Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
Extremitäten. Jack fragte Craig, ob das auch sein Eindruck gewesen sei.
»Vermutlich«, antwortete Craig. »Aber ich war so überwältigt von ihrem ernsten Allgemeinzustand, dass ich darauf wirklich nicht geachtet habe.«
»Genau das hat Dr. Gilbert auch gesagt«, fügte Jack hinzu.
»Moment mal!«, warf Craig ein und hob die Hand. »Hat das, was du über Jordan erfahren hast, dich auf den Gedanken gebracht, dass an der Sache mit der Zyanose doch mehr dran sein könnte? Ich meine, da ist das ganze Geld, der jüngere Mann, der eine reiche Witwe heiratet …« Craig ließ seinen Satz unbeendet, während er im Geiste mit dieser Vorstellung und ihren Konsequenzen spielte.
»Ich muss zugeben, das hat es«, stimmte Jack ihm zu, »aber nur kurz. In vielerlei Hinsicht ist es einfach zu seifenopernhaft, falls es das Wort überhaupt gibt. Abgesehen davon ist doch durch die Biomarker dokumentiert, dass Patience einen Herzinfarkt hatte, wie Dr. Gilbert mir heute zu Recht in Erinnerung gerufen hat. Aber gleichzeitig sollten wir Jordans seltsame Biographie auch nicht ganz außer Acht lassen.« Danach erzählte Jack ihnen, genau wie zuvor Matt und Georgina, die Geschichte von der älteren Frau, die an einem Herzinfarkt gestorben war, nachdem sie mit vorgehaltener Waffe ausgeraubt worden war.
»Ich würde sagen, das ist alles ziemlich aufschlussreich«, sagte Craig, »und genau das lässt mich immer mehr an Randolphs Kompetenz zweifeln.«
»Was ist mit dem Bluterguss in deinem Gesicht?«, fragte Alexis, als sei ihr plötzlich wieder eingefallen, dass Jack eingewilligt hatte, zu erklären, wie es dazu gekommen war.
»Welcher Bluterguss?«, wollte Craig wissen. Jack saß links von ihm, so dass er seine linke Gesichtshälfte nicht sehen konnte.
»Ist dir das nicht aufgefallen?«, fragte Alexis verblüfft. »Schau dir das mal an.«
Craig stand auf und beugte sich über den Tisch. Widerstrebend drehte Jack den Kopf und wandte Craig die linke Seite seines Gesichts zu.
»Mein lieber Mann«, sagte Craig. »Das sieht entzündet aus.« Er streckte die Hand aus und berührte Jacks Wangenknochen mit der Spitze seines Zeigefingers, um das Ausmaß des Ödems abzuschätzen. »Tut das weh?«
Jack zog das Gesicht weg. »Natürlich tut das weh«, entgegnete er gereizt. Das hatte er an Ärzten schon immer gehasst. Jedes Mal drückten sie mit dem Finger auf die Stelle, von der man sagte, sie schmerze. Orthopäden waren Jacks Erfahrung nach die Schlimmsten, und Erfahrung hatte er eine ganze Menge, dank all der Beulen und Prellungen, die er sich beim Streetbasketball zuzog.
»Entschuldige«, sagte Craig. »Vielleicht wäre ein Kühlbeutel nicht verkehrt. Soll ich einen holen?«
Jack lehnte Craigs Fürsorge ab.
»Wie ist das passiert?«, wollte Alexis wissen.
»Dazu komme ich gleich«, entgegnete Jack. Dann schilderte er ihnen seinen Besuch bei den Stanhopes.
»Du bist zum Anwesen der Stanhopes gefahren?«, fragte Craig sichtlich ungläubig.
»Ja«, gestand Jack.
»Ist das legal?«
»Was meinst du mit legal? Natürlich ist das legal. Ich meine, es ist ja etwas anderes, als die Geschworenen aufzusuchen oder so. Wenn auch nur die geringste Chance bestand, dadurch an die Unterschrift zu kommen, musste ich hinfahren.« Dann erzählte Jack ihnen von dem Bentley und dem überraschenden Auftauchen von Charlene.
Craig und Alexis wechselten erstaunte Blicke. Craig lachte verächtlich auf.
»So viel also zu einer ausgedehnten Trauerphase«, bemerkte Alexis empört. »Dieser Mann ist schamlos, und sein aufgesetztes Gentleman-Getue genauso.«
»So langsam erinnert mich das Ganze an einen berühmten Fall in Rhode Island, aber damals ging es um Diabetes«, sagte Craig.
»Ich weiß, auf welchen Fall du anspielst«, entgegnete Jack. »Aber selbst damals wurde der zu plötzlichem Reichtum gelangte Erbe freigesprochen.«
»Was ist mit deinem Gesicht?«, drängte Alexis ungeduldig. »Diese Spannung bringt mich noch um.«
Jack erzählte ihnen, wie er eine Exhumierung von Patience’ Leiche angesprochen hatte, obwohl er fest mit einer Abfuhr gerechnet hatte. Dann schilderte er die Ankunft von Tony Fasano, der seinen nahezu identisch gekleideten Partner mitgebracht hatte.
»Er heißt Franco«, warf Alexis ein.
»Du kennst ihn?«, fragte Jack überrascht.
»Kennen ist zu viel gesagt. Er ist mir nur schon einmal aufgefallen. Der Typ ist ja auch kaum zu übersehen. Er begleitet Tony Fasano auch in den Gerichtssaal. Ich weiß seinen Namen nur, weil ich
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