig abzumildern?«
    »Ein bisschen bestimmt, da bin ich mir sicher, aber er scheint immer hinterherzuhinken und zu retten, was zu retten ist.«
    »Es ist nun einmal die Regel, dass der Kläger als Erster seine Sicht des Falls präsentieren darf. Randolph wird dazu schon auch noch Gelegenheit bekommen.«
    »Dieses System erscheint mir nicht sehr fair, aber es ist ja nicht so, dass wir eine Alternative hätten.«
    »Waren heute nur zwei Zeugen dran?«, fragte Jack.
    »Nein, insgesamt waren es drei. Vor Dr. Tardoff hat Darlene ausgesagt, Craigs Arzthelferin. Tony hat sie über die PP-Kennzeichnung ausgequetscht genau wie vorher Marlene, und mit dem gleichen Resultat. Während der Mittagspause war Randolph furchtbar wütend auf Craig, weil er ihm nichts davon gesagt hatte, und das ist ja auch verständlich.«
    »Es will mir immer noch nicht in den Kopf, dass Craig so etwas in seiner Praxis zugelassen hat.«
    »Ich fürchte, es entspricht einer gewissen Arroganz.«
    »Ich wäre da nicht so großzügig. In meinen Augen ist es schiere Dummheit, und für das Verfahren war es ganz sicher nicht hilfreich.«
    »Es wundert mich, dass Fasano die Erlaubnis erhalten hat, es überhaupt einzuführen. Meiner Ansicht nach ist es eindeutig vorverurteilend und hat nichts mit der angeblichen Fahrlässigkeit zu tun. Aber weißt du, was mir am meisten zu schaffen macht?«
    »Was denn?«, fragte Jack. Ihm fiel auf, dass Alexis’ Wangen sich gerötet

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