Monuments Men
dass in Polen 170 000 Menschen erschossen wurden«, erklärte er 1943 in einer Rede vor Parteigenossen. »Wir haben jetzt die Pflicht, zusammenzustehen; alle, die wir hier versammelt sind, stehen auf der Kriegsverbrecherliste von Herrn Roosevelt. Ich habe die Ehre, darauf die Nummer eins zu sein.« 267 Als er einmal ein anderes Gebiet besuchte, bemerkte Frank ein Plakat, auf dem es hieß, dass sieben Partisanen hingerichtet worden seien; er würde einen ganzen Wald fällen müssen, brüstete er sich gegenüber seinen Begleitern, wenn er jedes Mal ein Plakat aufhängen wolle, nachdem er sieben Polen getötet habe.
Frank verurteilte schnell andere, aber er war zu schwach, um sich seinen eigenen Verbrechen zu stellen. Machtlos und sich der Ausweglosigkeit seiner Lage bewusst, übergab Frank den Amerikanern seine 43 Bände umfassenden Tagebuchaufzeichnungen. In der ersten Nacht in Gefangenschaft versuchte er sich umzubringen, indem er sich die Pulsadern und die Kehle durchschnitt. Doch der Selbstmordversuch misslang ihm. Als sie sein Haus durchsuchten, fanden die Soldaten sechs weltberühmte Gemälde, darunter drei Meisterwerke, die aus dem Czartoryski-Museum in Polen geraubt worden waren: Rembrandts Landschaft mit dem barmherzigen Samariter und Leonardo da Vincis Dame mit dem Hermelin. Das dritte Bild, Porträt eines jungen Mannes von Raffael, galt offiziell als verschollen.
In einer Gefängniszelle in der Nähe von Trier verfiel Hermann Bunjes in Trübsal, als er über sein Leben nachdachte. Die Kulturgüterschutzoffiziere Robert Posey und Lincoln Kirstein waren nicht mehr zurückgekehrt, um sein Hilfsangebot anzunehmen; stattdessen hatte Posey einen Verhörspezialisten der Armee zu dem kleinen Refugium des Gelehrten außerhalb von Trier geschickt. Kurz darauf war Bunjes von alliierten Soldaten verhaftet worden. 268 Er hatte Göring bei seinen Raubzügen in Frankreich geholfen, hatte Rose Valland im Jeu de Paume schikaniert und er hatte sämtliche kulturellen, wissenschaftlichen und persönlichen Werte verraten, um sich Macht anzueignen. Vielleicht hatte er gehofft, in dem Durcheinander entwischen zu können, das mit dem Vormarsch der Alliierten verbunden war, oder sich seine Freiheit erkaufen zu können, indem er Posey und Kirstein von Hitlers Schatzkammer in Altaussee erzählte. – Hermann Bunjes hatte im nationalsozialistischen System nach Macht, Wohlstand und Ansehen gestrebt, doch all dies war nur eine grausame Illusion eines törichten Mannes gewesen.
In Bayern war Herman Göring, angetan mit allen Quasten und Insignien seines hohen Ranges (den ihm Hitler vor ein paar Tagen aberkannt hatte), in einem offenen Wagen und mit SS-Männern als Geleitschutz unterwegs. Den Wachmännern war befohlen worden, den Reichsmarschall und seine Familie zu töten, aber auch den SS-Leuten war bewusst, dass in Deutschland nun ein führerloses Vakuum entstanden war, und daher ignorierten sie den Befehl. Das Ziel des Konvois war Mauterndorf, eines von Görings zahlreichen Landgütern; der Reichsmarschall wollte dort warten, bis er eine Audienz bei Eisenhower erhielt. Er war überzeugt, dass der General ihn empfangen und mit ihm ein Gespräch führen würde wie zwei ebenbürtige Militärführer.
Seine Kunstschätze waren unterdessen unterwegs zur Stadt Unterstein, zehn Kilometer von Berchtesgaden entfernt. In den vergangenen zwei Wochen hatten sie einen gefährlichen Weg über die ausgebombten Bahngleise Deutschlands zurückgelegt. Zuerst waren sie nach Berchtesgaden geschafft worden, wo drei Waggons abgekoppelt wurden, obwohl die Schutzräume feucht waren und sich als zu klein für die gesamte Sammlung erwiesen. Die übrigen Waggons waren nach Unterstein geschickt worden, aber nachdem sie dort angekommen waren, überlegte es sich der Reichsmarschall anders und entschloss sich, die Objekte in den Luftschutzbunkern in der Nähe von Berchtesgaden einzulagern. Die Gemälde wurden zum Schutz mit Tapisserien bedeckt, dann wurden die Türen der Bunker mit 30 Zentimeter dickem Beton zugemauert und mit Holzverkleidungen getarnt, die wie Deckenbalken aussahen. Der Großteil der Kunstwerke war allerdings noch immer nicht untergebracht, und während die Bomben auf Deutschland fielen, alliierte Soldaten durch den Schutt der einstmals großen deutschen Städte voranstürmten und fanatische Nazis alle Bahnlinien, Fabriken und Brücken im deutschen Kernland in die Luft zu jagen versuchten, schickte Göring den noch nicht sicher verwahrten Teil
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