Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Weil du unser Nachbar bist und weil wir dich schon vorher kannten. «
» Ich bin auch froh « , antwortete ich.
Josie hatte eine Regalreihe beiseitegeschoben, um einen großen, freien Platz zu schaffen. Weil sie das Ding dazu erst mal losschrauben musste, vermutete ich, dass Niko mit angepackt hatte.
Vor den Neonröhren an der Decke hatte Josie goldene und orangefarbene Seidentücher befestigt, was eine verblüffende Wirkung hatte – über allem lag ein warmes, beruhigendes, pfirsichfarbenes Licht. Auf dem Boden hatte sie einige sich überlappende Teppiche ausgebreitet, den Rand bildete ein großer Kreis aus Sitzkissen für alle Teilnehmer. Vor jedem Kissen stand eine Stumpenkerze, die noch nicht angezündet war. Und in der Mitte hatte Josie eine Deko-Installation aufgebaut: ein großer Wandspiegel, der flach auf dem Boden ruhte, mit einer verschlungenen Lichterkette und einigen verstreuten Deko-Glaskugeln drauf.
Es sah schön aus. Hübsch.
» Bitte setzt euch « , sagte Josie zu mir, Henry und Caroline. Wir hockten uns jeder auf ein Kissen.
Chloe saß neben Josie. Hinter den beiden, an der Kante einer Regalwand, hing das Windspiel. Ab und zu strich Chloe auf Josies Nicken mit einem kleinen Schläger über die Metallzylinder.
Jake und Brayden kamen angeschlendert. Beide wirkten noch etwas mitgenommen von der Schlägerei, die sie sich am Vortag mit Niko geliefert hatten – hier ein kleiner blauer Fleck, da ein paar Kratzspuren. Außerdem war Jake ungewohnt blass, und mir fiel auf, dass keiner der beiden auf die Lichterkette schauen wollte.
Wenn einem sogar Lichterketten in den Augen wehtun, weiß man, dass man einen Kater hat.
Mit einer sarkastischen Grimasse begutachtete Brayden Josies Werk. Aber man muss ihm wohl zugutehalten, dass er nicht schnaubte oder hämische Kommentare abließ. Es fiel ihm bestimmt sehr schwer, mal kein Arschloch zu sein.
Niko trat in den Kreis. Ich hatte ihn nicht kommen gehört. Man hörte ihn nie kommen, das war wohl so ein Pfadfinder-Ding. Er sah etwas besser aus als am Vorabend. Vielleicht lag es auch nur an dem sanften Licht, das ihm eine bessere Gesichtsfarbe gab.
Niko hockte sich gegenüber von Jake und Brayden hin. Ich beobachtete, wie seine Augen sich für eine Sekunde mit ihren Augen trafen. Ein nervöser, abschätziger Blick.
Dann tauchte Sahalia auf – mit einer Gitarre. Ausgerechnet eine Gitarre. Sahalia trug weiße Jeans und mehrere weiße Blusen, die sich fließend übereinanderlegten. Sie war schön, irgendwie rein. Keine Schminke. Respektvoll.
Da denkst du, du weißt, wie jemand drauf ist, und plötzlich steht sie hübsch herausgeputzt und mit einer Gitarre in der Hand vor dir.
Sahalia setzte sich im Schneidersitz auf ein Kissen, die Gitarre legte sie hinter sich. Kurz zuckten ihre Augen zu Jake und Brayden, um zu sondieren, ob sie sie wegen der Gitarre veralbern würden. Jake sah sie nicht an. Brayden grinste ein bisschen spöttisch, aber auch … keine Ahnung, als würde er mit ihr flirten?
Chloe ließ das Windspiel klimpern, bis alle da waren. Nur ein Platz blieb leer. Astrids Platz.
» Wo ist Astrid? « , sagte Max. » Kommt sie nicht? «
Sofort fragten alle Kleinen nach Astrid.
» Wieso rufen wir nicht nach ihr? « , meinte Josie. » Vielleicht kommt sie dann! «
» Astrid, Astrid! « , kreischten die Kids los.
Chloe drehte sich um und fing an, mit aller Kraft auf das Windspiel einzuhauen.
Astrid tauchte nicht auf.
Dabei hatte ich wirklich gehofft, sie würde kommen. Inzwischen war sie seit vierundzwanzig Stunden verschwunden.
Ich wusste, dass sie in Sicherheit war. Sie konnte hier nicht weg. Gleichzeitig wusste ich, dass sie sich wegen ihrem Überfall auf Batiste in der Toilette schwere Vorwürfe machte.
Aber sie würde darüber hinwegkommen. Sie musste darüber hinwegkommen.
Batiste saß schweigend und blass auf seinem Kissen, blaue und bräunliche Quetschungen am Hals. Als wäre sein Hals dreckig, was er wahrscheinlich auch war.
Er rief nicht nach Astrid. Er war auch noch nicht darüber hinweggekommen, aber das würde er schon schaffen. Nahm ich jedenfalls an. Alex hatte mir schließlich auch verziehen. Zumindest weitgehend.
» Ich glaube, Astrid macht ein Schläfchen « , sagte Josie irgendwann. » Fangen wir einfach an, vielleicht kommt sie dann dazu. «
Chloe drehte sich um und hämmerte auf das Windspiel.
» Das reicht jetzt, Chloe « , meinte Josie.
» ’tschuldigung « , murmelte Chloe.
Josie schloss die Augen und atmete tief
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