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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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Siegen.
    Was war mit dem Genter Altar geschehen?
    Ewing wusste, dass er weggeschafft worden war, und war sicher dass er sich noch in Deutschland befand, möglicherweise in einem unterirdischen Bunker in der Nähe von Koblenz. Oder in Görings Landsitz Carinhall. Oder in Hitlers Berghof bei Berchtesgaden. »Oder vielleicht«, sagte er, »wurde Van Eycks Gotteslamm in die Schweiz oder nach Schweden oder nach Spanien gebracht. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.«
    Kirstein begriff es erst später, aber er konnte den genauen Zeitpunkt nicht benennen. Es gibt nicht nur eine Art von Deutschen dachte er sich. Es gibt viele, die niemals Nazis waren, aber aus Angst geschwiegen haben. Und es gibt auch nicht nur eine Art von Nazis. Es gibt jene, die mitgemacht haben, um zu überleben oder um beruflich voranzukommen oder auch, weil sie die Dinge bequemerweise einfach hinnahmen, wie sie waren. Dann gibt es die schwereren Fälle, die überzeugten Parteigänger. Möglicherweise finden wir das, was wir suchen, erst, wenn der letzte überzeugte Nazi tot ist.

27

GEORGE STOUT UND SEINE LANDKARTEN
    Verdun, Frankreich
6. März 1945
    Der Monuments Man George Stout betrachtete die zerbeulten Päckchen, von denen eines vom Postmeister der Armee den Stempel »In beschädigtem Zustand erhalten« bekommen hatte. Er hob das erste hoch und drehte es um. Er hörte ein ominöses Scheppern, als ob der Inhalt beim Transport zerbrochen sei. Die Schrift auf dem Etikett war zweifelsfrei jene von seiner Ehefrau Margie, doch darüber hinaus wies an dem Paket nichts darauf hin, dass es von zu Hause stammte. Der Poststempel war von Anfang Dezember 1944, und jetzt schrieb man den 6. März 1945. George Stout war ziemlich sicher, dass er hier seine Weihnachtsgeschenke erhalten hatte. Er musste daran denken, wie viel sich in diesen drei Monaten getan hatte.
    Zum einen die deutsche Ardennenoffensive. Dann der Vormarsch der westlichen Alliierten. Und der bitterkalte Winter. Und natürlich seine Versetzung zur 12. US-Heeresgruppe, der Befehlsgruppe für den Großteil der amerikanischen Armee. Durch die Versetzung hatte er die Kampfzone verlassen und nach Frankreich zurückkehren müssen, was ihm aber immerhin ein warmes Bett eingebracht hatte. Ein nicht sonderlich warmes, streng genommen – er verfluchte jeden Winter seine »elende Gewissenhaftigkeit«, denn er war davor zurückgeschreckt, sich einen wattierten Schlafsack anzueignen, den die Deutschen im Herbst zurückgelassen hatten 166 –, aber dieses Bett war zweifellos besser als die Gräben und Maschinengewehrnester der Armee, in denen er auf seinem Weg nach Deutschland hatte schlafen müssen. Hier in Frankreich gab es sogar richtige Eier zum Frühstück und zum Essen etwas Wein, der den Soldaten in die Hände gefallen war. Zu seiner Position in der 12. Heeresgruppe gehörte auch ein Schreibtisch, ein kleines Büro und die Zuständigkeit für vier Armeen mit rund 1,3 Millionen Soldaten – von denen neun das Frontpersonal der MFAA bildeten.
    Man hätte es als eine Beförderung betrachten können, aber für George Stout verkörperte dieser Posten seinen schlimmsten Albtraum: mittleres Management. Frankreich bedeutete Papierkram, Besprechungen, die Übermittlung von Meldungen vom SHAEF zu den Männern an der Front und zurück. »Ein administrativer Posten in der MFAA«, hieß es in einem typischen Tagebucheintrag, »das bedeutet prüfen, auswählen, sich mit Qualifikationen, Bezahlung, Laufbahn, Unterordnung unter Ranghöhere beschäftigen, mit dem Problem der Zentralisierung der Museumsverwaltung, mit Mikroverfilmung sämtlicher MFAA-Dokumente im Feld, mit Informationen über die MFAA und andere Zivilbeschäftigte, mit Informationen über Kunstdepots in Deutschland.« 167
    Es ging ihm schon wesentlich besser, seitdem er wieder im vorgeschobenen Hauptquartier in Verdun unweit der deutschen Grenze und der Kampfzone war. Mit dem Vorrücken nach Osten waren ihm die Vorteile seines Postens bewusst geworden, und er fühlte sich zunehmend wohl in seiner neuen Rolle. Als leitender MFAA-Offizier war er nicht auf das Territorium beschränkt, das vor ihm lag. Er konnte auf dem Gebiet der 12. US-Heeresgruppe überallhin fahren – mit dem entsprechenden Passierschein dessen Ausstellung aber mehrere Tage dauerte –, und daher riefen ihn seine Offiziere nun immer häufiger an, wenn sie etwas Wichtiges gefunden hatten. Vor Kurzem war er mit Walker Hancock im Amblève-Tal in Belgien gewesen und hatte dort die Schäden

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