Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Also zwei Tage hintereinander? «
» Genau. «
» Aber klar doch! « , rief er und rappelte sich schlaftrunken auf.
Auf dem Weg in die Küche zog Max sich eine Fleecejacke über. Es schien von Tag zu Tag kälter zu werden. Aber vielleicht ist das normal, wenn die Strahlen der Sonne von einer gigantischen schwarzen Wolke verdunkelt werden.
» Also, was gibt’s zum Frühstück? « , fragte ich.
» Eisbecher. «
» Eisbecher? Mit richtigem Eis und so? «
» Was denn sonst? «
» Ich fürchte, das ist keine gute Idee. Am Anfang des Tages braucht man ordentliches Essen. «
» Ja. Aber trotzdem. Du hast gesagt, du bist mir was schuldig. «
» Ich weiß, aber … «
» Du warst total gemein zu mir gestern. Du hast mich zum Weinen gebracht. «
Ich hätte Nein sagen sollen. Aber ich zuckte nur mit den Schultern. » Na gut. «
Warum eigentlich nicht? Wir könnten das Eis ja mit Nüssen oder so garnieren …
Und so sammelten wir einen Einkaufswagen voll Eisbecherzubehör.
» Weißt du, wo es die besten Eisbecher gibt? « , fragte Max. » Im Village Inn! «
» Wirklich? « Mir dröhnte schon wieder der Schädel, und wenn ich nicht irrte, wirkten meine blauen Flecken noch brutaler als am vorigen Tag. In mein linkes Auge war Blut gelaufen.
Eigentlich fand ich es gar nicht schlecht, ein bisschen härter auszusehen.
Aber mein Kopf – ich brauchte dringend Kaffee und Schmerztabletten.
» Einmal waren wir im Village Inn essen, und meine Mom ist aufs Klo gegangen. « Max warf eine Flasche Erdbeersirup in den Wagen. » Sie hat eeewig gebraucht, und irgendwann ist mein Dad los, um zu schauen warum, und die beiden sind eeeeeewig nicht zurückgekommen. Ewig. Und ich saß da und hab gewartet und gewartet und irgendwann hat die Kellnerin gefragt, ob wir einen Nachtisch wollen, und ich hab gesagt klar doch. Ich hab mir ein Bananensplit bestellt, und sie hat’s gebracht, und ich hab’s gegessen. Eigentlich wollte ich Mom und Dad was abgeben, aber die haben so ewig gebraucht, dass ich mir gedacht hab, egal, dann ess ich’s halt allein. Hinterher ging’s mir nicht so toll und deswegen bin ich selber aufs Klo, meinen Dad suchen, aber der war gar nicht da, und deshalb bin ich zurück zum Tisch, und plötzlich weckt mich die Kellnerin auf. Sie hat mich nach unserer Telefonnummer ge fragt und meine Mom angerufen und das glaubst du mir nie – die waren einfach nach Hause gefahren! Die hatten mich voll vergessen! «
» Mein Gott, Max « , sagte ich. » Das ist ja schrecklich. «
» Ist dir das auch schon mal passiert? «
» Nicht wirklich. «
» Dachte ich mir schon. Wahrscheinlich weil bei euch nicht so viel gesoffen wird wie bei uns. «
» Ja, eher weniger. «
» Aber das Ganze hatte auch sein Gutes. Die haben total vergessen, uns das Bananensplit zu berechnen! «
Respekt. Der Junge wusste, wie man eine Geschichte erzählt.
Max und ich bauten die Eiscremebar auf. Es war ein beeindruckender Anblick: neun Sorten Eis, von Vanille bis Schoko mit Schokoraspeln. Als Soßen: Hot Fudge, Karamell, Buttertoffee, Ananas, Erdbeer. Und zum Garnieren: Oreo-Splitter, Gummibärchen, Gummiwürmer, alle möglichen Nüsse, Schokostückchen, Buttertoffeekrümel, weiße Schokostückchen …
» Die anderen werden durchdrehen! « , rief Max.
» Das befürchte ich auch. Hey, Max … «
» Die werden denken, sie träumen! «
» Ich weiß. Wegen gestern, Max … es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe. Das war nicht sehr nett von mir. «
» Pah, gestern ist gegessen. « Max klaubte eine Cocktailkirsche aus dem offenen Glas und warf sie sich in den Mund. » Ich denk nie an gestern. Sonst wär ich längst tot und unter der Erde. «
Das schien mir eine clevere Lebenseinstellung zu sein.
Vor allem seit die Welt den Bach runtergegangen war.
» Kannst du einen Knoten in den Stiel machen? « , fragte Max mich. » Im Emerald’s kannte ich mal eine Stripperin, die hieß Bingo, und die konnte einen Kirschstiel um den Griff von einem Plastikschwert knoten. Nur mit der Zunge! «
Ich schüttelte den Kopf.
» Aber die hatte so Hasenzähne. Vielleicht war das ihre Geheimwaffe. «
Das Eis schmolz allmählich. Ich warf einen Blick auf die Uhr.
» Wo bleiben die denn? « , meinte Max. » Darf ich sie holen gehen? «
Es war schon halb neun.
Ja, wo blieben sie?
Auf einmal fiel mir auf, wie still es war.
Keine fernen Stimmen.
Kein morgendlicher Zank zwischen den Kleinen.
Kein heiseres Gelächter von Jake oder Brayden.
Nichts tat
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