Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
aus.
» Jake tut, was er kann « , fuhr Brayden Astrid an. » Also komm mal wieder runter, ja? «
» Halt’s Maul, Brayden « , antwortete sie. » Dass ich ausgerechnet mit dir hier festsitze, ist echt das Letzte. «
Josie presste sich die Hände auf die Ohren, die Kleinen heulten, und Chloe fing an zu schreien.
» Ruhig « , sagte Jake. » Jetzt beruhigen wir uns erst mal alle. Und du reißt dich zusammen, Astrid. Versuch’s wenigstens. «
» Entschuldigung « , meldete sich Henry zu Wort. » Caroline und ich, wir haben uns überlegt, dass wir jetzt lieber nach Hause gehen wollen. «
Henry und Caroline wollten nach Hause gehen. Als wären wir hier bei einer misslungenen Übernachtungsparty. Als könnte Jake einfach bei ihren Eltern anrufen, um die beiden abholen zu lassen.
» Ja! « , kreischte Chloe. » Ich will zu Oma! «
» Das geht nicht, Leute « , erwiderte Jake ruhig. » Wir müssen auf Mrs. Wooly warten. «
Aber die Kleinen hatten sich bereits in einen ausgewachsenen Nervenzusammenbruch reingesteigert: Tränen, laufende Nasen, schnaubende Schluchzer. Das volle Programm.
Auch Ulysses, der neben mir stand, stimmte eifrig nickend in das klagende und fordernde Gebrüll der anderen ein. Dicke Tränen, groß wie M&Ms, ploppten aus seinen Augen und flossen über seine Wangen. Er heulte so stark und wischte sich dabei so oft mit dem Sweatshirtärmel über die Nase, dass er sich dabei unabsichtlich das Gesicht wusch.
» Alles wird gut « , flüsterte ich ihm zu.
Er schüttelte bloß den Kopf und weinte noch heftiger.
Ich stand auf. Ich musste mir ein gottverdammtes Spanisch-Wörterbuch suchen.
» Noch nicht « , zischte Niko mir zu. » Das Nachbeben. «
Er hatte recht. Sofort kippte der Boden erneut zur Seite. Ich ließ mich fallen und duckte mich unter den nächstbesten Tisch – zufälligerweise den, unter dem sich Astrid versteckte.
So nah war ich ihr noch nie gewesen. Ich klammerte mich an das Tischbein in der Mitte. Ihre Hände befanden sich knapp unter meinen.
Sie starrte auf den Boden. Bis das Beben aufhörte, war sie nichts als ein verschwommener Fleck aus blondem Haar und violettem Sweatshirt.
Dann schaute sie auf, und für einen Moment blickten wir uns direkt an. Sie sah mich, ich sah sie. Sie wirkte verängstigt und jung, wie ein kleines Mädchen. In ihren Augen glänzten Tränen.
Ich weiß nicht, was sie in meinem Gesicht las. Wahrscheinlich, dass ich nur ihr gehörte. Dass ich sie mit allem liebte, was ich zu bieten hatte.
Und das gefiel ihr wohl nicht, denn sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und wandte sich ab. Ihr Kiefer schob sich vor. Sie sah aus, als hätte sie mir am liebsten die Kehle eingeschlagen. Anders kann ich es nicht beschreiben.
Ich ließ sie unter ihrem Tisch allein.
» Ist doch scheiße « , meinte Sahalia. » Ich geh nach Hause. «
Jake schüttelte den Kopf. » Du bleibst hier. Mrs. Wooly hat gesagt, dass wir hierbleiben sollen, alle zusammen, und genau so machen wir’s. «
» Was redest du da für einen Müll? « , erwiderte Sahalia. » Mrs. Wooly kommt nicht zurück. Wir sind allein. Und ich schlage mich lieber allein da draußen durch, als mit euch Losern abzuhängen. «
Jetzt schaltete sich Alex ein. » Aber wie willst du überhaupt rauskommen? Das Tor ist dicht. «
Sahalia deutete auf die Wand der Lebensmittelabteilung hinter dem Pizza Shack.
Und sie hatte so was von recht.
Da hinten war eine Tür, über der ein rotes Exit-Schild leuchtete.
Wie konnten wir das so lange übersehen?
» Ist doch klar, dass es hier Notausgänge gibt « , sagte Sahalia, ging rüber und drückte gegen die Tür.
Brayden lief los. » Ich mach das schon. «
» Bray! « , brüllte Jake noch, aber Brayden war schon zur Tür gesprintet.
Er warf sich mit seinem vollen Gewicht dagegen. » Abgesperrt! Das können wir vergessen. «
» Sag ich doch « , meinte Jake mit einem bösen Blick auf seinen Kumpel. » Wir bleiben hier, bis Mrs. Wooly zurückkommt. «
» Ich find schon einen Weg nach draußen. « Damit stapfte Sahalia davon.
» ’tschuldigung « , meinte Chloe. » Sahalia wohnt gleich nebenan. Wenn sie nach Hause geht, geh ich mit! «
Max nickte. » Ich auch. Ich kann ja trampen. «
Allmählich verlor Jake die Geduld. » Ihr habt genau gehört, was Mrs. Wooly gesagt hat. Wir bleiben, bis sie uns abholt! So einfach ist das. «
» Aber warum darf Sahalia gehen? « , meckerte Chloe.
» Sahalia geht nirgendwohin. Die Türen sind abgesperrt. «
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