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Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emmy Laybourne
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ein, öffnete die Augen wieder und begann.
    » Wir sind hier, um die Toten zu ehren. Wir wissen nicht, wie viele gestorben sind. Wir wissen nicht mal, was da draußen genau los ist. Aber trotzdem können wir für alle beten, die von uns gegangen sind. Trotzdem können wir sie in unseren Herzen bewahren und auf ihrem Weg in den Himmel unterstützen. « Eine Pause. » In meiner Kirche wird kaum über den Himmel geredet. Es ist eine Kirche der UU, der Unitarian Universalists. Die UU glauben sozusagen an Vorstellungen aus vielen Religionen, und über Himmel und Hölle und Sünden und so weiter wird nicht gesprochen. Aber ich glaube an den Himmel. Ich stelle mir vor, dass alle guten Seelen in den Himmel reisen. Menschen aus anderen Religionen glauben an andere Sachen, und das ist gut so. Sie stellen sich die Zeit nach dem Tod anders vor, und genau so passiert es ihnen auch. Jeder erschafft sich seinen eigenen Himmel. Das ist meine Meinung. «
    Die Kleinen wurden allmählich unruhig. Sie rutschten auf den Kissen hin und her.
    Josie nickte Sahalia zu.
    Sahalia nahm die Gitarre und schlug ein paar Akkorde an. » Das ist eines meiner Lieblingslieder. Es ist von Insect of Zero. Ich weiß nicht, ob ihr es kennt, aber ich singe es jetzt einfach mal. «
    Ich kannte den Song nicht. Weder den Song noch die Band.
    Sahalia fing an. Sie hatte eine raue, knarzige Stimme. Eine befriedigende Stimme. Als würde es einen im Ohr jucken, und ihre Stimme würde einen kratzen.
    Und das sang sie:
    Vöglein am Himmel, fliegt bloß nicht zum Fenster rein.
    Kätzchen auf dem Sofa, lasst mich gefälligst allein.
    Mir ist nach beißen, kämpfen, Reifen abfackeln.
    Am besten, ich sitz hier ganz ruhig.
    Also wenn du schlau sein willst,
    Dann halt dich fern
    Und lass mich in Ruh.
    Fischlein im Bach, schwimmt um den Haken herum.
    Hündchen auf der Straße, kehrt lieber gleich um.
    Mir ist nach beißen, kämpfen, Reifen abfackeln.
    Am besten, ich sitz hier ganz ruhig.
    Also wenn du schlau sein willst,
    Dann halt dich fern
    Und lass mich in Ruh.
    Oh Gott, lass mich bloß in Ruh.
    Wenn man nur den Text liest, wirkt das Lied ganz schön menschenfeindlich. Aber es hatte eine wundervolle, getragene Melodie. Ein Lied für Beerdigungen.
    Ich weiß auch nicht. Es war ziemlich perfekt.
    Als Sahalia fertig war, nickte Josie mir zu. » Jetzt liest Dean uns etwas vor. «
    Alex musterte mich überrascht. Ich zuckte mit den Schultern und schlug mein Tagebuch auf.
    Nein, Brayden und Jake schüchterten mich nicht ein. Nein, es machte mich nicht nervös, mein Innerstes zu offenbaren. Ich wollte es tun. Ob ihr’s glaubt oder nicht.
    Und ich hoffte, dass Astrid in der Nähe herumlungerte. Ich war mir sogar ziemlich sicher. Ich wollte, dass sie mich hörte. Das, was ich zu sagen hatte. Irgendwie dachte ich, sie würde sich durch mein blödes Gedicht vielleicht besser fühlen.
    Das Gedicht lautete:
    Die Nacht kam zu schnell.
    Nicht wie eine Decke, die Gott über das Land breitet.
    Nein – als hätte jemand eine Kerze erstickt.
    Plötzlich und vollkommen
    Dunkel – einfach so.
    Jetzt warten wir.
    Warten im Dunkeln,
    Ob irgendjemand
    Das Licht wieder einschaltet.
    Wir dürfen uns fürchten.
    Wir dürfen uns verstecken.
    Wir dürfen uns gemeinsam verirren.
    Oder allein.
    Doch die Wahrheit ist:
    Ich bin das Licht. Du bist das Licht.
    Wir leuchten gemeinsam.
    In die Nacht geworfene
    Silhouetten aus Sonnenlicht.
    Leuchten wollen wir,
    Leuchtend das Licht bewahren,
    Leuchten, damit unsere Familien
    Wissen, wo wir sind.
    Leuchten.
    Ich weiß, ich weiß. Ein Gedicht. Schwul. Aber so war’s halt.
    Josie stand auf. Wir hatten uns nicht abgesprochen – aber jetzt zündete sie tatsächlich ein Streichholz an. Sie hielt es hoch, nahm ihre Kerze und entzündete den Docht. Als hätten wir eine Choreografie einstudiert, ein Gedicht über Licht, gefolgt vom Kerzenlicht.
    Hatten wir aber nicht.
    Josie drehte sich nach links, zu Ulysses, und hielt ihm die brennende Kerze hin. Ulysses wusste, was zu tun war. Er schnappte sich seine Stumpenkerze und entzündete sie an Josies. Danach drehte er sich zu Max, der neben ihm saß, und entzündete Max’ Kerze. Als die Flamme Astrids leeres Kissen erreicht hatte, lehnte Jake sich einfach rüber und entzündete ihre Kerze.
    Ich war froh, dass er das gemacht hatte. Ich wünschte, ich wäre selbst draufgekommen.
    Schließlich hatte die Flamme den Kreis vollendet. Josie beugte sich vor und stellte ihre Kerze auf den Spiegel in der Mitte. Sie nickte uns

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