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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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Front gebraucht werden, und er kannte sie mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie sich auf ihre eigene leise, unaufdringliche Art in ihrem Behördenapparat für seine Versetzung stark gemacht hatte. Aber dennoch hatte es zwei Monate gedauert, bis zum 1. März 1945, bis Rorimer die offizielle Mitteilung erhielt, dass er in Kürze Monuments-Offizier in der 7. US-Armee werden würde.
    Valland rief ihn kurz danach an und lud ihn zu sich in ihre Wohnung ein. In den vergangenen paar Monaten hatte sie ihm tröpfchenweise Informationen zukommen lassen. Rorimer hatte alles wissen wollen, und dessen war sich Valland bewusst. Aber als sie sich besser kennenlernten, akzeptierte er, dass sie ihm jene Informationen, die er wollte, erst dann geben würde, wenn er sie auch brauchte, und nicht früher. Je mehr er erfuhr, umso aufgeregter wurde er. Er hatte zusammen mit Valland Lohses Wohnung in Paris aufgesucht, aber dort lebte mittlerweile ein französischer Oberst, der nichts über den früheren Bewohner wusste. Unverdrossen kehrte er am nächsten Tag zurück, hielt sich eine Stunde vor dem Haus auf und versuchte, seinen defekten Fahrradreifen zu »reparieren«, aus dem er zuvor absichtlich die Luft abgelassen hatte. Aber keine verdächtige Person betrat oder verließ das Gebäude.
    Als er diesmal in Rose Vallands Wohnung ankam, fiel ihm auf, dass sie sich anders verhielt. Sie wusste, dass er zur 7. US-Armee versetzt worden war, und sie war fast so aufgeregt wie er. Sie besaß alle Informationen, die er brauchte.
    »Das hier ist Rosenberg«, sagte sie und zeigte ihm das erste Bild aus einem großen Stapel von Fotografien, »der Mann, den
Hitler mit der geistigen und philosophischen Ausbildung der Nazis beauftragt hat. Mit anderen Worten, er ist der oberste Rassenideologe.«
    Rorimer saß in ihrem Wohnzimmer, das nur durch ein kleines Feuer und eine matte Glühbirne erleuchtet wurde. In einer Vase auf einem Beistelltischchen steckten Blumen, auf der Kommode stand eine Flasche Cognac. Während ihm Valland die weiteren Bilder zeigte – Göring, Lohse, von Behr und die übrigen leitenden ERR-Mitarbeiter –, versuchte Rorimer sich an den kleinen Kuchen interessiert zu zeigen, die sie für seinen Besuch gebacken hatte. Doch das gewöhnliche Umfeld konnte nicht die außergewöhnliche Natur der Entdeckungen verringern, die er hier machte.
    Valland zeigte ihm weitere Fotos von Göring, wie er zusammen mit Walter Andreas Hofer, Bruno Lohse und Oberst von Behr Kunstwerke inspizierte. Auf einem anderen Bild hielt er ein kleines Landschaftsgemälde in der Hand, mit einem Seidenschal um den Hals und einer Zigarre in der Hand. Lohse war zu sehen, wie er seinem Herrn ein Gemälde überreichte; von Behr stand in Uniform hinter seinem riesigen Schreibtisch, seine Lakaien saßen daneben auf Stühlen. Gewöhnlich erkannte Rorimer die Männer schon, bevor ihm Valland ihre Namen nannte. Er kannte sie, das wurde ihm klar, weil Valland sie ihm vorher schon oft beschrieben hatte.
    Sie bereitet mich vor, dachte er. Das tut sie schon die ganze Zeit. 176
    Rose Valland verschwand und kam dann mit weiterem Material zurück. Quittungen, Fahrpläne und sonstiges Material, das die westlichen Alliierten benötigen würden, um nachzuweisen, welche Gegenstände geraubt und über das Jeu de Paume nach Deutschland verfrachtet wurden. Sie stand auf und kehrte kurz darauf mit einem weiteren Stapel zurück: Fotos von einigen der betroffenen Werke, von denen viele aus ihren Rahmen genommen worden waren, um sie besser transportieren zu können. Ein weiteres Foto zeigte eine Vielzahl von Kunstobjekten, die hinter einem Vorhang dicht an einer Wand aufgestapelt und in Regale gestopft waren.
    »Vermeers Astronom«, sagte Rose Valland und hielt bei einem besonders wichtigen Gemälde inne. »Es wurde vom ERR direkt von der Wand im Wohnzimmer von Edouard de Rothschild entwendet. Göring hatte an Vermeers Bildern einen Narren gefressen.«
    Rorimer war verblüfft, nachdem er das alles gesehen hatte. Der Astronom gehörte zu jenen wenigen Gemälden, die allgemein als Meisterwerk galten.
    »Das ist dann also in Görings Privatsammlung gelandet?«, fragte er.
    »Nein, dieses Bild ging an Hitler. Es heißt, Hitler habe danach größeres Verlangen gehabt als nach jedem anderen französischen Gemälde. Daher hat Göring es ihm im November 1940 geschickt, kurz nachdem er sich entschlossen hatte, von Rosenberg die Kontrolle über die Aktivitäten des ERR zu übernehmen. Göring

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