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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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fürchtete, dass Hitler den Fehlschlag bei Remagen dazu benutzen würde, seine Politik der »verbrannten Erde« umzusetzen verfasste Speer eilig eine 22 Seiten umfassende Denkschrift, in der er auf die katastrophalen Auswirkungen der geplanten Zerstörungen hinwies. »Wenn im Ruhrgebiet die zahlreichen Brückenbauten der Bahn über die kleineren Kanäle und Täler oder die Überführungsbauwerke gesprengt werden, dann ist das Ruhrgebiet nicht mehr in der Lage, auch nur diejenigen Produktionen aufzunehmen, die notwendig werden, um die Brücken wiederherzustellen.« 179 Ein noch düstereres Bild zeichnete er von den Folgen für die deutschen Städte. »Die in Berlin vorbereiteten Brückensprengungen hätten zum Beispiel zur Folge, dass die Stadt Berlin ernährungsmäßig nicht mehr versorgt werden kann und darüber hinaus auch die industrielle Produktion und das Leben der Menschen in dieser Stadt auf Jahre hinaus unmöglich gemacht wird. Diese Sprengungen wären damit der Tod von Berlin.«
    Am 19. März, nur einen Tag später, erhielt er die Antwort Hitlers. Sie kam in Form eines Befehls an alle militärisch und politisch Verantwortlichen: 180
    Der Kampf um die Existenz unseres Volkes zwingt auch innerhalb des Reichsgebietes zur Ausnutzung aller Mittel, die die Kampfkraft unseres Feindes schwächen und sein weiteres Vordringen behindern. Alle Möglichkeiten, der Schlagkraft des Feindes unmittelbar oder mittelbar den nachhaltigsten Schaden zuzufügen, müssen ausgenützt werden. Es ist ein Irrtum, zu glauben, nicht zerstörte oder nur kurzfristig gelähmte Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- oder Versorgungsanlagen bei der Rückgewinnung verlorener Gebiete für eigene Zwecke wieder in Betrieb nehmen zu können. Der Feind wird bei seinem Rückzug uns nur eine verbrannte Erde zurücklassen und jede Rücksichtnahme auf die Bevölkerung fallen lassen.
    Ich befehle daher:
    1. Alle militärischen Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen sowie Sachwerte innerhalb des Reichsgebietes, die sich der Feind für die Fortsetzung seines Kampfes irgendwie sofort oder in absehbarer Zeit nutzbar machen kann, sind zu zerstören.
    2. Verantwortlich für die Durchführung dieser Zerstörungen sind die militärischen Kommandobehörden für alle militärischen Objekte (einschließlich der Verkehrs- und Nachrichtenanlagen), die Gauleiter und Reichsverteidigungskommissare für alle Industrie- und Versorgungsanlagen sowie sonstige Sachwerte. Den Gauleitern und Reichsverteidigungskommissaren ist bei der Durchführung ihrer Aufgabe durch die Truppe die notwendige Hilfe zu leisten.
    3. Dieser Befehl ist schnellstens allen Truppenführern bekannt zu geben. Entgegenstehende Weisungen sind ungültig.
    gez. Adolf Hitler

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DIE 1. US-ARMEE ÜBERSCHREITET DEN RHEIN
    Köln und Bonn
10. bis 20. März 1945
    Walker Hancock, der Monuments Man der 1. US-Armee, drückte aufs Gaspedal und jagte den Jeep durch die Vororte von Bonn. In den vergangenen Tagen war er mit seinem neuen Vorgesetzten (und früheren Kollegen) George Stout unterwegs gewesen; er hatte sich wohl gefühlt in seiner Gesellschaft und war dankbar dafür, dass Stout ihn an seinem enormen Wissen hatte teilhaben lassen. In Aachen war Hancock zu Fuß durch die Stadt gegangen. In einem Straßenzug gab es ein offenes Restaurant, auf dem Gehsteig waren einige Leute unterwegs, und eine Frau trug eine Tasche mit Lebensmitteln unter dem Arm. Hinter der nächsten Ecke war Aachen eine tote Stadt, ein Friedhof aus Stacheldraht, verrostetem Metall und Geröllhaufen, die nach Hundekot stanken. Als er einige Straßen hinabblickte, stellte er sich vor, dass niemals mehr jemand hierher zurückkehren würde. Vielleicht waren die früheren Bewohner alle tot. In diesem Augenblick hatte er gedacht, dass es nirgends schlimmer sein konnte als in Aachen. Aber dann hatte er Köln gesehen.
    Nach dem Willen der Alliierten sollte Deutschland zur Unterwerfung gezwungen werden. Dies war Hancock bekannt gewesen, doch hatte er keine genaue Vorstellung davon gehabt, was unter »massiven Luftbombardements« zu verstehen war, bis er nach Köln kam. Die Stadt war mehrmals Ziel alliierter Luftangriffe gewesen – genauer gesagt, von insgesamt 262 Angriffen was Walker Hancock aber nicht wissen konnte –, und die Innenstadt lag in Schutt und Asche. Sie war nicht verwüstet, sondern verschwunden, zerstört und dann immer und immer wieder bombardiert worden, bis nichts mehr übrig blieb. Es war eine »schlimmere

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